Zweiter Tag: Erlebnisurlaub in Kunming
Ereignisreiche Stadtrundfahrt in Kunming, Yuantong Si Tempel, Zuihu-See und Teeprobe, ca. 10 gemütliche Kilometer bei angenehmen 20 Grad
Nach dem Frühstück geht es dann zum ersten Male auf den Rädern los. Für die meisten ist das Großstadtgewimmel gewöhnungsbedürftig, aber wir kommen trotz der großen Gruppe ganz gut durch die belebten Straßen.
Einen ersten Stopp machen wir am Yuantong Tempel. Dieser liegt im Zentrum der Stadt. Obwohl einige der Hallen in Renovierung sind, ist es doch recht interessant. In China heißt renovieren sowieso: Abreißen und neu bauen. In der Eingangshalle stehen grobe Holgerüste, diese werden dann im nächsten Schritt mit einer Stroh-Lehm Mischung bestückt, danach wir d weiter mit Lehm gearbeitet und die Figuren, ob Buddha oder grimmige Wächter bekommen Gestalt. Zum Schluss wird weiter mit feinem Lehm modelliert und die Figuren werden noch bemalt: Fertig ist der neue Tempelinhalt!
Reges religiöses Leben herrscht hier. Dutzende von Chinesen, jung und alt, verbrennen Räucherwerk und beten für eine bessere Zukunft, Gesundheit oder einen männlichen Nachfolger. Ein paar wenige Mönche kümmern sich darum, dass die Kerzen nicht verlöschen oder lehren die Container mit abgebranntem Räucherwerk. Im Tempel im See bewundern wir eine schöne 1000-armige Guanyin Figur. Das Wetter ist wunderbar warm und die Schildkröten im Teich genießen die Sonne genauso wie wir. Der hintere Tempel ist von thailändischen Buddhisten gesponsert und unterscheidet sich im Baustil. Das Dach ist geschwungen und ein Thai-Buddha sitze in der Halle. Die Buddhas in Südostasian sind wesentlich schlanker und graziöser als die chinesischen.
Vom Tempel bis zum Cuihu See ist es nur ein Katzensprung. Hier trifft sich amüsierwilliges Volk, viele Spaziergänger und Liebespärchen. Aber es wird auch zu Walzermusik getanzt und in einem einsamen Pavillon übt ein Klarinettist. Ein Hochzeitspärchen ist mit einer Gruppe Tänzer und Sänger der Yi Minorität unterwegs. An jeder Ecke hält die Gruppe an, es wird gesungen und getanzt und gefilmt. Während der Bräutigam und die Tänzer sichtlich Spaß haben ist die Braut schon ziemlich genervt von dem Gehüpfe zwischen der Trachtengruppe. Trotzdem viel Glück für die Beiden.
Im Frühsommer ist es am See hier am schönsten, denn dann blühen die Lotuspflanzen, aber auch die halbvertrockneten Pflanzen mit den Fruchtständern geben noch ein schönes Bild.
Eigentlich kann man stundenlang am See lustwandeln, es gibt zahlreiche kleine Inseln mit Pavillons, die durch Zick-Zack Brücken miteinander verbunden sind, denn die bösen Geister können nur geradeaus laufen. Aus ähnlichem Grunde schützen die Chinesen auch ihr Wohnhöfe mit einer Geistermauer, ach ja, und über hohe Stufen kommen die Geister auch nicht so einfach.
Bevor wir in den Teeladen einziehen, nehmen wir noch einen kleinen Imbiss, die Vegetarier haben Glück, die Nudeln kommen schnell und sind frisch. Wir anderen haben Peck, die Baotze, die gefüllten Teigtaschen sind aufgewärmt und von gestern und brauchen ewig.
Dann folgen zwei Stunden in meinem Lieblingsteeladen, ich muss alles erzählen, was ich über grüne Tees, Jasmintee, halbfermentierten Woolong und chinesischen Schwarztee weiß. Insgesamt probieren wir neun Sorten, unterbrochen von zwei Toilettenpausen und ich ahne schon, dass wir in der Nacht kaum ein Auge zu tun werden, soviel Teein haben wir jetzt aufgenommen.
Der Rückweg ins Hotel ist dann recht anstrengend, es geht mitten durch den Feierabendverkehr und vor jeder Kreuzung sammeln sich vielleicht hundert Radfahrer und E-Biker, bevor die Ampel wieder auf grün schaltet.
Auch heute Abend findet sich ein nettes Restaurant und es ist fast noch leckerer als gestern, besonders gut kommt der Spinat auf chinesische Art mit viel Knoblauch an und die gefüllten Lotuswurzeln.
Wir probieren auch heute wieder den lokalen Pao-Jiu, also den angesetzten Schnaps und dazu eine kleine Flasche mit 56%igem Ergoutou Hirseschnaps. Ich kann das Zeug nicht ab, aber bei einigen kommt es gut an. Morgen ist dann das geruhsame Leben vorbei, zwar stehen noch keine Radkilometer an, aber doch eine Wanderung im Steinwald, aber davon dann beim nächsten Mal. Das kann aber ein paar Tage dauern, denn ich werde nicht jeden Abend einen Internetzugang haben.