Siebzehnter Tag: Ausflug in die Ming-Dynastie
23 Kilometer von Ledou nach Qutan, Besichtigung des mingzeitlichen Klosters, kleiner Ausflug in die Umgebung, leichter Sonnenschein
Bei fast klarem Himmel und Sonnenschein frühstücken wir, zusätzlich zur Baotze gibt es Sojamilch und Youtiao, in Öl frittierter Teig. Dann sind wir gestärkt für eine nicht zu lange Etappe, aber es geht wieder in die Berge.
Das Seitental, in das wir einbiegen ist sehr idyllisch, malerische Landschaft mit kleinen rechteckigen Höfen mit Lehmmauern. Die Gebäude sehen sehr gemütlich aus, in den Höfen blühen herbstliche Astern und vor fast jedem haus gibt es einen schönen Wintergarten.
Gemütlich führt die Straße nach oben und gegen Mittag erreichen wir dann den kleinen Ort Qutan. Entgegen meinen Befürchtungen gibt es sogar zwei Herbergen, wir steigen in der hinteren am Ortsausgang ab, ein großer garten mit Restaurant und kleinen gemütlichen kombinierten Ess und Schlafzimmern mit beheizbarem Kang. Allerdings gibt es keine Möglichkeit sich zu waschen oder zu duschen, aber wir sind ja in Randtibet und da ist das nicht ganz so wichtig.
In dem kleinen Ausflugslokal arbeitet noch eine kleine Touristikfirma. Die beiden Mitarbeiterinnen haben im Moment nicht so viel zu tun und begleiten uns deshalb in Kloster auf der anderen Seite des Dorfes. Die Anlage ist weniger tibetisch geprägt, sondern in der Mingdynastie vor 700 Jahren nach Beijinger Vorbild errichtet worden. Lediglich die vier weißen Stupa und die wenigen Mönche in ihrer tiefroten Robe verraten die Lage hier in Qinghai.
Das Kloster ist nicht renoviert und trotzdem in wundervoll gutem Zustand, vor allem die Aufgänge zum hinteren Tempel beherbergen wunderbare Fresken zur Geschichte des Buddhismus. 700 Jahre alt und kaum verblasst, erzählen die Bilder die Geschichte des Buddhas von der Geburt bis zum Eingang ins Nirwana. Eine gute Stunde staunen wir durch den Tempel, dann geht es zurück ins Dorf und mit einem Taxi zu einem weiteren Tempel etwas 10 km in den Bergen. Dieser tibetisch-buddhistische Schrein scheint jedoch wie ausgestorben, alle Türen sind verriegelt und kein Mönch und Mensch ist weit und breit zu sehen. Wir wandern noch ein wenig durchs Dorf, wo die Bauern mit der Kartoffelernte oder mit dem Verstauen des Strohs beschäftigt sind. Auf einem kleinen Feld arbeitet eine Frau mit der Sichel und schneidet Hafer. Obwohl wir hier mitten in China sind, ist eine Verständigung kaum möglich, kaum jemand der älteren Leute spricht überhaupt Chinesisch, nur mit den Kindern kann man ein paar Worte wechseln.
Aber auch Qinghai-Chinesisch ist schwer zu verstehen. Zurück in Qutan suche ich den Hof einer Familie auf, wo ich vor zwei Jahren Fotos gemacht habe. Die Bäuerin erkennt mich sofort und ist hocherfreut, dass ich nach so langer Zeit tatsächlich wieder vorbeikomme und Bilder mitbringe. Die Tochter, die damals gerade geheiratet hatte, hat jetzt seit einem Monat ein Baby und auch der Sohn hat inzwischen geheiratet. Wir dürfen bei einer Tasse Tee und Mondkeksen einen Blick in das Hochzeitsalbum mit den hochkitschigen Fotos werfen. Bilder im Brautkleid oder als „alte“ Chinesen in Seidenkleidern und auch eine Serie im Mao-Look. Dazu blödsinnige englische pseudoromantische Texte, aber doch irgendwie schön; da bekomme ich fast Lust, doch noch einmal zu heiraten.
Abends gibt es wieder eine schöne Mahlzeit mit Gemüse und Lammfleisch und dann wird es draußen so kalt, dass man kaum noch rausgehen mag. Wir bekommen noch eine elektrische Heizdecke und dann können wir es uns im Schlafsack kuschelig gemütlich machen, morgen wird es wohl wieder ein wenig anstrengenden, ein weiterer Pass liegt vor uns.
Am 16. Oktober 2009 um 15:38 Uhr
Wie schade, dass Du nicht fotografiert hast, wie Buddha das Nirwana beschreitet.
Schöner Wohnen im chinesischen Wintergarten wäre vielleicht auch ne Anregung für den deutschen Herbst/Wintergärtner.
Und was mag wohl ein Kang sein? Gemütlich klingt’s ja