77. Tag in Hanoi- Sonntag, der 11. Juli 2010
Backpackertrip nach Halong II
Der nächste Tag beginnt so schlecht, wie der erste geendet hat, mit einem lausigen Frühstück, mit ungetostetem Toastbrot, internationaler Billig-Chemo-Erdbeermarmelade und dünnem Nescafe, der optisch nicht vom Lipton Tee zu unterscheiden ist und das im Land mit dem besten Kaffee der Welt und zweitgrößtem Kaffeeexporteur und einer Nation von Teetrinkern!
Dann zuckelt der Kahn weiter durch zahllose Buchten, was sehr schön anzusehen wäre, wenn man denn draußen sitzen könnte, aber da ist nur pralle Sonne, eine Beschattung des Sonnendecks ist nicht möglich. Hier wäre nun eine Besichtigung der Höhle ohne Stress und Massenandrang möglich gewesen, stattdessen sitzen alle da und schwitzen müde vor sich hin.
Gegen halb 12 sind wir dann im Hafen zurück und werden in ein riesiges Restaurant verfrachtet, in welchem schon ca. 300 Leute bespeist werden. Der Führer verabschiedet sich für anderthalb Stunden und wir sitzen im überhitzten Lokal und warten, dass etwas passiert. Wieder wird es mir zu bunt und ich und ich nötige einige der Serviererinnen, wenigstens erst einmal die Getränke zu verkaufen, was diese dann auch mit entsprechend schlechter Laune tut.
Dann hat man die Wahl noch 45 Minuten drinnen im schlecht ventilierten Raum oder draußen in der Sonne zu warten, bis der Führer samt Bus geruht wieder aufzutauchen. Den einzigen Spaß organisiert Peter, als eine weitere Backpackertruppe zur Speisenabfüllung erscheint. Einer der Leute taucht hier lediglich in der Badehose auf, die Vietnamesen tuscheln beschämt und die anderen Langnasen lachen hinter vorgehaltener Hand, Peter aber stürzt mit meiner Kamera los, stellt sich hinter den Fleischberg und dann klickert der Auslöser wie ein Maschinengewehr, alle lachen und der Typ ist perplex über die Frechheit, kann aber nix gegen den Zwerg mit der übergroßen Kamera machen.
Die Rückkehr ist wieder monoton und öde, während draußen die Reisfelder vorbeifliegen, hunderte von Fotomotiven, Bauern beim Pflanzen und Ackern, schwer bepackte Fahrräder, aber die meisten Tourist haben die Vorhänge zugezogen und versuchen ein Nickerchen zu machen. Wie freue ich mich schon auf die Radtour im nächsten Februar durchs ganze Land. Zwei meiner Dauerkunden haben schon zugesagt und zwei weitere ein „Vielleicht“ angekündigt und dann gibt es Erlebnis pur, Landschaft, Leute, frisches Essen, Kaffeegenuss und keine entblößten Backpacker.
Im Bus grübele ich darüber nach, wie man die Halong Bucht zum Genuss umgestalten könnte, aber mir fällt nix ein, denn die Boote sind fest in den Händen der Tourismusmafia, das heißt, man hat keine Chance irgendwo direkt ein Boot zu mieten und den Leuten klar zu machen, was wir haben wollen, nämlich frischen Fisch, eine ruhige Bucht, ordentlichen Kaffee und einen Führer, der was über das Leben hier erzählen kann. Ein Traum wäre natürlich eine mehrtägige Paddelboottour, Zelten am Strand und Seafood vom Grill und ich kenne jede menge Leute, die dafür auch ein paar Dollar mehr auf den Tisch blättern würden.
Dafür gehen dann die Auswertungsbögen im Bus herum, ich lasse meinen von Peter bemalen, denn was würde eine vernichtende Kritik bewirken, denn der Rest der Backpackertruppe fand Essen, Service und alles andere nicht so vernichtend schlecht sondern „satisfying“ oder „good“ und ich frage mich nun selbst, ob es vielleicht an mir liegt oder ob ich vielleicht zwei entscheidende Fehler in meinem Leben gemacht habe, nämlich in guten Restaurants zu kochen und anspruchsvolle Radtouren zu leiten.
Zum Abend brauche ich dann etwas Ordentliches zu essen und Peter und ich fahren noch einmal zum Chinagrill und hier sind die Shrimps und der Fisch frisch und lecker und die „Reisfeldhühnchen“, so werden in China die Frösche genannt, sind einfach auf den Punkt gegrillt, das Gemüse knackig und knusprig und die Aubergine gut gewürzt. Dafür verirren sich nur wenige Backpacker ins Lokal, denn auf dem Boden stapeln sich die Knöchlein und Servietten und gegessen wird an niedrigen Tischen, aber der kleine von Vietnamesen überfüllte Laden in der Hang Bong bleibt mein Lieblingslokal!
