14. Tag: Hühnerjagd im Regenwald
42 km von Pu’er nach Caiyanghe, 900 Höhenmeter durch Teeplantagen und Regenwald, ein überfahrenes Huhn und Luxussuiten im entlegenen Ressort über dem Regenwald
Früh sieht es etwas regnerisch aus und umso mehr Zeit lassen wir uns beim Frühstück an einem wirklich tollen Buffet. Das war seit langem das beste Frühstück mit vielen Gemüsesorten, Teigtaschen, Süßkartoffeln, Kuchen, Obst und dünnem Kaffee; Nudelsuppe wäre natürlich auch möglich gewesen, aber um den Nudelstand haben wir alle einen großen Bogen gemacht.
Tatsächlich geht es heute wieder in die gleiche Richtung wie bei unserem gestrigen Busausflug, doch den haben wir nicht umsonst gemacht. Während heute über den Bäumen dichter Nebel hängt, hatten wir gestern eine umwerfende Fernsicht. Aber auch im Nebel haben die unendlichen Teeplantagen und die terrassierten Hügel ihren Reiz.
Der Teehandel lohnt sich für die Region, seit 1978 haben sich die Anbauflächen versechsfacht und die Teeproduktion wurde gesteigert. Ebenso wie sich die Einnahmen aus der Teeproduktion von 20 Yuan auf knapp 2000 Yuan gesteigert haben.
Das erfahren wir im Teemuseum in der Teeplantage, wo wir auch schon gestern waren. Das Personal hat uns noch einmal kostenlos rein gelassen, da ja gestern schon alles geschlossen war. Auch verkosten wir noch einmal drei Teesorten und bekommen vorgeführt, wie ein typischer Pu’er Teekeks entsteht. Dabei wird der Tee durch Wasserdampf noch einmal angefeuchtet, kommt dann in einen Beutel und wird dann auf einer Art Mühlstein rund gewalkt. Dabei steht dann der Teepresser auf dem oberen Stein und bewegt diesen mittels mehr oder weniger erotischen Hüftschwungs. Dann hilft eine moderne hydraulische Presse noch einmal ein wenig nach und fertig ist der Teekeks.
Auf dem Feld unterhalte ich mich noch einmal mit einem Teepflücker, maximal 4 bis 5 kg Tee kann eine Person am Tage pflücken und pro Kilogramm gibt es dann 6 bis 8 Yuan, also 60 bis 80 Cent. Der Verkaufpreis für fertigen, allerdings auch getrockneten Pu’er Tee liegt dann doch schon wesentlich höher und kann je nach Sorte und Qualität bei bis zu 100 Euro für hundert Gramm liegen, aber die meisten Sorten kosten natürlich nicht so viel.
Trotzdem scheint es der Region richtig gut zu gehen, denn in den Dörfern stehen vorwiegend richtig schicke neue Häuser und alles macht einen ordentlichen und gepflegten Eindruck.
Über weitere heftige Hügel und Berge geht es dann weiter durch die Teelandschaft. Bis zum Mittag haben wir schon 600 Höhenmeter hinter uns gebracht, aber da es heute recht kühl ist, lässt es sich sehr angenehm fahren. Bei 35 Grad und Sonneschein ist die Strecke wahrscheinlich eine Tortur.
Unser Fahrer, der eigentlich recht ordentlich fährt, kann in einem Dorf nicht mehr rechtzeitig bremsen und erlegt den Hahn. Die Familie ist recht betroffen und 50 Yuan, als auch das tote Tier wechseln den Besitzer. Wenig später sitzen wir in einem Restaurant und noch einmal zwanzig Minuten später erscheint auf der Tafel ein großer Suppentopf mit den sterblichen Überresten des einst stolzen Tieres. Für den Rest der Strecke beauftragen wir den Fahrer nach größerem Jagdgut Ausschau zu halten, aber leider konnte er dann auf den letzten 10 recht stark ansteigenden kilometern nichts mehr erlegen.
Unser Hotel befindet sich auf dem Gipfel des höchsten Berges in der Umgebung mitten im Urwald. Die letzten Meter bis zum Hotel gibt es noch einmal recht steile Anstiege und dann stehen wir vor einem recht traurig anmutenden Hotelkasten. Die Laune steigt erst wieder, als wir die Zimmertüren öffnen. Jeder Raum fast 40 Quadratmeter Luxus mit riesiger gläserner Fensterfront. Leider ist es draußen so diesig, dass es sich nicht einmal lohnt ein Foto zu machen, na vielleicht gibt es morgen dann einen tollen Sonnenaufgang.
Der Abend verläuft ruhig und mit wenig Essen, denn wir sind fast noch vom späten Mittag satt, aber wir sitzen dann doch noch eine weile bei unseren Bieren, während das Personal vor dem Separee schon müde vor sich hin gähnt.