20. Tag: Tankhas, Mönche, Tempel
Ruhetag in Tongren, Besichtigung des Longwu Tempels, Mittagsschlaf und weiterer Tempel
Wieder ein sonniger Morgen und gegen halb 10 sind wir bereit, die Stadt zu erobern. Auf dem Weg zum Longwu Tempel gibt es zahlreiche tibetische Läden, es werden Industriewaren verkauft und eiserne Heizöfen, die uns schon viel Freude gebracht haben. Da die Stadt ein religiöses Zentrum ist, gibt es auch Mönchaustatter und Läden mit Räucherstäbchen, Gebetsfahnen und religiösem Klimbim. Dann kommen moslemische Nudelstübchen, tibetische Gersteröstereien, in denen das Mehl für Tsampa, der tibetischen Nationalspeise, zubereitet wird. Und es gibt jede Menge Schneidereien mit den verrücktesten Stoffen, Leopardenfellimitationen und gelbem und rotem Plüsch. Die Tibeter und Tibeterinnen lieben es, ihre dicken Jacken und Mäntel mit bunten Stoffen oder Fellimitaten zu verfeinern.
Am Tempel herrscht reger Betrieb, die Pilger aus allen Regionen des Landes sind schon mächtig am Runden um den Barkhor, also den Weg um den Tempel, zu laufen und die Gebetsmühlen rotieren zu lassen. Vor einer großen Buddhastatue sind einige Frauen dabei sich 88 Mal oder mehr auf den Boden zu werfen. Im inneren des Tempels herrscht noch regerer Betrieb. In eiligen Schritten umlaufen die Pilgermassen jeden Tempel 8 Mal im Uhrzeigersinn, Gebetsmühlen rasseln und Glöckchen klingen.
Im Gegensatz zum Ta’er Kloster sind die Mönche hier locker und entspannt, man darf faktisch überall fotografieren, selbst im Tempelinneren. Die einzelnen Gebäude beherbergen verschieden Gottheiten, die tausendarmige Guanyin spielt hier eine wichtige Rolle und Tsonkhapa, der Religionsstifter in Tibet, wird verehrt.
Wir durchschreiten gemütlich die vielen Tempel und werfen auch einen Blick in die hinteren Gebäude. Hier haben die Mönche ihre Quartiere und von den hinteren Tempeln am Berg hat man eine schöne Sicht über die gesamte Anlage.
Interessant ist, dass man in den meisten Tempeln wieder ein Bildnis des Dalai Lama findet, seit zwei Jahren sei das wieder möglich erklärt mir ein Mönch, erlaubt wäre es nicht, aber die Mönche scheren sich nicht um die Einhaltung des Verbotes und die „da oben“ nicht umn die Durchsetzung.
Unten am Tempel sind dann drei Tankha Malstudios und wir werfen einen Blick auf die Kunstwerke. Leider ist alles zu groß, um auf dem Fahrrad transportiert zu werden.
Mittags schlendern wir dann wieder durch die Straßen des Städtchens und über den belebten Markt. Ein großer Teil des Handels ist in moslemischer Hand, genauso wie die Restaurantszene von den Hui bestimmt wird.
Am Nachmittag fahre ich mit Thomas zu dem Tempel zurück, den wir gestern Abend nur kurz von außen gesehen haben. Zuerst drehen wir mit einem alten Mann eine Runde um den Barkhor und besteigen dann einen der beiden großen Stupa. Der linke Stupa ist reich mit Buddhafiguren verziert und der rechte ganz mit Kupfer verkleidet und strahlt in der Nachmittagssonne, genau wie die Dächer der Tempel. Ein Mönch führt uns bereitwillig durch die gesamte Anlage, die während der Kulturrevolution komplett zerstört war und in den letzten 15 Jahren wieder errichtet worden ist, in völlig neuem Glanz. In der Haupthalle ein tausendarmige stehend Guanyin von vielleicht 12 Metern Höhe zeugt von der Handwerkskunst der heimischen Buddhamachergilde. Alle Tempel sind noch mit 1000 Buddhanischen versehen, in denen, wie nicht anders erwartet noch einmal 1000 kleine Buddhafiguren aufgestellt sind. Alle noch freien Wände sind reich mit Tankhas geschmückt die aus den Klosterwerkstätten stammen. Und auch unser Mönch malt und wir besichtigen seine kleine Stube und eine nette Kollektion an Bildern.
Richtig überzeugen kann jedoch der Künstler direkt am Eingang und hier gibt es auch endlich schöne kleine Bilder, Thomas ersteht einen Manjusri, den Boddhisatva der Weisheit, der mit dem Schwert die Unwissenheit zerteilt und ich entscheide mich für eine Weiße und eine Grüne Tara.
Glücklich über den Kauf und einen eindrucksvollen Tag kehren wir zurück und verkraften sogar das lausige Abendessen, dann heißt es schon wieder packen, denn morgen haben wir eine lange und schwere Etappe vor uns.
Am 17. Oktober 2009 um 10:35 Uhr
Lieber Thomas,
Respekt und Bewunderung Dir und Deinen Mitradlern. Was Ihr Euch alles antut. Aber toll muss das ja doch sein. Wenn ich noch mal jung wäre … Viel-
leicht im kommenden Jahr eine weniger anstrengende Tour. Ich bin gespannt
auf die Ausschreibung Wuhan – Shanghai.
Haltet die Ohren steif! Liebe Grüße Heiner
Am 20. Oktober 2009 um 20:41 Uhr
Schöne Bilder sind Dir geglückt. Da wäre ich auch gern, wenn nur das viele Radfahren nicht wäre …