Zwölfter Tag: Schneetreiben am höchsten Pass
93 Kilometer von Qingshui nach Datong, über einen Pass mit 3800 m bei 1 Grad und leichten Schneetreiben
Das Morgenwetter sieht noch ungemütlicher aus als das Abendwetter, draußen graue Suppe und leichter Regen. Bis um 9 sitzen wir noch bei unserer morgendlichen Nudelsuppe unten im Moslemrestaurant, hier sind die gleichen Mädels wie gestern Abend schon wieder am arbeiten. Der Laden wird gewischt, Teewasser auf dem Ofen in der Mitte angesetzt und dabei läuft schon der riesige Plasmafernseher und zeigt eine Lobsendung auf den Lhasa-Express mit viel Tanz und Gesang und rührenden Bildern, wie z.B. ein kleiner Tibeterjunge mit Kreide eine Eisenbahn, also den Lhasa-Express auf die dunkle Zeltwand des Nomandenzeltes malt.
Wir starten in die graue Suppe, zum Glück ist es nicht sehr kalt, oder fühlt sich nicht so kalt an, das Thermometer zeigt 4 Grad. In einem Ruck machen wir gleich 300 Höhenmeter in einer Stunde und dann eine Bananenpause. Es ist noch nebliger und der Regen geht langsam in Schnee über. Das hat den Vorteil, dass die Jacke langsam wieder trocknet. Dann das gleiche noch einmal, wieder eine knappe Stunde und noch einmal 300 Höhemeter, zu sehen gibt es außer etwas nicht ganz so dickem Nebel immer noch nichts, neben der Straße liegt eine dünne Schneedecke. Nach der dritten Pause dauert es dann noch 10 Minuten, wir sind oben, das heißt der alte Pass ist noch 250 Meter höher, jetzt gibt es einen Tunnel. Wir bauen einen Schneemann (zum 8.Oktober) und fahren durch den fast 2 km langen Tunnel. Auf der anderen Seite fehlen uns dann 4 Meter zur 3800 Meter Marke, für Thomas und Andreas wieder einmal Höchstmarke, Tiefstmarke zeigt dagegen das Thermometer, gerade einmal ein grad über Null.
Nach der gestrigen Erfahrung packen wir uns so dick wie möglich ein, um so wenig wie möglich bei der Abfahrt zu frieren. Es wird trotzdem eisig, als wir die Serpentinen herunter kurven, vor allem die Finger sind schon nach ein paar hundert Metern kaum noch zu spüren. Die Brille beschlägt bei fast jedem Atemzug und von außen klatschen dicke Tropfen dagegen, ohne Brille kann man aber auch nicht fahren. Nach knapp 20 km erreichen wir feingefrostet das erste winzige Dorf mit ein paar Lokalen, in der Mitte steht wieder ein schöner eiserner Ofen, den wir sofort okkupieren, einmal um uns zu wärmen und um unsere Sachen wieder trocken zu bekommen.
Nach einer Stunde, einer großen Schüssel Nudeln und viel heißem Tee sind wir wieder aufgetaut und auf „nur“ 2900 Metern Höhe ist es auch nicht mehr ganz so kalt.
Am Nachmittag geht es durch ein wunderschönes Tal, Birken, Pappeln und Eschen stehen in schönen Herbstfarben, auf den Feldern steht das Stroh von Getreide und Raps in großen Garben, fehlt nur noch die Sonne zu einem wirklich goldenen Herbst, doch es regnet gnadenlos weiter und der Himmel zeigt in keiner Richtung irgendein Zeichen der Besserung.
Gegen 17 Uhr erreichen wir Datong und ein ein Hotel, das von außen wieder besser aussieht, als von innen, aber das gilt ja für die meisten Hotels hier im Lande, aber es gibt richtig heißes Wasser und nur das zählt.
Nach einer halben Stunde in der heißen Dusche trinken wir noch einen Kaffee und ziehen dann quer übern Platz vorm Hotel in ein kleines Restaurant, Eselsfleisch gibt es , japanischen Tofu, das ist eine Art Eierstich und hat mit Tofu nichts zu tun und Bittermelone, trocken gebraten, superscharf, aber gut; dazu einen Taschenwärmer mit Magenbitter und drei Flaschen Bier…….das zusammen mit den heutigen Höhenmetern und Tieftemperaturen reicht doch wohl für eine ausreichende Bettschwere.
Am 12. Oktober 2009 um 22:15 Uhr
Eh Jungs, stramme Leistung! Und all das freiwillig!!!
Ich geniesse es sehr Eure Tour bei ner Tasse Tee und angeworfener Heizung (draußen sinds hier auch nur noch 10,5 Grad – abends) verfolgen zu können.