5. Tag: Donnerstag, der 18.November 2010
Wolken am Wolkengipfelkloster auf dem Wolkengipfel
Tagesausflug zum Yunfengsi, Wolkengipfelkloster, 25 Radkilometer, Wanderung auf den 2500 m hohen Wolkengipfel, 20 Grad, abends wieder sehr kühl, sonnig und Wolken
Am Morgen ist es bitter kalt und es war ein kluge Entscheidung erst Viertel vor Neun zum Frühstück aufzubrechen, allein für die Motivation zum Aufstehen, also raus aus dem warmen doppelten Bettzeug, habe ich mehr als eine halbe Stunde gebraucht. Am Kreisel am Ortseingang gibt es eine kleine Frühstücksbude mit Nudeln und gedämpften Teigtaschen und vor dem Laden ein Fleck mit Sonnenschein, also räumen wir schnell einen Tisch nach draußen und können so recht angenehm frühstücken. Die Aussicht ist nicht schlecht, die Sonne leckt an den Bergen rundherum und zieht die Nebel heraus, außerdem habe ich wieder einmal eine meiner nicht ganz so seltenen UFO Sichtungen, das Foto ist ganz hervorragend, genauso wie ein UFO Foto sein muss, schön verwackelt und unscharf.
Aus Gudong heraus steigt die Straße etwas an und oben sind wir dann richtig schön warm, der Wolkengipfel steckt noch tief in den Wolken und erst eine halbe Stunde später reißen die Wolken auf und wir haben einen ersten Blick auf den Gipfel. Unterwegs ländliches Leben pur. Die Schüler sind auf dem Weg zur Schule und haben Schiefertafeln in der Hand, die Bauern treiben ihre Wasserbüffel auf die Weide und ein Reisfeld wird umgepflügt, immer wieder haben wir wunderbare Fotostopps für China-Klischeebilder.
Gegen 11 Uhr erreichen wir den Eingang zum Wolkengipfel, hier lassen wir die Räder stehen und machen uns an den Aufstieg, ich habe eine halbe bis dreiviertel Stunde in Erinnerung, wir brauchen aber tatsächlich fast anderthalb Stunden und so entsteht wieder einmal ein Scherz über Entfernungs- und Zeitangaben von Reiseleitern. Ich brauche natürlich eine Ausrede und es liegt natürlich nur daran, dass an dem Weg fleißig gebaut wird. Maultiere sind unterwegs und Schleppen Sandsäcke und Granitplatten für die Treppenstufen nach oben. Die letzten 150 Höhenmeter geht es noch einmal recht extrem steil in großen Stufen nach oben, schnaufend und prustend erreichen wir dann den kleinen daoistischen Tempel auf dem Gipfel. Man hat eine wahnsinnige Aussicht in alle Richtungen und hinter den bergen linkerhand liegt schon Myanmar. Bewirtschaftet wird der Tempel von einem Mönch in schwarzer tracht mit Filzstiefeln und langem Gelehrtenbart, dazu gibt es vier oder fünf Hilfsnonnen, die aber hauptsächlich die Küche und das kleine Guesthouse bewirtschaften. Nachts muss es hier oben schrecklich kalt sein, aber wahrscheinlich wird man mit grandiosem Sonnenaufgängen und Untergängen belohnt, ein Ziel für daoistische Pilger und frisch verliebt Pärchen also.
Das Essen hier oben ist sehr preiswert, 10 Yuan pro Person, also ein wenig mehr als einen Euro, dabei muss alles herauf getragen werden, sogar für Bier und schwere Alkoholika ist gesorgt, dafür ist das Essen vegetarisch und nicht jedermanns Geschmack. Eine der Hilfsnonnen schimpft dann mit uns, weil wir unsere Teller nicht blank gegessen haben, was eigentlich für China unüblich ist. Im ganzen Lande ist es eher höflich, einen Teil des Essens zurückzulassen, um dem Gastgeber zu zeigen, dass man satt ist und dass nicht gegeizt wurde. Aber hier oben zählt das natürlich nicht. Nachdem wir uns einmal betreten angeguckt haben, lacht die Nonne aber wieder, wenn es morgen regnet, dann wissen wir wenigstens warum.
Eigentlich wollten wir für den Weg nach unten die Seilbahn nehmen, aber wegen der Bauarbeiten steht diese still oder es werden Zementsäcke transportiert, also müssen wir die unzähligen Stufen wieder hinunter und das ist fast beschwerlicher als der Weg nach oben. Die Stufen sind meistens sehr klein und schmal und man muss höllisch aufpassen nicht zu stolpern. Nach den stufigen 600 Höhenmetern nach oben und wieder runter wird wohl morgen ein leichter Muskelkater nicht ausbleiben. Als wir unten im Tal sind, verschwindet der Wolkengipfel wieder in den Wolken und grüßt nur noch einmal zum Abschied kurz.