4. Tag: Donnerstag, der 16.12.2010
Großkampftag in den Bergen
88 km von Menglun nach Mengla, 1356 hm, bergig mit zwei großen Pässen, bei angenehmen 18 bis 25 Grad, nebelig, dann sonnig
Heute stehen wir vor unserer Königsetappe und deshalb geht es schon mit dem ersten Tageslicht um 7 Uhr zum Frühstück. Gisela geht es seit gestern Abend nicht so gut und sie hat Fieber, deshalb werde ich ihr noch einen Bus organisieren. Außerdem soll das Gepäck nicht an den vorgesehenen Ort an der Grenze, sondern in das neue Hotel in Mohan.
Während ich Gisela zur Busstation begleite, schlagen sich die anderen mit Hilfe des GPS schon in Richtung des ersten Passes durch den dichten Nebel. Einen Bus zu finden ist kein Problem, allerdings gibt es keinen Dachgepäckträger und der Fahrer will das rad nicht mitnehmen. Nachdem ich ihm anbiete, drei Tickets für Gisela zu kaufen, hellt sich seine Miene auf und das rad landet innerhalb weniger Sekunden im Bus.
Dann jage ich der Gruppe hinterher und genieße es, mal wieder ein paar Kilometer alleine zu fahren. Die Landschaft ist wie verzaubert und die Bäume im Nebel scheinen manchmal märchenhaft, manchmal gruselig. Durch ein kleines Flusstal geht es am Anfang schon recht hügelig los, der verkehr kommt immer stoßweise und die Ursache zeigt sch am nächsten Anstieg. Dort ist ein schwerer LKW in den Straßengaben gerutscht und blockiert den Verkehr massiv, aber als Radfahrer kann man sich ganz gut durch den Knoten der wartenden Fahrzeuge wühlen.
Nach 20 Kilometern geht es dann in den ersten Pass und auf halber Strecke habe ich dann unser Flachlandteam eingeholt, Rüdiger und Simone kämpfen ordentlich mit den fast 600 Höhenmetern, aber langsam und kontinuierlich erreichen sie auch den ersten Pass. Wir hatten richtiges Glück, denn erst oben lichtet sich die Wolke, in der wir gesteckt haben und es wird warm. Dafür bekommen wir eine grandiose und klare Aussicht über die Landschaft. In dem Tal hinter uns klemmt noch die dichte Wolke, in der wir nach oben geradelt sind und auf der anderen Seite haben wir eine Fernsicht über dutzende von Kilometern.
Nach einer rauschenden Abfahrt erreichen wir ein kleines Dai-Dorf mit ein paar Restaurants. Der Koch zaubert wunderbar leichte Gerichte und wir gehen gestärkt auf die nächste Etappe. Wir hätten hier noch einmal die Gelegenheit auf die nicht so bergige Schnellstraße abzubiegen, aber Simone will sich auch den zweiten Pass hochkämpfen, wieder satte 500 hm, diesmal auf ruhigster Straße, die wir nur mit einer Ziegenherde und ein paar Kühen teilen.
Nach der zweiten Abfahrt ist Simone dann richtig platt, die berge sind eben nicht mit der Deichkrone im Norden zu vergleichen. Christa und Ulli fahren deshalb den dritten Pass allein und wir biegen auf die Schnellstraße ab.
Hier geht es dann nur noch ein wenig nach oben und dann in einem langen Tunnel durch den Berg. Es ist gruselig dunkel und die Angst motiviert noch einmal ordentlich Kräfte. Zeitweise sieht man die Hand vor Augen nicht und die beiden Lampen haben wir aus Sicherheitsgründen nach hinten gerichtet. Aber wir kommen gut die knapp zwei Kilometer durch den berg und dann geht es in rauschender Fahrt abwärts nach Mengla.
Vor dem Hotel treffen wir Ulli und Christa wieder, die auch gerade angekommen sind. Das Abendessen schmeckt heute doppelt so gut, denn wir haben ordentlich Kalorien verbrannt und auch dürfte heute Abend niemand Probleme mit dem einschlafen haben.