A new city…
…start into a new life
Peter schläft und schläft und schläft…bis um 10 Uhr, dann bekomme ich ihn endlich wach. Draußen begann das Straßenleben schon um 6.00 Uhr. Wir wohnen in der Yen Thai Gasse. Mitten in der Altstadt. Auf der anderen Seite hat ein Schlachter seine Auslage, rechts daneben ist eine kleine Travelagency, dann gibt es eine Reihe von Gemüsefrauen und dazwischen ab und zu ein Stand mit Nudeln und jeweils zwei Hockern als Sitzplatz. An der Ecke ein Stand mit frischen Baguettes, es lebe die französische Besatzung, auch die Reiseagentur wirbt mit „Ici, on parle francais“ mit längst vergangenem kolonialen Wissen.
Durch die Straße schieben Verkäuferinnen ihre schwer bepackten Fahrräder. Auf dem Gepäckträger ragen Türme mit Gemüse oder Obst hinauf, welches heute verkauft werden will, viel Arbeit für einen Tag, der trotzdem kaum Gewinn bringt. Ein paar Dollar am Tag ist der Gewinn, vielleicht zweitausend Dollar im Jahr. An Urlaub oder Ferien ist für den einfachen Vietnamesen kaum zu denken. Und schon ein Moped bedeutet eine wesentliche Verbesserung des Lebensstandardes.
Am Goethe-Institut treffe ich auf meine deutschen und vietnamesischen Kollegen und wir besprechen ein paar Details für den Unterricht, der am Dienstag in der nächsten Woche beginnt. Solange habe ich noch Zeit, einen Kindergarten und eine Wohnung zu finden, ein hoffentlich zu bewältigende Aufgabe.
Im Internet finden sich fünf Kindergärten mit internationalem Charakter. Hinter dem Institut steigen Peter und ich zu einem „Mopedtaxifahrer“ auf die Maschine und dann geht es zum ersten Kindergarten. Doch dort sind alle Türen verschlossen, Pech gehabt für heute. Peter bekommt den Helm wieder auf den Kopf und dann geht es weiter im dichten Verkehr und die eine Wohnung steht auf dem Programm. Der Fahrer fährt schön vorsichtig und ich bewundere die ungeordnete Disziplin hier im Verkehr. Auf der einen Seite nutzen die Fahrer jede Lücke und jedes freie Loch im Verkehrsstrom um schneller voran zu kommen, auf der anderen Seite wird jede Konfrontation vermieden und auf diese Weise kommen alle mehr oder weniger gut durch. Es gibt keine lauten Worte und kein Stinkefinger und auch die Huperei hat ihren Sinn, es ist die Positionssirene und kein Warnsignal. Verkehrstraining für deutsche Autofahrer sollte man hier betreiben, runter mit dem Adrenalin, meditatives fahren ist hier angesagt.
Bei Kaffee und Kuchen warten Peter und ich noch eine Stunde auf den Hauseigentümer. Die Wohnung ist toll, ein Zimmer, mit Küche und Bad, Seeblick, Balkon und Klimaanlage. 300 Dollar im Monat, plus Nebenkosten, vielleicht noch einmal 50 Dollar. Leider will der Besitzer nur einen Jahresvertrag und sechs Monate im Voraus plus 300 Dollar Kaution – und das ist sehr heftig. Wenn das überall so ist, da muss ich heute noch ein wenig Geld umdisponieren. Außerdem brauche ich einen Kitaplatz in der Nähe. Wenn ich den morgen bekomme, dann nehme ich die Wohnung.
Gleich nebenan ist ein vietnamesischer Kindergarten, auch ein Gedanke, mit dem ich gespielt hatte, aber die Gruppen sind riesig und niemand spricht auch nur ein Wort Englisch und die Erziehung ist wohl recht „militärisch“ durchorganisiert. Nicht, dass mich das stören würde, aber für Peter wäre es einfach zu schwer, nicht einmal ein Wort erahnen zu können.
Bevor wir uns wieder auf ein Mopedtaxi schwingen gehen wir noch ein wenig am See spazieren, tolle Lage hier, vielleicht klappt es ja morgen mit der Kita und mit der Geldumdisponierung.
Im Hotel zurück brauche ich erst einmal ein paar Minuten im Internet, die wichtigsten Mails absetzen, damit alle wissen, dass wir gut angekommen sind. Dann gehen wir wieder zum „China-Grill“, Seafood und Gemüse und Brot. Nur ein Eis bleibe ich meinem Sohn schuldig, keine einziger Laden in der Nähe verkauft hier gefrorene Milch.
Peter darf dann noch ein wenig auf seinem neuen Gameboy zocken, er schafft locker drei Level, während ich es nicht einmal schaffe, den ersten Gegner platt zu machen und der Süßkeks ist vier Jahre alt-ich vierzig.
Nach dem Spiel lese ich vor und Peter schläft müde ein, er hat die ersten beiden tage prima überstanden ohne Heimweh und Probleme, bis auf eine bockige Attacke heute morgen, er wollte unbedingt ein Unterhemd anziehen, weil er sonst frieren würde und diesen Zustand hat er dann eine halbe Stunde lang gut gespielt, bei knapp dreißig Grad, bis wir draußen ins Leben auf der Straße eingetaucht sind, da war dann alles schnell wieder vergessen.