Großkampftag und schwere Verluste

Siebter Tag: von Yongchang nach Shandan 114 km gegen schweren Gegenwind, ein Pass 2600 m, 8 bis 14 Grad und fast Gewittersturm; Maysie, das Tourschaf weg!!!

 

Da wir uns die Option offen halten wollen, die 165 km bis Zhangye zu fahren starten wir früh, es ist frisch und schon nach dem Frühstück, wir haben kaum den kleinen Ort verlassen schlägt uns ein ordentlicher Wind entgegen, das kann uns noch lange nicht entmutigen und so treten wir kräftig in die Pedale. Die Dörfer links und rechts werden kleiner und seltener und die Landschaft karger, ideal für Schafe. Nach 20 km merke ich, dass Maysie, das Plüschschaf meines Sohnes nicht an seinem Platz ist, einfach weg, vielleicht beim Frühstück von frecher Hand stibitzt oder aber seinen Artgenossen hinterher gelaufen. Tschüß Maysie, du wohnst jetzt in einem Land das für Schafe gemacht ist, vielleicht gefällt es dir hier besser und für meinen kleinen Peter müssen wir einen neuen Freund finden.

Zum Pass geht es nicht steil hoch, doch der Wind drückt die Geschwindigkeit auf 9 bis 10 Kilometer, so brauchen wir viel länger als geplant und nehmen uns vor, doch nur bis Shandan zu fahren. Oben ist eine weite Ebene, eingerahmt von trockenen Bergen und rechts neben der Straße führt eine löchrige Lehmmauer entlang, erst gar nicht wahrzunehmen, dann werden die Lehmmauerstücke länger und aller 500 Meter ist ein größerer Klotz; wir haben die Große Mauer erreicht, auch wenn sie hier weder groß noch spektakulär ist. Wir fahren die kleine Straße neben der Autobahn und ohne den schrecklichen Wind könnte es richtig idyllisch sein, runterwärts geht es kaum schneller als hoch. Irgendwann gibt es dann wieder ein kleines Dorf, die zwei Restaurants haben geschlossen, aber im Laden bekommen wir ein paar Kekse und Nüsse. Die Mauer sieht hier auf der anderen Seite des Berges schon stattlicher aus, über eine Brücke überqueren wir die Autobahn und fahren den Feldweg auf der anderen Mauerseite entlang, in der Hoffnung auf weniger Wind. Leider ist es da genauso stürmisch, na gut, wir fahren wenigstens in historischem Ambiente. Als die Mauer die Autobahnlinie überquert oder umgekehrt, kommen wir nicht mehr weiter und fahren auf der Autobahn entlang bis zur nächsten Abfahrt, da wir hier gut Windschatten halten können geht es ein wenig besser vorwärts. Es ist schon später Nachmittag und zum Ziel nicht mehr ganz so weit, als sich der Himmel zuzieht, über Shandan, unserem Zielort hängen dunkle, schwere Gewitterwolken und es stürmt in starken Böen. Doch als wir in den Ort einfahren, sind wir knapp an der Gewitterfront vorbei und bekommen nicht einen einzigen Tropfen ab. Shandan ist eine winzige unaufregende Stadt, an der Hauptkreuzung gibt es zwei schäbige Hotels, weiter unten in der Haupststraße sieht es etwas besser aus, wir kommen im Shandan Hotel unter, allerdings ist der Strom in der ganzen Stadt weg. Müde entschließen wir uns zu einem „Schmutzigen Bier“ und haben Glück, das Licht geht wieder an. Eine halbe Stunde später ist dann auch das Wasser wieder heiß und ich genieße eine lange Dusche, dann gehen wir gleich ins nächste Restaurant und essen etwas überteuert und danach falle ich ohne noch irgendetwas vor- oder nachzubereiten ins Bett und schlafe sofort ein.

Wir hatten mit einem harten Tag gerechnet, es kam schlimmer, aber es hätte noch schlimmer sein können!

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