55. Tag in Vietnam – Samstag, 19. Juni 2010

Provinzstadtcharme

Haiphong ist die drittgrößte Stadt in Vietnam, doch davon ist hier nicht mehr viel zu merken, das Zentrum ist überschaubar und alles ist erlaufbar. Kein Vergleich zu Hanoi und auch das Verkehrsaufkommen ist eher gering, weniger Mopeds und noch weniger Autos.

Im Zentrum gibt es ein kleines koloniales Stadtviertel mit Bauten aus der französichen Besatzung, aber ebenso wie in hanoi ist die eigentlich tolle Bausubstanz entweder schon halb verrottet oder vermöhlt, das heißt mit An- und Umbauten verunstaltet, was eben wichtig ist zum Leben hier und das sind auf keinen Fall sanierte Fassaden oder Luxusappartments, jedenfalls noch nicht.

Wir drehen unsere Runde hier im Viertel und rasten ein wenig im unspektakulären konfuzianischen Den Nghe Tempel, dann fragen wir uns zum Fischmarkt durch. Der ist recht interessant. In der engen Marktstraße wird jede Menge frisches Meeresgetier feilgeboten. Es lassen sich angenehm Fotos machen und die marktfrauen sind immer auf einen kleinen Flirt aus und fühlen sich durch den Fotoapparat geschmeichelt, der Segen einer touristisch nicht erschlossenen region. Dabei sollte es hier nur so von Chinesen wimmeln. Für die wurde extra ein Kasino in der Nähe errichtet, alle Hotels haben auch chinesische zeichen und die Speisekarten sind ebenfalls auch eher in Chinesisch, als in Englisch. Auch im Hotel kommt man mit der Sprache recht gut durch. Aber die Chinesen watscheln ja nicht mit großen kameras über den Fischmarkt, sondern ziehen eher durch die recht vielen Massagesalons, die es im Zentrum überall gibt.

Peter und ich bewundern Krabben und Hummer in allen Größen und Farben. Schildkröten werden ebenfalls zum Verzehr verkauft und Fische verschiedenster Art. Die vietnamesischen Namen nutzen mir nicht sehr viel und so bleibt es beim neugierigen gucken.

Eine koloniale Hinterlassenschaft sind die Cyclos hier. In Hanoi wird noch gelegentlich Rickshaw gefahren, hier gibt es die dreirädrigen Cyclos, auf denen man wesentlich mehr, entweder personen oder auch Waren transportieren kann. Die Dinger sind für den Kumnden außerordentlich bequem, da man vorne fast drauf liegt.

Das Essensangebot im Bia Hoi Hai Phong ist besser als in Hanoi, hier gibt Reis gebratenen Reis und gebratene Nudeln, mit Fleisch oder Seafood, die Meeresnähe ist deutlich zu spüren, auch wenn man davon nichts sieht, ebenso wie von den 16 Flussarmen des Roten Flusses, die die Stadt durchqueren sollen.

Zur Stadt ausgebaut haben die Franzosen die Siedlung, allerdings wurden hier im Delta des Roten Flusses große Siege in der vietnamesischen Geschichte errungen. Im Jahre 938 beendete König Ngo Quyen eine fast 1000 jährige besatzung des Landes durch China. Im Roten Fluss wurde durch eine einfache List die halbe chinesische Flotte versenkt, indem angespitzte Pfähle in den Boden gerammt wurden. Bei einsetzender Ebbe durchbohrten diese die Schiffsrümpfe und die Schiffe sanken. Fast 400 Jahr später wurde dann die mongolische Flotte hier mit dem gleiche Trick am Durchziehen gehindert.

Heute gibt es hier den zweitwichtigsten Hafen Vietnams. Peter und ich ziehen von Tor zu Tor, aber von den Schiffen bekommen wir Nichts zu sehen. Erst am Tor 1 haben wir Erfolg, wir hatten bei Nr. 9 angefangen und dürfen aufs gelände. Für einen Hafen mit internationaler Bedeutung geht es recht beschaulich zu. Eher gemütlich wird ein Schiff mit Marmorscheiben aus China entladen und ein weiterer Frachter aus Laos liegt noch vor Anker. Peter ist aber befriedigt, er hatte seinen Hafen und seine Schiffe und auf dem Rückweg tuckern noch mehrere Güterzüge an uns vorbei und damit ist der Tag gerettet, auch wenn es wieder glühend heiß war. Abends chillen wir dann auf der Straße in einem Cafe mit Eis und Eiskaffee und gehen recht zeitig ins Bett, schließlich gab es keinen Mittagsschlaf und das vietnmesische Fernsehprogramm ist einfach zu langweilig. Meistens chinesische Seifen und Historiendramen über die dann ein einziger Synchronsprecher drüberplappert, so dass nicht einmal mehr das Chinesische zu verstehen ist.

3 Reaktionen zu “55. Tag in Vietnam – Samstag, 19. Juni 2010”

  1. Edith Kandorfer

    Nachdem ja große Teile im Südwesten Chinas von Überschwemmungen heimgesucht worden sind … scheint bei Euch in Vietnam aber nicht viel davon zu bemerken sein !
    Seid froh, alleine was man nur im Fernsehen sieht — katastrophale Zustände einfach.
    So, schöne Woche noch und lg
    Edith kandorfer

  2. tom

    Nach der mordsmäßig heißen Woche mit über 40 Grad hat es am Sonntagabend ordentlich gerumpelt und auch Montag und Dienstag etwas geregnet und wir haben jetzt „angenehme“ Temperaturen um die 32 Grad und man konnte zwei Nächte ohne Klimanalage und Ventilator schlafen!

  3. Hajo und Ilse Marie

    Lesen statt Fußball Deine Blogs und sind wie immer begeistert, vor allem auch von den Bildern. Ringsum ist es recht ruhig und es kann nicht so toll für Dtld. aussehen. Ich glaube das weiterkommen wäre für ganz Afrika wichtiger!

    Herzliche Grüße Hajo & Ilse Marie!

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