82. Tag: 16. Juni 2009 „Entlang der Großen Mauer I“
126 Kilometer von Shanhaiguan nach Qinglong bei regnerischem Wetter über kleine ruhige und große und stressige Straßen, bergig und hügelig, 778 Höhenmeter
Das Gewitter vom Vorabend hat sich verzogen, doch es ist sehr angenehm frisch und die Sonne steckt hinter dünnen Wolken, also sehr angenehmes Radfahrwetter. Unsere zeitigen Starts haben sich etabliert und wir haben uns daran gewöhnt, entspricht die Zeit auf der Uhr ja eh nicht der realen Zeit.
Ganz China hat nur eine Zeitzone und wenn die Sonne hier gegen 4 Uhr morgens aufgeht, dann ist in der Provinz Xinjiang im äußersten Westen noch mitten in der Nacht, dafür wird es hier um 19 Uhr schon dunkel. Mit meinen Gästen habe ich auf verschiedenen Touren schon lange über das Thema diskutiert und es gab immer wieder widersprüchliche Meinungen, aber die Chinesen haben sich an das System gewöhnt und wir inzwischen auch, zumal es praktisch ist, bei Inlandsflügen keine Zeitverschiebungen beachten zu müssen.
Am Stadtausgang finden wir einen Stand mit Nudeln und Ölstäben und stärken uns für den Tag, wir haben eine lange und eine kurze Option für heute, aber darüber werden wir später entscheiden.
Hinter der Stadt geht es dann gleich ordentlich aufwärts und auf der ersten Bergkette grüßt die Chinesische Mauer mit Wachtürmen und Resten von Mauerstücken, auf der anderen Seite im Tal gibt es dann schon wieder ein restauriertes Stück Mauer, Jiumenkou, die Neun Tore Mauer, die ihren Namen einem neuntürigen Wehr verdankt. Wir verzichten aber noch auf eine Besteigung, denn die will ich mir für Simatai aufheben, wo sich die Mauer noch spektakulärer über die Gipfel der berge windet.
Danach geht es in einem schönen Tal mit riesigen Obstplantagen auf einer winzigen verkehrsfreien Straße entlang. Die Äpfel sind schon an den Bäumen verpackt, damit sie nicht zu viel Sonne bekommen, sondern groß und saftig werden, bei den riesigen Plantagen wohl eine Irrsinnsarbeit, jeden Apfel in einen Stoffbeutel zu stecken.
Rundherum gibt es schöne Dörfer in Ziegelbauweise, einige Häuser mit halb runden Dächern, andere mit schönen Dekors aus der Kombination von Feldsteinen und Ziegeln, hier im Norden legt man etwas mehr Wert auf ein hübsches Häuschen.
Leider ist es aus mit Sauberkeit und Schönheit, als wir wieder die Hauptstraße erreichen, hier wird irgendwo Kohle abgebaut und die Gegend ist verdreckt und schmutzig. Über die löchrige Straße rumpeln lautstark und viel zu schnell schwere Lkws und das Fahren macht kein großes Vergnügen.
Als ein Regenguss einsetzt flüchten wir auf einen Kaffee in ein Restaurant, inzwischen haben wir immer unseren Kaffee dabei und sind nicht mehr auf den Zufall angewiesen. Dazu gibt es Erdnüsse und Sojabohnen, nicht geröstet, sondern in Gewürzsoße aus Soja und Sternanis gekocht.
Nach dem Schauer geht es weiter bergan bis nach Zhushan, hier hätten wir eventuell übernachten wollen, aber auf den Berg der Vorfahren brauchen wir heute bei dem verhangenen Wetter nicht zu steigen, also rollen wir weiter. In einem Flusstal geht es angenehm flach und schnell vorwärts und auch der Verkehr ist jetzt angenehm ruhig und die Gegend wenig besiedelt, nur ab und zu gibt es eine winzige Siedlung, keine Läden und keine Restaurants. Wir hungern uns noch fast 25 Kilometer weiter, dann gibt es an einer Kreuzung endlich wieder Restaurants.
Währen wir noch unseren Tofu essen, fängt es draußen wieder an zu regnen. Wir packen uns komplett ein und so geht es dann eine gute Weile weiter.
Als wir ein paar Hügel weiter dann in Qinglong eintrudeln sind wir schon wieder trocken, aber ein Hotel ist ausgebucht, das zweite ein dreckiges Loch und erst nach langem Suchen findet sich noch ein drittes Hotel. Die Zimmer sind ok, aber gleich nach unserer Ankunft wird das Wasser abgedreht und bleibt auch weg, nicht ganz so schlimm an einem Tag an dem wir draußen gewässert wurden.
Dafür ist das Hotelpersonal mehr als freundlich und wir sind die ersten Ausländer im Hotel überhaupt.