10. Tag: An der Grenze – Goodbye China
30 Kilometer von Longchuan nach Ruili, 550 Höhenmeter und ein Nachmittag in der chinesisch-burmesischen Grenzstadt, 10 bis 22 Grad, Nebel und Sonne
Kühler Nebel liegt über der ganzen Stadt, als wir gegen 8 Uhr aufbrechen und gerade machen die ersten Läden auf, man hat den Eindruck, es ist noch ganz zeitig am Morgen. Und in der Tat, das ist es auch, denn morgen früh in Burma stellen wir die Uhr 1,5 Stunden zurück und dann hat um die Zeit noch nicht einmal der Wecker geklingelt.
Ganz China besitzt nur eine Zeitzone und das bei seinen riesigen Ausmaßen, so dass um 7 Uhr morgens in Beijing, wenn die Leute zur Arbeit fahren, die Uiguren in Xinjiang noch tief schlafen. Der Vorteil ist natürlich, dass man bei Inlandsreisen keine Zeitverschiebung zu beachten hat.
30 Kilometer radeln wir heute noch im Land und zum Glück geht es noch einmal kräftig nach oben, bis die Sonne die Wolken aufgesaugt hat. Dann geht es eine sensationelle Abfahrt hinunter nach Ruili. Der Grenzort ist mehr ala quirlig, es ist ein einzige Stadt, die fast nur aus Läden besteht. Im Hinterhof eines Restaurants bekommen wir noch einmal ein gutes Mahl, nur die Bier-Ente war ein eher bedauernswertes Tier, nach langen, hungrigen Jahren verschieden; zumindest war das Geflügel entsprechend fleischlos und zäh und Füße und Kopf wollten nicht einmal die beiden kleinen Hofköter abknabbern.
Unsere letzte nacht hier verbringen wir in einem luxuriösen 4 Sterne Hotel. Schon die gemarmorte Lobby mit zwei riesigen afrikanischen Fächerpalmen ist mehr als beeindruckend und so verbringen die meisten von uns erst einmal die Zeit mit einer Wäsche und Körperwaschorgie, bevor jeder auf eigenen Faust die Stadt erobert.
Jede Menge gibt es hier zu sehen, etwas nervig, aber sehr interessant geht es auf dem Jademarkt zu. Hier dominieren burmesische und indische Händler und auch das Händlerverhalten ändert sich schlagartig und man fühlt sich wie auf einem Basar in einer nordafrikanischen Stadt.
Ich nutze die Zeit in meiner Suite für bürokratischen Kram, es wird wohl das letzte mal Internet im Hotelzimmer geben und ich hänge mit dem Blog noch zwei Tage zurück, die Mailbox ist voll und das muss dringend abgearbeitet werden, schließlich will ich China mit einem guten Gewissen verlassen. Mit einem solchen geht es dann schon zum Abendessen.
Auf dem Weg zum Restaurant geht es dann vorbei am burmesischen Massagesalon. Burmesische Massagen sind noch einen Tick schärfer als chinesische; die Druckpunktmassage ist immer ganz hart an der Schmerzgrenze und der Wohlfühleffekt setzt erst danach ein. Im Hochzeitstudio an der Ecke werden wieder fleißig Hochzeitsbilder produziert und ein Brautpaar wird aufwändig im klassischen chinesischen Stil hergerichtet.
Noch einmal gibt es Feuertopf, diesmal Yingyang Feuertopf, das heißt mit einer scharfen und einer milden Brühe auf dem Tisch. Fast zwei Stunden dauert die Essorgie, dann rollen wir ins Hotel zurück und die letzte nacht in China wartet auf uns.
10 kühle und aufregende Tage liegen hinter uns, wir haben trotz der kurzen zeit viel gesehen vom Lande und im Traum fliegen noch einmal die Bilder von der Großstadt Kunming, den bunten Märkten der Dai-Minoritäten, das Wolkengipfelkloster, die heißen Quellen und die vielen schönen Landschaften vorbei, ab morgen wird dann alles anders, noch einen Tick exotischer und wir freuen uns schon darauf.
Leider wird es wohl nich klappen, dass ich jeden tag meinen Text ins Internet setzen kann, aber ich werde fleißig weiter schreiben und kein Internetcafe auslassen, aber es können immer mal drei oder vier Tage Pause entstehen, also kein Grund sich Sorgen zu machen! Bis dann in Burma oder Myanmar, wie es sich heute nennt.