4. Tag: Am Anfang der Burmastraße
Tagesausflug nach Heshun, einem Dorf mit schöner Holzarchitektur, 15 Kilometer und ab und zu Regen bei 8 bis 15 Grad
Das Wetter sieht am Morgen recht unentschlossen aus und es ist empfindlich kühl, vielleicht 10 Grad, zumindest für mich, wo ich mich gerade in Vietnam an die knappen 30 Grad gewöhnt hatte. Doch das Wetter hindert uns nicht an unserem Tagesausflug in das Dorf Heshun hier am Anfang der Burmastraße. Als in China der Chinesisch-japanische Krieg tobte und die Japaner den Chinesen faktisch alle wichtigen Seeverbindungen abgenommen hatten, wurde der alte Handelsweg zwischen China und Burma wiederbelebt. Schon zu Marco Polos zeiten wurde hier reichlich Handel getrieben, die Chinesen exportierten Tee und Seide und aus Burma wurden Edelsteine und vor allem Jade importiert. Jetzt im Krieg wurde dieser südliche Zweig der Seidenstraße nun zum Militärtransportweg und es wurden Waffen, Munition und anderer Nachschub gegen die japanischen Aggressoren aus den Seehäfen am indischen Ozean über die Burmastraße ins Land gebracht.
Viele Händler haben sich dann in Heshun niedergelassen und ihre Familiensitze in dem Dorf errichtet und da die meisten von ihnen recht wohlhabend waren, entstanden wunderschöne Höfe mit toller Holzarchitektur, die bis heute recht gut erhalten sind.
Der Ort liegt nur 6 km von Tengchong entfernt und so sind wir schnell dort und parken unsere Räder am Eintritt. Da das Dorf großflächig renoviert ist kommen viele, vor allem chinesische Touristen und der Eintrittspreis ist mit 80 Yuan, also 8 € für hiesige Verhältnisse recht fettig.
Aber es lohnt sich, denn das Dorf ist nicht nur ein riesiges Museum, sondern die Leuten dort leben ihr normales Leben und man kann oft durch ein offenes Tor einen Blick in den chinesischen Dorfalltag werfen. Das tun wir auch bei einem großen Rundgang durch den Ort. Überall gibt es schöne kleine und große Innenhöfe, um die die Wohngebäude angeordnet sind. Lehmziegeln und dicke Holzbalken tragen die schönen Ziegeldächer und überall gibt es schöne Holzschnitzereien an den Giebeln und Fenstern.
Im Dorf verteilt sind zahlreiche Museen zur Geschichte des Dorfes, man kann alte Fotos und Alltagsgegenstände bewundern. Leider gibt es ab und zu einen Regenguss und das Licht ist denkbar schlecht zum Fotografieren.
Die zweite Runde im Dorf macht dann jeder auf eigene Faust, einige besichtigen die daoistischen und konfuzianischen Tempel am Rande des Dorfes oder pilgern noch ins recht nationalistisch angehauchte Museum zur Geschichte der Burmastraße. Ich setze mich noch in ein Straßenrestaurant und beobachte ein paar Chinesen beim Mahjiang Spiel, spielsüchtig, wie viele Chinesen sind, werden hier in zwei Stunden die Tageseinnahmen verzockt und das nicht nur von den Männern.
Am späten Nachmittag fahren wir wieder zurück nach Tengchong, das Wetter lädt nicht noch zu einem weiteren Spaziergang ein, sondern zu einem Stündchen Schlaf, bevor es schon wieder zum Abendessen geht. Wieder gibt es viel Leckereien und Sachen, die einige von uns noch nie gegessen haben, wie Maniok und eine winzige Kürbissorte mit dem Geschmack von Gurken. Danach gehe ich noch einmal ins Internet und setze meinen Artikel ins Blog, in den nächsten tagen wird das nicht mehr so regelmäßig gehen, denn wir kommen zunehmend in ländlichere Regionen. Danach heißt es schon wieder packen, aber das ist halt das Schicksal des Reisenden, kaum ist man an einem Ort ein wenig vertraut, geht es am nächsten Tag schon wieder weiter.