96. Tag in Hanoi – Samstag, der 31.07.2010
Ausflug nach Ninh Binh II – Hart am Hitzekoller, 98 km von Kim Boi nach Ninh Binh
Auch wenn man 40 Dollar für ein nettes Zimmer bezahlt, heißt das noch lange nicht, dass Ausschlafen im Preis inbegriffen ist. gegen 5.30 Uhr jedenfalls wird um meinen Bungalow herum der Wald gefegt, das heißt ein Dutzend Arbeiterinnen ist mit Besen und Rechen zum Saubermachen unterwegs. Aber ich wollte ja sowieso nicht lange Schlafen! Also springe ich noch einmal in den Pool, dann gibt’s Frühstück und um sieben Uhr bin ich auf dem Rad. Nicht dass es etwas kühl wäre am Morgen, die Temperatur ist schon wieder bei dreißig Grad und die Sonne und der klare Himmel versprechen einen noch wärmeren Tag als gestern.
Gleich in Kim Boi gibt es einen schönen lokalen Markt, also nicht zu vergleichen mit den Klimbim Shopping Meilen in den Touri Zentren. Hier gibt es nur lokale Produkte und keine Touristen. Um das Gemüse und Fleisch drängen sich die Frauen aus den umliegenden Dörfern. An der Straße werden Hühner und Geflügel verkauft. Zusammengedrängt in kleinen Bambuskörben wartet das Geflügel auf seine letzte fahrt zum Kochtopf. Aber der Markt hat auch soziale Funktion, überall stehen die Frauen beieinander und tratschen und kichern. Auch ein paar Minoritätenfrauen, zu erkennen an den blau gefärbten Jacken und mit bestickten Borten verzierten Arm und Beinbändern sind zu sehen, hier kann ich nur raten welcher Volksgruppe sie zugehören, wahrscheinlich ein thaistämmiges Volk. Leider lassen sich Damen nur sehr ungern fotografieren und ich will sie ja auch nicht verärgern, also wende ich mich wieder den ethnischen Vietnamesen zu, die da viel williger sind. Sie lächeln nicht nur bereitwillig in die Kamera, manchmal werde ich sogar gestoppt und aufgefordert ein Bild zu machen.
Den Vormittag geht es weiter durch Karstlandschaft, die aber recht weitläufig ist. Wieder genieße ich das satte Grün der Felder, die schmale ruhige Straße und die schönen Ausblicke. Leider kann man unterwegs nicht stehen bleiben und die Ausblicke länger genießen, da dann sofort der Schweiß ausbricht. Bis Ba Hang nach 43 km habe ich dann schon einen kräftigen Hunger, doch es ist wieder schwierig, ein Restaurant zu finden. Erst am Ende des Ortes bekomme ich dann eine große Portion Reis, Hühnchen und etwas Gemüse. Eine große Gruppe von Jugendlichen ist auch im Restaurant und so komme ich gar nicht zum Verschnaufen, alle wollen ihre drei vier Worte englisch ausprobieren und ständig werde ich auf die Schulter getippt, mal bitte nicht so viel Essen, wir haben viele Fragen.
Nach dem Essen hat die Sonne dann ihren Höchststand erreicht und brennt unbarmherzig. Nach ein paar Kilometern auf der Hauptstraße geht es wieder links ab auf eine Nebenstraße, deren Belag von mittelmäßig auf lausig und wieder zurück wechselt. Nach ein paar unbedeutenden Hügeln spielt der Körper wieder verrückt, ich schnaufe wie ein Dampfross, aber die heiß-feuchte Luft ist zu dick zum Atmen und ich beginne zu frieren, bei fast 40 Grad. Höchste Zeit wieder eine Pause zu machen. Mühselig erholt sich der Körper nach zwei großen Gläsern Eistee wieder und eine halbe Stunde später steige ich wieder aufs Rad, doch der Effekt hält nicht lange vor und so strampele ich kraftlos und saftlos vor mich hin. Bis zum Ziel sind es noch gute 35 Kilometer und es ist immer noch glühend heiß. Bei Nho Quan geht dann wieder nichts mehr, also mache ich wieder eine lange Pause und trinke wieder einen Liter kaltes Getränk, zu essen gibt es natürlich nichts und so geht es dann hungrig weiter.
Zum Fotografieren habe ich kaum Lust, obwohl die Landschaft toll ist, vor mir wieder Karstformationen und hinter mir die Silhouette des Cuc Phuong Nationalparks, einem großen Urwaldgebiet hier im Norden. Dazwischen eine breite Ebene, viele reisfelder und ein Fluß mäandert gemütlich vor sich hin.
In meinem Reiseleben habe ich schon einige heiße tage erlebt und in der Wüste in Turkmenistan war es auch noch heißer als hier, aber natürlich gab es einen niedrigere Luftfeuchtigkeit. Selbst nach einer halben Stunde Rast lassen die Schweißströme nicht nach, 38 Grad sind einfach zu heiß zum Radeln in den Subtropen. Nach Ninh Binh will ich mitten durch die Karstkegel, es gibt hier eine Straße mittendurch, aber ich kann den Abzweig nicht finden, also mache ich noch eine letzte rast und trinke diesmal Zuckerrohrsaft und hoffe, dass der Zucker mir noch Kraft für die letzten 15 Kilometer gibt. Jetzt ist es auch schon 17 Uhr und nicht mehr ganz so heiß und ich bin heilfroh, als ich eine knappe Stunde später in Ninh Binh einrolle, vom Kegelkarst habe ich noch nicht viel gesehen, das muss ich dann morgen früh nachholen, auf dem Weg zurück nach Hanoi.
Im Guesthouse war ich schon dreimal hier und deswegen werde ich herzlich begrüßt. Wo denn meine Reisegruppe sei, werde ich sofort gefragt. Es gibt nun ein kaltes Bier und eine kühle Dusche und so langsam erholt sich der Körper wieder und ich beginne den Tag doch nicht so schlecht zu empfinden. Vor allem zeigt sich, dass es gut war in Beijing noch einen Polarisationsfilter für die Kamera zu kaufen, endlich wieder ein azurblauer Himmel und Wolken auf den Bildern!
Auch im Februar nächsten Jahres werde ich hier auf der Strecke unterwegs sein und dann bei angenehmen Temperaturen, hoffentlich um die 25 Grad und dann wird es eine wirkliche Genusstour und nicht so eine Hitzequälerei. Landschaftlich war es eine tolle tour und es ging bis auf die letzten acht Kilometer nur auf ruhigen Straßen und Wegen mit nur kleinsten Hügeln dazwischen durchs Land, so dass eine 100 km Etappe kein Problem sein wird.
Am 2. August 2010 um 12:14 Uhr
Wahnsinnsbilder, diese Farben, diese Landschaft, EINFACH TOLL !!! Wennst sogar DU Probleme mit der Hitze und Luftfeuchtigkeit hast … na bravo! Für „Otto Normalverbraucher“ also um diese Zeit sicherlich NICHT WIRKLICH GEEIGNET !!!!!!
Tja, Lust bekäme man schon, da mitzufahren ……… aber, es gibt halt ein paar „lächerlich kleine Problemchem“ … Urlaub, Geld und der v.a. der Zeitfaktor!
Aber es wird sicherlich eine wunderschöne Tour … !
lg Edith