6. Tag: Ein Tag am See
48 km am Ufer des Er’hu Sees durch viele kleine Dörfer bis nach Xizhuang und zurück, bei bis zu 22 Grad, sonnig, fast nur Holperstrecke
Wieder ist das Frühstück ein halbes Debakel, denn obwohl es ab acht Uhr etwas zu essen geben soll, kommt die Köchin erst eine halbe Stund später und auch unser Start verschiebt sich dadurch. Wenigstens ist es dann nicht mehr ganz so frisch und die Sonne strahlt schon ordentlich.
Aus der Stadt heraus geht es in Richtung See. An der Straße hat sich hier noch ein besonderes Gewerbe angesiedelt, man handelt mit Steinen und zwar mit besonders großen Felsbrocken. Diese werden ein wenig glatt geschliffen oder bekommen eine Inschrift und dann kann man sich diese Brocken in doppelter Hinkelsteingröße in den Garten stellen, geliefert wird frei Haus. Hauptkunden sind natürlich Hotels oder Gartenbauarchitekten, die mit den Brocken einen netten Blickfang schaffen können.
Von der Hauptstraße biegen wir in einen kleinen Feldweg lang und gelangen so zum See. Der Weg ist mit Felssteinen Gepflastert und wir holpern mächtig durch die Gegend, dafür ist diese ländlich und anschaulich. Es geht mitten durch viele Gemüsefelder, auf einigen werden gerade Lauchzwiebeln für unser Essen heute Abend geerntet. Am See bietet sich gleich ein wunderschöner romantischer Ausblick mit kleinem Fischerboot und so macht es nicht viel aus, dass die Holperstrecke weitergeht. Der Feldweg führt mal mehr oder weniger weit entfernt vom See von Dorf zu Dorf und einige richtig alte Bogenbrücken erinnern daran, dass hier wohl einmal die historische Hauptstraße entlang führte. In den Dörfern geht es in engen Gassen zwischen alten und neuen Gehöften vorbei, manchmal macht der Weg eigenartige Kurven und Schlenker.
Zwischen zwei Dörfern gibt es einen winzigen daoistischen Tempel. Während draußen die jungen Leute vom Nachbardorf schnell vorbeihasten in Richtung des kleinen Städtchens, sind im Tempel zwei alte Frauen in tiefe Gebete versunken. Die eine der Frauen hat vor dem Tempel eine schwere Kiepe abgestellt und trägt einen glänzenden Orden aus den „guten alten“ Zeiten, sie ist 80 Jahre alt.
In Xizhou ist heute Markttag und die Leute strömen aus allen Himmelsrichtungen hierher, zu Fuß, mit dem Moped oder Fahrrad oder mit dem Pferdefuhrwerk. Auf einem kleinen Platz am Rande des Marktes stehen gleich zehn dieser Fuhrwerke, mit drei Sitzbankreihen, und warten auf die Rückkehr der Einkäufer.
Wir wühlen uns durch die Menge, vorbei an den vielen Ständen und Läden bis zum zentralen Platz. Der ist den Essständen vorbehalten und es gibt eine recht nette Auswahl an Möglichkeiten. Da gibt es Reisnudeln mit Fleisch, entweder gebraten oder im Tontöpfchen, kalten Reispudding mit scharfer Soße und gegrilltes Fleisch und Gemüse. Die lokale Besonderheit ist jedoch eine Art lokale Pizza, interessant vor allem ist der Ofen. Auf ein Holzkohlefeuer kommt eine schwere Pfanne mit den Pizzen, dann wird noch eine große Pfanne mit glühender Kohle obenauf gestellt. Das Resultat ist etwas fluffiger als italienische Pizza und superlecker.
Während des Essens zerplatzt ein Schlauch mit lautem Zischen völlig spontan; unser erster Plattfuß auf der Tour.
Die Rückfahrt ist weniger toll, wir holpern über die Autobahnbaustelle wieder zurück nach Dali. Dort enden wir die Rundfahrt in einem Cafe und dann geht es abends nach einem langen Duschbad zum Abendessen in ein Restaurant um die Ecke und es ist heute wohl das beste Mahl auf dieser Tour. Wieder gibt es Pilze, diesmal auch einen sauer scharfen Fisch, frittierte Bohnen, ein Gericht mit der Flechte eines Baumes und einiges andere, insgesamt acht Gerichte für knapp 20 Eu
Der Besitzer des Hotels gab dann noch eine kleine Party mit viel angesetztem Schnaps und so wanke ich leicht trunkig ins Bett und hoffe, morgen keine Kopfschmerzen zu haben.