1. Tag: Sonntag, der 14.11.2010
Ankunft in Kunming
Kunming ist die Hauptstadt der Provinz Yunnan im Süden des Landes, an Burma und Vietnam und Laos angrenzend und deshalb Ausgangspunkt vieler unserer Reisen. Ich mag die Millionenstadt in luftiger Höhe von 2000 Metern liegend, denn das Klima ist immer recht angenehm, aber das ist alles nur relativ. Wenn man aus Frankfurt einfliegt, ist es natürlich toll am Tage 20 grad zu haben, aber wenn man, wie ich gerade aus Vietnam kommt, dann wird es am Abend, wenn die Temperatur auf 8 Grad fällt sehr kühl und Heizungen gibt es nicht, lediglich eine elektrisch beheizbare Matratze. Ich bin hier schon gestern eingetrudelt und habe ein wenig entspannt und Ersatzteile für unsere Räder besorgt, heut am Nachmittag kommt nun meine Reisegruppe an und ich fahre gespannt auf den Flughafen. Zwei Pärchen aus dem Osten und alter Mitradler aus dem letzten Jahr steigen dann auch pünktlich aus dem Flieger, das Gepäck kommt, nur Ernsts Tasche kommt und kommt nicht und bleibt auch vorerst einmal verschollen.
Durch moderne Straßen geht es mit dem Bus ins Zentrum, leider wurde die Tour zum Vorjahr etwas geändert und so haben wir keinen tag für einen Stadtbummel in Kunming, sehr schade, aber ich kann meine kleine Gruppe zu einem spätnachmittäglichen Ausflug ins Zentrum motivieren. Wir lassen uns per Taxi am Cui Hu, dem Grünen See, absetzen und genießen das Gewimmel der sonntäglichen Spaziergänger. Halb Kunming scheint hier versammelt und alle wollen ein wenig Spaß haben.. Liebespaar spazieren Hand in Hand, Familien mit großeltern und einem Kind oder Enkel, alte Leute. Alle sammeln sich an den Punkten, an denen Musiker sitzen und spielen, lokale Oper wird gesungen, oder Schülerinnen tanzen zum Klang von Popmusik aus der Konserve. Auch gibt es Trommler. An anderen Ecken wird Schach gespielt oder Tee getrunken.
Kunming ist Chians Teehauptstadt. hier reiht sich Teeladen an Teeladen und neben den übliche grünen Tees wird vor allem der Pu’erh tee verkauft. Der unterscheidet sich dadurch, dass er im Freien getrocknet und ein andere Gärverfahren verwendet wird. Der Pu’erh ist der einzige Tee der besser wird, um so älter er ist und es gibt Raritäten und Teeziegel, bei denen 100 Gramm mehr als 100 Euro kosten können. Ich habe gleich in der Nähe des Sees meinen Lieblingsteeladen und auch heute machen wir wieder hier Halt für eine Teeprobe. Da es schon 17 Uhr ist gibt es nur ein Kurzpropgramm mit vier Sorten, denn meine Gruppe muss nach dem stressigen Flug von Frankfurt über Shanghai nach Kunming auch noch ein wenig schlafen können. Wir probieren einen grünen Hochlandtee, einen guten Gunpowder, einen 2006er Pu’erh und einen Sheng Cha, das ist ein nicht fermentierter frischer Pu’erh. Alle sind begeistert und jeder hat einen unterschiedlichen Geschmack.
Inzwischen hat es begonnen zu regnen und so nehmen wir ein Taxi zurück. Um die Ecke, nur 10 Minuten vom Hotel gibt es ein nettes kleines Restaurant. Hier wird im Yunnan Stil gekocht, alle Zutaten wie Gemüse und Fleisch liegen in einer großen Glasvitriene aus. Nach dem Gemüsemangel in vietnamesischen Restaurants erscheint mir das hier wie im Paradies und ich muss noch zwei Fleischgerichte nachordern. Insgesamt vernichten wir sechs Leute dann 9 Gerichte kreuz und quer durch den Gemüsegarten, ein paar Bier und einen angesetzten Mangoschnaps. Der erste Abend hat gut funktioniert, Dank des vielen Tees bei der Teeprobe haben wir sogar noch Lust in eine Kneipe eizuziehen. Unterwegs besorgt sich Ernst in eine Globetrotterladen eine warme Jacke, fall sein Gepäck doch nicht wieder auftaucht.
In der Kneipe gleich hinterm Hotel, im rutikalen Maostil mit Porträts und alten Fotos und schweren Holzmöbeln, alles recht stilisch zahlt man dann auch für die Biere und die Schnäpse, mehr als für die große Tafelrunde. Gegen 22.30 kommt dann doch die Müdigkeit vom langen Flug und wir ziehen uns in unsere kalten Hotezimmer zurück und drehen die elektrischen Matratzen an.