15. Tag: Nicht den Letzten beißen die Hunde
92 Kilometer vom V-Resort zum Cuc Phuong Nationalpark, leichte Hügel durch Karstlandschaft, 650 Höhenmeter und Sonne bei bis 32 Grad
In diesem Jahr ist die neue Straße fertig und so haben wir erstmals die Chance zu einem weitern ganzen Fahrradtag ohne Transfer. Das freut uns alle, den Radfahren in Vietnam war bisher wirklich sehr angenehm, die Straßen waren meist in Ordnung, die Menschen, die wir getroffen haben, nett und freundlich, die Landschaften grandios und das Wetter meinte es bisher mehr als gut mit uns.
Am Pool mit Sonnenaufgang haben wir heute unsere schönste Yoga Session bisher, eine leichte kühle Briese weht über die Landschaft und das Zentralgestirn schiebt sich langsam über die Berge, während wir unsere Muskeln und Bänder in alle Richtungen dehnen und strecken.
Fast 30 Kilometer geht es ein schmale Straße entlang, bei uns wäre der Weg eher eine asphaltierte Ortsverbindung zwischen zwei unbedeutenden Dörfern, aber hier rollt Verkehr in allen Größen. Lkws der DDR Marke W 50, auf denen ich vor 23 Jahren fahren gelernt habe, ein paar Pkws und dann hunderte von Mopeds und noch ehr Fahrräder. Da die Straße wirklich schmal ist, kann hier niemand rasen, also läuft alles ganz friedlich ab, lediglich gehupt wird bis zum Umfallen.
Und auch die Landschaft lädt wieder eher zum Verweilen ein, als zum Weiterfahren, es geht weiter durch Karstgebiet, aber die Berge sind nicht nah, groß und steil, sondern Hügelketten, mal näher und mal weiter. Dazwischen liegen große Ebenen, lange Straßendörfer mit nur wenig Reisanbau, hauptsächlich Mais wird kultiviert.
Dann erreichen wir die neue Straße, die schon fast chinesisches Format hat. Hier macht das Fahren nicht ganz so viel Spaß, denn nun fährt man nicht mehr so unmittelbar durch die Dörfer und Felder und hat auch nicht mehr den Blickkontakt zum Bauer auf dem Feld. Dafür kommt man aber wieder einmal ein Stück schneller vorwärts.
Heute erreicht die Temperatur wohl satt über 30 grad und entsprechend abgekämpft rollen alle beim Mittagessen ein. Es gibt heute mal keine Nudeln, sondern Reis und ein paar kleine Gerichte, darunter der Wasserspinat, der eigentlich nie fehlt, kross gebackene Schweinshaxe und hart gekochte Eier in Fischsauce, letzteres ein sehr simples, aber auch sehr schmackhaftes Gericht.
Als die Sonne nicht mehr ganz so hoch steht fahren wir erholt weiter und reparieren unterwegs noch unseren Plattfuß Nummer 8, ganz schön lochanfällig sind unsere Räder auf dieser Tour, aber wir sind ja 15 Leute mit 30 Rädern.
An Hunden hat es bisher nicht gefehlt auf der Tour, schon in China tummelten sich jede Menge Promenadenmischungen auf den Dorfstraßen herum. Doch die Asiaten sind ja für ihre nicht sooo große Tierliebe bekannt und so zieht der chinesische und vietnamesische Straßenhund sehr schnell den Schwanz ein und versucht nur aus der ferne manchmal ein halb grimmiges Bellen; die Gefahr wegen zu großer Aufdringlichkeit im Kochtopf zu landen ist doch recht groß und im Hundekopf tief verwurzelt.
Umso verwunderter waren wir alle, als ein Köter aus einer spielenden Gruppe heraus sich in der Wade eines unserer Teilnehmer verbeißt und sich dann wieder zurückzieht. Wir sind alle geschockt. Zum Glück scheint nicht viel passiert zu sein, die Wunde blutet ordentlich und bis zum nächsten Tag sind keine Infektionen zu orten. Natürlich schicken wir den Gebissenen zum Arzt und dann sogar noch weiter nach Hanoi, um den Tollwutimpfschutz herzustellen. So nun liebe mitzitternde Leser, ich soll den Namen des Gebissenen erst einmal noch nicht nennen, um die Familie nicht zu beunruhigen, aber ihm geht es gut und er kommt in ein paar Stunden wieder zurück aus Hanoi.
Abends erreichen wir dann den Cuc Phuong Nationalpark, dafür müssen wir noch einmal einen schweißtreibenden Hügel hinauf. Die Hotelbungalows liegen direkt am Rande des Regenwaldes und die Zikaden surren die ganze Nacht hindurch. Mit den Mücken haben wir Glück, es gibt nur ein paar wenige Exemplare, da es ja in den letzten zwei Wochen nicht geregnet hat.