Am 12. Juli 2010 um 14:32 Uhr
Wow, sind das schöne Bilder bzw. ist das eine tolle Landschaft (irgendwie sieht es aus wie in Guilin !!!) … da bekommt man richtiggehend Lust drauf, sofort die Sachen zusammenpacken und ab nach Vietnam! Wenn nur zur Zeit nicht diese wahnsinns-Hitze wäre … !
NEIN … in DIESEM FALL hast du sicherlich keinen Fehler gemacht !!!!!! (bezüglich diesem Ausflug !!!!!!)
Aber, solange es Touristen gibt, die sich selber nicht anstrengen wollen und sich nur herumgeführen lassen, egal auf welchem Niveau und Standard, sooooo lange wird es solche Touren geben !
Vielleicht kennen sie aber auch nicht DICH oder eben China by bike oder was weiß ich welche Trekkings-Büro`s es gibt !?!?!?
Ich hab`s ja auch nicht glauben können, dass ihr bzw. du echt IMMER, wirklich IMMER abseits vom Touristenschwarm seid ! Das muss man erst einmal erleben (und ich hab erst die Einsteigertour mitgemacht und bin schon RESTLOS BEGEISTERT !!!!!!!) …. DANN MACHT man sicherlich KEINE DERARTIGE TOUR mehr mit, wie sie sie da anbieten (außer du, der du nicht anders konnest !!!!!!)
So, bei uns hat es zur Zeit auch so 34° im Schatten ……. liebe Grüße nach Vietnam Edith
Am 12. Juli 2010 um 15:09 Uhr
Same, same – but different! es ist die gleiche geologische struktur wie in guilin, kegelkarst mit vielen höhlen und subtropischen bewuchs, nur eben im meer gelegen!
die gegend ist schon genial, aber von der touristischen struktur wie china vor 10 bis 12 jahren, es geht hauptsächlich darum, die kuh zu melken, aber ich hoffe, die vietnamesen lernen ebenso schnell wie die chinesen und dann haben wir in ein paar jahren differnzierte angebote, einmal billigtourismus für die leute, die einmal hier gewesen sein müssen und genießertourismus mit ausgegelichenem preis- leistungsverhältnis wie eben in china oder thailand oder mein lieblingsbeispiel angkhor wat in cambodia, hier wird findet man massentourismus, aber man kann sich hier wunderbar abschotten und wunderbar kultur pur genießen!
Am 15. Juli 2010 um 17:54 Uhr
Hallo Tom, das weckt sehr schöne Erinnerungen an das letzte Jahr, unsere Bootstour war ja der reine Luxus!! Auch auf den Landunter-Bildern meine ich bekannte Plätze wieder zu erkennen, haben die keine Keller die voll laufen? Die lachenden Gesichter trotz Katastrophen sind immer wieder beeindruckend!
Lieben Gruß
Christa
Am 15. Juli 2010 um 21:25 Uhr
Hallo Tom,
schön, schön aber bleib mal doch lieber bei den Radtouren.
Bin am Wochenende, bei 35^von Halle, bis, fast, nach Berlin
gefahren. Es war toll und immer ein wenig Wind um mich!
Wir fahren bestimmt nochmal zusammen, Irgendwo!
Herzliche Grüße
Hajo!
Ilse ist zur Kur und läßt es sich gut gehen1
Am 12. August 2010 um 08:10 Uhr
Hallo Tom ,
wir sind gerade dabei unseren Urlaub zu verarbeiten (1 Monat Vietnam mit Familie). Da weckt dein Blog tolle Erinnerungen- privattour durch Bay Tu Long und Nin Bin, Zugfahrt durch Hanoi, aber auch Enttäuschungen, vor allem wenn ich vom Essen lese, viele Vietnamesen sind es gewohnt mit Glutamat zu kochen, sowohl im privaten, selbst im abgelegensten Dorf aber auch in vielen Restaurans. Ich habe es in jeder Küche gezeigt bekommen in die ich schauen durfte und alle Vietnamesen die ich daraufhin angesprochen habe erklärten verwundert das Glutamat ein sehr gutes Gewütz sei, was selbstverständlich zum Kochen gehöre. Wenn dich dieses kleine Esstehma auch interessiert würde ich gerne von deiner Erfahrung lesen.
Am 9. Januar 2011 um 14:34 Uhr
@ Ingmar: Witzig, ich hatte grad den Eindruck, daß in Vietnam weitgehend glutamatfrei gekocht wird. Meine Vietnamaufenthalte haben mir jedenfalls die deutschen Chinarestaurants mit ihrer Glutamat-Euphorie gründlich vermiest. Aber ich bin auch keine ausgewiesener Gourmet!
Gruß, Peter.