Einmal Berlin-Braunschweig und zurück
Asche auf mein Haupt!
War das eine stressige Woche, der Terminkalender völlig überfüllt, von Amt zu Amt ging es. Der Computer musste startklar gemacht werden und Sachen für ein halbes Jahr gepackt werden plus eine Chinareise davor. Die ersten beiden Untermieter sind angerückt, ein deutscher Koch und ein israelische Journalist wohnen ab heute in meiner Wohnung. Mein drittes Zimmer wird dann nächste Woche von einer Studentin belegt. Alles musste noch einmal geputzt, Sachen in Kartons verstaut werden und ein Dutzend Briefe verschwanden noch im Briefkasten. Jetzt kann ich aufatmen, das Taxi ist bestellt und pünktlich da und dann geht es zum Bahnhof. Im Stress hatte ich eine Aschewolke nicht wahrgenommen, die seit gestern über Nordeuropa schwebt. Ein Vulkan in Island mit unaussprechlichem Namen hat die Flughäfen im Norden lahmgelegt. Im Zug deswegen dichtes Gedränge und mir schwant einiges. Ich rufe im Büro und und nach fünf Minuten kommt der Rückruf: „Fahr zurück, ALLE Flüge gestrichen, frühestens ab 21.4 wieder etwas nach China zu haben!“ Na toll, was nun, was nun, was nun? Mein kleiner Peter versteht gar nix von der Welt, wenigsten hat er seine Mutter noch eine Woche länger, das ist für ihn erst einmal ein Argument.
In Braunschweig steigen wir aus dem Zug und fahren eine Stunde später nach Berlin zurück. Nach Beijing wollten wir und sind gerade einmal bis über die Zonengrenze gekommen, tolle Weltreise. Meine Untermieter sind verblüfft, viele meiner Freunde nicht, denn inzwischen ging es ja durch alle Medien, dass auf den Flughäfen nix mehr läuft. Zum Glück habe ich noch das dritte Zimmer, das nicht zu Heizen ist, aber das werden Peter und ich schon eine Woche aushalten. China werde ich wohl streichen müssen und wir werden versuchen so schnell wie möglich nach Vietnam zu fliegen, vielleicht haben wir noch ein paar schöne Tage in Berlin und die Spargelsaison wird auch in der nächsten Woche eröffnet.
Am Montag bekomme ich dann mein Ticket für den 24.April, direkt nach Hanoi und noch recht preiswert. Die Woche vergeht schnell, ich helfe freunden beim renovieren der Wohnung und beim Dielen abziehen, esse dreimal dick Spargel und hole meinen winterlichen Grünkohl nach. An den Morgen ist arschkalt in meinem unbeheizten Zimmer, aber ansonsten meinte es die Sonne gut mit mir. Leider habe ich noch eine Stange chinesischer Zigaretten beim Aufräumen gefunden, damit muss ich dann in Vietnam wieder aufhören und ich habe die Aschwolke Diskussion mit Interesse verfolgt. Was für ein Land in dem wir leben. Ein Vulkan bricht aus und eine internationale Behörde ordert eine Sperrung des Luftraumes an. Die Regierung setzt diese durch und niemand kommt zu Schaden. Was gibt es da noch zu diskutieren. Es lebe die Laberkultur. Gut, dass keine Wahlen anstehen, so dass die Politik zumindest nicht unter diesem Druck stand, die werden sich wohl noch eine Weile mit einer „Entschädigung“ der Airlines herumschlagen müssen, aber bis dahin bin ich dann hoffentlich weg!
Ein wenig war ich auch sauer auf den dämlichen Vulkan, aber es war auch schön ruhig in Berlins Luftraum! Und die Welt ist nicht zusammen gebrochen, aber alle haben erlebt, wie unsere schöne bunte neue Welt von einem Vulkanausbruch, der noch nicht einmal ein großer war, doch beträchtlich gelitten hat. Und wieviel Asche und Dreck pusten wir eigentlich jedes Jahr in die Luft?