69. Tag in Hanoi- Samstag, der 3. Juli 2010

Restaurantphilosophie I

Letzte Woche habe ich ja nun schon zwei Artikel zu Nudeln und der der vietnamesichen Pho geschrieben und nach knapp drei Monaten hier in der Stadt, wird es Zeit auch ein wenig zum „Rest“ des Essensgeschehens zu schreiben.

Als erstes möchte ich bemerken, dass es einen großen Unterschied macht, ob man als Tourist hier in dieses Land kommt, oder ob man hier lebt und für den Alltag auf eine etwas ökonmischer Form der Versorgung umzusteigen.

Als Tourist mit einem guten Lokalguide bekommt man ohne Zweifel hier in Hanoi eine großartige Auswahl an nationalen und regionalen Spezialitäten vorgesetzt und serviert, allerdings haben viele Restaurants auch das gleiche Preisniveau, wie in unseren Längen und Breiten. Als Neueinsteiger ins Stadtleben sieht es da schon etwas schwieriger aus.


Mit meinen Schülern habe ich da noch etwas leichter, nach der Schule schwingt sich die halbe Klasse auf die Flitzer und wir fahren in ein Lokal in der Altstadt an den Bahnschienen in der Cua Dong Straße. Hier gibt es eine Auswahl an vorgekochten Gerichten und Reis. Am leckersten ist hier der geräucherte und gebratene Fisch, die Eiergerichte sind auch nicht schlecht, die Gemüseauswahl nicht zu reichlich, meist nur Wasserpinat mit Knoblauch, dazu einige Fleischgerichte, kaltes Schweinefleisch oder explodiertes Hühnchen, als Hühnerfleischstückchen zum abnagen. Als „Kantinenessen“ ist das ganz annehmbar, aber es hat nichts mit Gourmet-Hochgenüssen zu tun.

Bleiben die Bun Cha Stände. Gleich hinter dem Goethe Institut verwandelt sich der vormittägliche Pho Bo (Nudelsuppe) Stand in einen Bun Cha Stand, dafür wird ein riesiger Grillofen auf die Straße gekarrt und dann werden Hackfleischklöschen gebraten, auf Berlinerisch: es werden Bouletten gegrillt. Diese kommen dann in eine dünne Suppe mit etwas Fischsaue, meist kommt dazu etwas sauer-eingelegter Rettich, natürlich kalte Nudeln und frische Kräuter. Manchmal gibt es statt der Bouletten oder gemeinsam mit ihnen Scheiben von fettem Schweinebauch oder Filetscheiben.

Dann gibt es noch Frühlingsrollen, die fritierte Variante findet man an einigen Stellen, als Schweinefleisch oder Seafood Variante, ebenfalls seviert mit einer Schale dünner Suppe und eingelegtem Rettich, sowie Kräutern und natürlich kalten Nudeln.

Nächstes Nudelgericht dann wieder vom Grillstand, Tofu wird an einigen Ständen gegrillt und dann, natürlich mit kalten Nudeln seviert, manchmal noch ein Art kleiner Würstchen dazu.

Abends findet man ab und zu an winzigen Ständen auch Ban Xeo, das sind Pfannkuchen aus Reismehl und Kokosmilch mit verschiedenen Füllungen, wie Shrimps, fettem Schweinefleischstreifen und Mungobohnensprossen.

Abschließend sind wir schon wieder bei den größeren Nudelstuben, hier gibt es dann auch eine kleine Auswahl an gebratenen Gerichten, einfachen gebratenen Reis oder gebratene Nudeln, sowohl gebratenes Schwein oder Huhn und als meist einziges Gemüse: Wasserpinat.

Mein Bia Hoi bietet dann noch ein paar Snacks an, wie kleine würzige Hackfleischröllchen in Bananenblättern, gebratene Nudeln oder Pommes, leider enden wir hier viel zu oft, aber am Abend, wenn es endlich ein winziges bisschen kühler ist und nur noch 35 Grad, dann möchte man nicht in einem kleinen Raum mit donnerndem Ventilator oder irgendwo an den Straßenrand gepresst sitzen, sondern neben dem frischen Bier und auch den kühlenden Luftzug vom See, obwohl letzte Woche der Wind aus der falschen Richtung kam und dann hatte es den ganzen Dreck direkt vorm Bia Hoi zusammen getrieben und es stank wie die Pest und nicht einmal Spitzenfussballspiele konnte die Gäste zu mehr als einem schnellen Bier überzeugen.

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