5. Tag: Rausflug zu den Drei Pagoden
Ankunft in Dali, Stadtbesichtigung und Radausflug zu den Drei Pagoden, sonnig bis 20 Grad, leichter Wind mit heftigen Böen
Erstaunlich gelassen geht es im Zug zu. Schon nach einer knappen Stunde haben die Chinesen fleißig alle ihre Zähne geputzt und auf den Gängen ist es ruhig, die Musik wird abgeschaltet undm nur ab und zu holpert der Wagen über ein Gleis. Die Liegen sind auch erstaunlich lang, mit meinen 1,8 Metern habe ich oben und unten immer noch ein paar Zentimeter Spielraum.
Leider ist die Nacht viel zu schnell vorbei, um 4.30 Uhr schmeißt der Schaffner alle Dali-Aussteiger aus den Betten und schon kurz nach fünf fährt der Zug in Dali ein. Müde schleppen wir unsere Koffer nach draußen in die kalte Luft und mummeln uns für zwanzig Minuten ordentlich ein, denn der Fahrer hat 20 Minuten Verspätung.
Noch im Dunkeln erreichen wir unser Guesthouse in Dali und dann versuche ich noch eine Stunde bis zum Frühstück zu schlafen, bekomme aber selbst im Bett mit zwei Decken meine kalten Füße nicht richtig warm.
Das frühstück ist ein einziges Kuddelmuddel, denn die Küche verwechselt unsere Bestellung und so bekommt keiner das, was er bestellt hat. Trotzdem guter Laune beginnen wir dann unseren Stadtrundgang. Die Sonne meint es wieder gut mit uns und so wird es schnell angenehm warm, nur die heftigen Windböen erinnern noch an die sehr kühle Nacht.
Dali ist die Hauptstadt des ehemaligen Nanzhao Reiches, das sich bis in die Song-Dynastie erfolgreich der Angliederung ans chinesische Reich widersetzte, vielleicht war es auch gewollt, hier ein Pufferreich zwischen China und den damals sehr aggressiven Tibetern zu haben. Erst Khublai Khan hat die Gebiete an China angegliedert.
Die alte Stadtmauer ist zu großen Teilen erhalten und auch in der Stadt gibt es ganze Straßenzüge mit alten Häusern. In den 80er Jahren wurde die Stadt von ausländischen Bagpackern „entdeckt“ und entwickelte sich zu einer Touristenhochburg. Der infrastrukturelle Ausbau erfolgte und seit der Jahrhundertwende ist Dali auch bereit für chinesischen Massentourismus. Es gibt eine lange Fußgängerzone mit hunderten von Souvenirläden, Teeläden, Silberschmuckläden der Bai Minorität, die hier zu Hause ist und jede menge Kitsch. In den schönsten Wohnhöfen haben sich Hotels und Gasthäuser etabliert und es gibt hunderte Restaurants in allen Preislagen und gemütliche Cafes.
Wir wandeln einmal die Meile entlang und bestaunen die vielen „Teebäume“, Kamelien, die hier gerade in vollster Blüte stehen. Die roten Blüten vor den alten Gebäuden bilden einen schönen Kontrast. Im Zentrum der Stadt befindet sich ein großer Trommelturm, von dem man eine gute Sicht über die gesamte Stadt bis zum Er’hu See, dem Ohrensee, wegen seiner leicht gebogenen Form.
Noch interessanter als die durchgestylte Touristenmeile sind die Nebenstraßen, in denen sich das chinesische Alltagsleben abspielt, statt Souvenirshops findet man hier kleine Läden mit Kolonialwaren und an der Straßenkreuzung stehen Frauen aus den umliegenden Dörfern und verkaufen frisches Gemüse und Hühner, die in kleinen Käfigen mehr oder weniger gelassen ihrem Weg in Richtung Wok entgegen sehen.
Nach einem Capuccino in der Sonne gehen wir dann zurück zum Hotel und basteln ein wenig an unseren Rädern herum. Pedale und Sättel werden gewechselt und Lenkerboxen angebaut, dann sind wir bereit für die ersten Radkilometer. Weit geht es nicht, denn die Drei Pagoden liegen direkt vor der Stadt. Sie sind das Wahrzeichen in der Region und das Foto mit den drei Pagoden und der Reflexion in dem kleinen Teich vor schöner Bergkulisse fehlt in kaum einem Chinareiseführer.
In den 80er Jahren waren die Pagoden vom Verfall bedroht und mit dem Massentourismus ist eine riesige Tempelanlage drumherum gebaut worden, um den hohen Eintrittspreis von 120 Yuan zu rechtfertigen.
Mit uns sind auch zahlreiche chinesische Gruppen unterwegs und der Fotospot vor dem Teich ist heiß umkämpft. Wegen des Windes ist natürlich die Reflexion nicht vollkommen, wird aber durch die posierenden Chinesen wieder wettgemacht.
Die Tempelanlage weiter hinten hat nichts mit Geschichte zu tun, dort wo ehemals der Regierungssitz des Nanzhao Königs lag, wurden riesige Betontempel hingeklotzt. Beeindruckend ist für mich lediglich die Gigantomanie der Anlage.
Der Hunger treibt uns irgendwann wieder zum Eingang und die 5 Kilometer in die Stadt zurück, dort suchen wir uns ein Restaurant und haben ein großartiges Mahl. Vor den Restaurants sind in großen Schüsseln dutzende Sorten von Gemüse aufgefahren, es gibt auch ein paar Sorten Pilze, Muscheln und allerlei wilde Kräuter.
Danach habe ich mir eine Stunde Schlaf verdient und dann wartet noch eine ganze Menge Arbeit auf mich, Hotels vorbestellen, Fotos bearbeiten und mein Blog schreiben. Gegen 22 Uhr ist alles geschafft. Inzwischen ist es wieder kalt geworden und der Wind pfeift draußen vor der Tür. Eine warme Dusche bringt wieder etwas Gefühl in die Füße und dann geht es ins warme Bett.