17. Tag: Dienstag, der 30.11.2010
Gold und Armut
30 km mit dem Rad durch die Stadt, Besichtigung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten, bis 33 Grad bei Sonnenschein
Auch heute haben wirt wieder ein großes Programm, zuerst fahren wir runter zum Irrawaddy, hier legen nicht nur die Schiffe für die Touristen an, sondern es werden auch Güter umgeschlagen. Von einem ausgebauten Kai oder Krananlagen keine Spur, hier wird alles noch über dünne Bohlen geschleppt und per Hand verstaut. Am Ufer finden sich zahlreiche nur aus Bastmatten oder Plastikplane notdürftig errichtete Hütten, in denen jeweils eine Familie haust. In diesem Jahr sieht es nicht ganz so schlimm aus, wie in früheren Jahren, das Ufer wurde gründlich „gefegt“ und die Slums sind weiter aus der Stadt gerückt.
Weiter geht es einmal durch die Stadt, im Klosterbezirk des Mahagandayon reihen sich die Mönche zu einem langen Zug, um ihr Essen zu empfangen. Die Tradition, dass die Mönche ich Essen selbst erbetteln sollen, hat sich hier ins Gegenteil gewandelt. Einmal würde natürlich die große Zahl der Mönche an diese Universität, bis zu 1500 sind es in Spitzenzeiten, die umliegenden Dörfer überlasten, deshalb verlässt man sich hier auf Donationen und Spenden von Pilgern und das System schein zu funktionieren. Neben den Essensportionen war heute für viele Mönche wieder ein Stück Seife oder eine Tüte mit Waschmittel dran. Unweit der Mönchsuniversität befindet sich die U-Bein Brücke, die längste Teakholzbrücke im Lande, die einen Flussarm überquert und zu einem kleinen Dorf führt. Leider kommen wir nicht zum günstigsten Zeitpunkt, denn alle Touristen Busse fahren direkt von der „Mönchsfütterung“ zur Brücke und nun trifft man hier auf die geballte Ladung von Massentourismus plus aufgescheuchte Straßenhändlerschar. Unter der Brücke wird gerade ein riesiges Fischernetz zusammengezogen, in den immer enger werdenden Netzen zappeln hundert von großen Fischen, aber es haben sich auch viele Kinder und Frauen aus der Umgebung eingefunden, die einmal beim zusammenziehen der Netze helfen und dafür einen Fisch bekommen oder sie anderen, die in versuchen mit einem schnellen griff ins Netz einen Fisch zu ergattern.
Auf dem Weg in die Stadt besichtigen wir noch eine Seidenweberfabrik, in der Mittagspause ist nicht viel Betrieb, aber die wenigen verbliebenen Weberinnen zeigen uns, wie die historisch anmutenden Handwebstühle funktionieren.
Unweit der der Mahamuny Pagode werden Buddhafiguren jeder Art und Größe hergestellt, am ende der Straße befinden sich die Bronze und Messinggießereien, hier kann man wunderbar die einzelnen Arbeitsschritte, die Erstellung des Rohkörpers, auf den dann das Wachsmodell aufgetragen wird. Das Wachsmodell wird dann mit Lehm und Stroh eingepackt und eingegraben und dann wird das Wachs durch eingießen das flüssige Metall herausgeschmolzen und Messing oder Bonze nehmen seinen Platz ein. Anschließend werden die Buddhas noch nachgearbeitet und auf Hochglanz poliert. Jede Menge Arbeit, bevor ein Buddha den Weg in den Tempel finden kann.
Ein Stück weiter wird an Holzfiguren gearbeitet und gleich in der Nähe der Pagode befinden sich die Steinmetze, die Buddhafiguren aus weißem Marmor schlagen, auch hier sind die einzelnen Fertigungszustände gut zu beobachten, bevor auch hier in Handarbeit die Oberfläche durch abreiben auf Hochglanz gebracht wird.
Der Höhepunkt einer Stadtrundfahrt in Mandalay ist immer die Mahamuni Pagode. In Ihr steht eine vielleicht fünf Meter hohe brozene Buddhafigur, auf die seit Jahrhunderten Goldplättchen aufgetragen werden, man schätzt das Gold, was sich in dicken Beulen und einer 15 bis 20 cm dicken Schicht auf dem Körper der Buddha verteilt auf fünf bis sechs Tonnen. Und noch ein kleiner Tipp für Kleinkriminelle, die Sicherheitsvorkehrungen sind eher mager, aber man kommt sehr schlecht mit einem größeren Transporter in den Kreuzgang. In der Mahamuni Pagode finden sich zu jeder Tageszeit Unmengen von Pilgern, die andächtig vor der Statue knien. Nur Männern ist der Zutritt zu Statue erlaubt um Goldplättchen aufzukleben.
Nach diesen Besichtigung versuchen wir wieder zum Hotel zurück zu kommen, das dauert aber eine Ewigkeit, denn die Straße ist so verstopft, dass sich gar nix mehr bewegt, aber es gibt auch niemanden mit Hektikstreifen, alle warten recht ruhig und nur mit wenig Huperei darauf, dass es weiter geht.
Wir haben noch unser Abendprogramm vor uns, aber nun mit dem Bus. Zuerst geht es zum Goldenen Palast Shwenandaw Kyaung. Es ist das einzige erhaltene Gebäude des ehemaligen Palastes, das nicht von den Briten oder von Feuer zerstört wurde. Verziert ist es von außen mit hunderten kleiner holzgeschnitzter Figuren und die Säulen und Buddhas innen sind alle vergoldet. Dann geht es weiter zur Kuthodaw Pagode, um den Goldenen Stupa befinden sich kleine Tempelchen mit 729 Marmortafeln, sie erhalten die Ergebnisse des 5. Buddhistischen Konzils 1871/72 und sind auch als größtes Buch der Welt bekannt.
Schließlich hetzen wir dann zum Sonnuntergang auf den Mandalay Hill. Den Weg fast bis zur Spitze legt man in kleinen Fahrzeugen mit Pritsche und Platz für sechs bis acht Leute oder 15 Burmesen, zurück. Die Straße windet sich um den berg und das Taxi rattert mühevoll nach oben, einige Mandalayer joggen auch hoch oder sind mit dem MTB unterwegs. Oben heißt es dann schnell die Schuhe aus und noch ein paar Stufen nach oben und wir sehen genau noch ein Minute lang, wie die Sonne dunkelorange und klar hinter dem Horizont verschwindet.