43. Tag: 8. Mai 2009 „Fahrt im Backofen“
82 Kilometer von Huangshi nach Liuhe bei 35 Grad im Schatten, 674 Höhenmeter
Wir versuche in halbe Stunde zeitige loszukommen, doch im Frühstückssaal des Hotels herrscht noch gähnende Leere, Frühstück gebe es erst ab 7 Uhr und nicht, wie an der Rezeption mitgeteilt, schon ab 6 Uhr. Also gewinnen wir so gut wie nichts, außer, dass wir schon wieder mitten in der Nacht aufgestanden sind.
Gleich von morgens an ist es ziemlich warm und nur der Fahrtwind macht die Sonne erträglich, sobald man stehen bleibt, bricht der Schweiß aus.
Zuerst geht es über eine riesige Brücke über den Yangtze und dann durch flaches Land. Hier gibt es einige schöne Pappelalleen, die vor der Sonne schützen. Etwas weiter biegen wir auf eine winzige Betonpiste ab, heute habe ich also keinerlei Probleme, den Weg zu finden. Die Straße schlängelt sich in Bögen durch kleine Dörfer, Reis- und Rapsfelder, überall an den kleinen Gewässern stehen Wasserbüffel und schauen uns ausdruckslos und wiederkäuend an.
Etwas abseits der Straße soll ein kleines buddhistisches Kloster liegen, wir biegen ab und fahren gute 150 Höhenmeter den Berg hinauf, den einzigen Berg, den es weit und breit gibt, und erreichen dann auch das Kloster. Hier sind wir schon angemeldet, irgendjemand aus dem letzten Dorf hat die Ankunft der Ausländer schon telefonisch mitgeteilt und der Chefmönch empfängt uns. So bekommen wir eine Führung durchs Kloster und eine Einladung zum Mittagessen. Das Kloster geht zwar bis in die Tang-Dynastie zurück, aber daran erinnern nur noch einige alte Pinien, die im Klostergelände stehen. Der Komplex ist zum großen Teil neu gebaut, aber nicht geschmacklos und kitschig. In dem großen Speisesaal gibt es nur eine Hand voll Mönche und Nonne des Klosters. Ein Teil der Bewohner sei unterwegs auf Schulungen, allerdings kämen auch oft Gäste hierher. Philipp gibt es zu wenig Fleisch auf den vegetarischen Tellern, zum Reis gibt es Lotuswurzeln, Pilze, Erdnüsse und frische Gemüse aus eigenem Anbau. Philipp versuche abzunehmen, weil er in Österreich einen Bürojob habe, versuche ich, die Situation zu retten und treffe damit wohl das Fachgebiet unseres Mönches, Ernährungsberatung. Auf alle Fälle könne wir uns jetzt eine halbe Stunde lang anhören warum und wie man sich angemessen vegetarisch ernährt.
Wir bedanken uns für die Einladung und setzen unseren Weg fort. Inzwischen ist es heiß, wie in einem Backofen und wir kommen nur recht mühselig vorwärts, Pausieren ist fast noch anstrengender und erst am späten Nachmittag haben wir wieder schöne lange Alleen.
Wir bleiben in dem Straßenstädtchen Liuhe und suchen eine Weile nach einer Herberge und finden diese auch nach 20 Minuten, die wir hin und her geschickt werden, die Zimmer sind ok und es bleibt noch eine Stunde für ein Schläfchen bis zum Abendbrot. Das Angebot ist nicht sehr vielfältig und auch im Fleischgericht befinden sich nur ein paar winzige Stückchen Speck, für Heino und mich kein großes Problem, aber unser „neuer“ Vegetarier ist nicht begeistert, wir weden sehen, dass wir morgen irgendwo ein fettes Stück Tier für ihn auftreiben können.
Zurück im Hotel werden wir noch einmal herzlichst empfange, wir seien heute in der Zeitung gewesen und tatsächlich gab es in der heutigen Ausgabe ein Bild und einen kurzen Artikel über uns.