3. Tag: Im Minoritätenzoo
33 Kilometer von Jinhong nach Ganlanba, Besichtigung des Minoritätendorfes und Belustigung durch die Dai-Minorität, leicht hügelig, 18 bis 25 Grad, sonnig
Der Morgen beginnt trübe und frisch und mit einer Überraschung, die Brücke über den Mekong ist gesperrt und wird umgebaut. Die Umleitung führt einmal durch die ganze Stadt und ist recht stressig befahren. Außerhalb der Stadt wird es dann sehr angenehm, die Straße führt immer am Mekong entlang unter dichten Bäumen, nur schade, dass es noch so neblig und trüb ist. Beeindruckend ist die subtropische Vegetation, es gib viel Bambus und Palmen und an den Berghängen riesige Plantagen von Kautschukbäumen. In den Dörfern wachsen Pomelos und Papayas und an der Straße gibt es zahlreiche Stände mit Ananas.
Gegen 11 Uhr erreichen wir dann schon Ganlanba, ein kleines Städtchen, das von der Dai-Minorität dominiert wird. Frauen in traditionellen Gewändern trocknen Seegras und wir genehmigen uns drei schöne reife Ananas und Kokosmilch in Originalverpackung. Im Städtchen finden wir ein schönes Hotel in einer kleinen und scheinbar ruhigen Gasse, die Zimmer sind zwar klein, aber piksauber und die Dusche ist warm, was wollen wir mehr. Wir brechen dann gleich wieder auf und ziehen in ein kleines Sichuan Restaurant mit würzig-scharfem und leckerem Essen ein. Um die Schärfe zu löschen brauchen wir erst einmal ein paar Biere und dann geht es leicht beschwingt auf den Rädern ins Museumsdorf.
Für 100 Yuan Eintritt fahren wir dann durch eine Siedlung mit neuen und alten Häusern im Dai-Stil. Auf Holzsäulen gestützt gibt es eine riesige erste Etage, meistens mit einer großen offenen Terrasse und ein paar kleinen Zimmern an einer Seite. Darüber erhebt sich eine beschwingt hölzerne Dachkonstruktion mit drei Giebeln. Unsere beiden Frauen vom Bau bewundern dann lange die Baustellen in den verschiedenen Phasen und können gar nicht glauben, dass die Säulen auf den Säulensteinen weder verzapft noch verschraubt sind, sondern ihre gesamte Stabilität lediglich durch das Gewicht des Gebäudes bekommen.
In der Mitte des Parkes befindet sich dann ein riesiger Springbrunnen, hier laufen schon jede Menge Touristen und Minoritätenfrauen in bunten Trachten herum, dann beginnt das Wasserfestival. Normalerweise findet dieses nur einmal im Jahr kurz vor Beginn der Regenzeit statt, aber hier wird täglich Wasser gespritzt und das sogar zwei Mal am Tag, der Tourismus macht’s möglich. Entsprechend begeistert sind die spritzenden Frauen, manche völlig teilnahmslos, andere machen sich dann aber doch eine Gaudi daraus chinesische Touristen einzuweichen wenn der Ruf : „Shui, Shui, Shui“- „Wasser, Wasser, Wasser“ertönt.
Danach strömen alle in die Festhalle, wo mehr oder weniger traditionelle Tänze von 100 Jungfrauen und einer handvoll männlicher Tänzer der Region präsentiert werden. Beeindruckend war dann doch die Vielfalt an bunten Farben, doch auch hier wird nur mit mäßigem Engagement präsentiert. Gegen Ende darf man dann der schönsten Dame aus dem Reigen eine Blumenkette umhängen, was aber auch die geehrten Damen wenig erhebt. Noch während der letzte Tanz auf der Bühne vorgeführt wird verlassen die meisten Chinesen das Lokal und das Reinigungspersonal ist schon fleißig am Putzen und Schrubben, um uns herum werden die Stühle hochgestellt, während wir wenigstens bleiben, bis der letzte Tänzer und die letzte Tänzerin den Saal verlassen hat.
Ansonsten gibt es im Dorf noch einige Tempel in laotischem Stil zu bewundern und eine Souvenirshopmeile, aber die Verkäufer agieren recht nervig, so dass wir dann recht schnell wieder dem Ausgang aus dem Dorf entgegen streben.
Im Städtchen findet gerade ein Basketballturnier statt, wir schauen ein wenig zu und sind für die rote Mannschaft, die lässt jedoch recht schnell nach und verliert haushoch gegen die Blauen. Jede Mannschaft hat ihren eigenen Fanklub dabei und eine Herde junger Mädchen, die bei jedem Korbwurf ihrer Mannschaft laut kreischen und auch der Rest der Zuschauer zeigt doch rege, für China eher untypische, Anteilnahme am Spielgeschehen.
In einem Restaurant am Ende der Straße werden wir wieder gut bedient, Gemüse und Schweinefleisch sind sehr gut, die Ente ist eine Katastrophe, das arme Tier muss kurz vor dem Hungertod gestanden haben und kam dann wohl bei einer Esplosion ums Leben, jedenfalls würde das die vielen Knochen und Knochensplitter an den Fleischresten erklären. Vom Nachbartisch werden wir dann noch zu einem Glas lokalen Reisbrandys eingeladen und stoßen dann mit einem „Shui, Shui, Shui“ an. Das Zeug schmeckte so lecker, das wir nach dem Aufbruch der Gruppe am Nachbartisch noch die halbe Restflasche des Branntweins ergattern und vernichten.
Leicht und beschwingt rücken wir dann in den Supermarkt ein und setzen zu einer Shoppingorgie an diversen kleinen Snacks und Getränken ein, schließlich muss all das Zeug invielen bunten Farben einmal probiert werden.
Zurück in unserer Hotelgasse hat sich diese in ein Zentrum des boomenden Nachtlebens verwandelt. Alles steht voller Mopeds, es gibt eine ganze Reihe Straßenrestaurants, zwei Frisörläden in denen sich kurz berockte Mädchen räkeln. Und gegenüber gibt es eine Disco, die sich langsam füllt, allerdings wird nicht getanzt und auf der linken Seite drei Tische mit hübschen Mädchen, die dann zum Karaoke Singen in den Separées angeheuert werden können. Wir begnügen uns mit einem weiteren Bier und dann falle ich wiederum recht schwer in mein Bett.