34 Tag: 29. April 2009
20 Radkilometer in der Stadt, Stadtrundfahrt, Versuch eines Teehauses und abends dann aufs Schiff
Nach dem Frühstück steigen Heino und Philipp auf die Räder, wir wollen uns noch ein paar interessante Seiten der Stadt ansehen. Zuerst geht es durch die belebte Fußgängerzone und dann wieder runter zu den Docks. Heute ist die Sicht über den Fluss auf die andere Seite etwas bessere und wir wollen schon einen ersten Blick auf das Schiff werfen, mit dem wir ab heute Abend den Yangtze herunter schippern wollen. Das Dock, von dem wir starten ist schnell gefunden und dort liegen aber mindestens fünf Schiffe, wir werden also noch abwarten müssen.
Am Ufer ist reger Betrieb, eine Handelsfirma präsentiert ein mäßig interessantes Programm mit einigen Sängern, der tanzenden Rentnergruppe und dem Chor der Angestellten. Interessanter für uns sind die Leute, die zusehen.
Auf der anderen Seite des Platzes trainiert die Trommelgruppe. Auch hier sind alles Damen im reifen Alter, aber sie haben sichtlich Spaß an ihrem Getrommel und kommen immer mehr in Fahrt.
Danach geht es vorbei an langen Restaurantzeilen unter der ersten Etage der Stadtautobahn, hier herrscht reines chinesisches Leben, Ausländer verirren sich kaum hierher; Küche an Küche und Straßenrestaurant an Straßenrestaurant. Fast überall gibt es massenhaft Seafood oder Ma-La-Tang, eine etwas abgewandelt Variante eines Feuertopfes.
Einige der alten Straßenzüge sind renoviert worden und geben einen kleinen Eindruck, wie es vielleicht vor 60 Jahren hier ausgesehen haben könnte, als noch nicht die Hochhaustürme das Bild der Stadt beherrscht haben. Kleine, mit Ziegeln gedeckte Häuser kleben am steilen Hang, dazwischen gibt es enge Gassen und überall hängt die gewaschene Wäsche zum Trocknen vor den Fenstern.
Hinter dem alten Viertel beginnt die Hypermoderne, hier bündeln sich die Zufahrtstraßen zur großen Brücke über den Yangtze, vier oder fünf Etagen Schnellstraßen übereinander, die sich in engen Schleifen nach oben zur Brücke winden. Es sieht aus, wie auf Bildern, die wir früher in der Schule gemalt haben, zum Thema: „Wie stellst du dir das Leben im 21 Jahrhundert vor“. Der einzige Unterschied ist, das die Autos immer noch Dreck produzieren, entsprechen dunstig ist es in der Stadt und natürlich laut.
Zurück im Hotel geht’s noch einmal unter die Dusche und wir packen unsere Sachen zusammen. 14 Uhr checken wir aus und deponieren unsere Sachen noch bis zum Abend im Hotel. Philipp hat ein wenig Pech, seine Kamera funktioniert nicht mehr, das schon am ersten Tag und so gehen wir in eins der großen Kaufhäuser und erstehen noch ein neues Gehäuse für ihn. Dann gehen wir noch in ein Teehaus, das uns schon am ersten Tag aufgefallen war. Doch in dem alten Gebäude erwartet uns dann eine Kartenspielhölle und kein stilvoller Platz, um gemütlich Tee zu trinken.
Gegen 18 Uhr sind wir dann mit den Rädern am Dock, mit unserem Schiff haben wir Glück, wir sind nicht auf einem der großen Luxusschiffe für Ausländer, sondern auf einem chinesichen Liner und außer uns gibt es nur noch drei andere Langnasen, dafür aber um so mehr vergnügungssüchtige Chinesen.
An Bord werden wir auf die Kabinen verteilt, wir leisten uns den Luxus in kleinen Doppelzimmerchen allein zu wohnen. Neben den Doppelkabinen gibt es dann noch jede Menge Vierer und Achtbettkajüten, die von den Chinesen sofort in Spielhöllen umgewandelt werden. Das Schiff hat noch nicht abgelegt, schon wird Karten gespielt und auf dem Oberdeck wird Mahjiang gespielt.
Gegen 21 Uhr haben wir noch ein letztes Mal Gelegenheit einen Blick auf die erleuchtete Megastadt Chongqing zu werfen, dann tauchen wir unter zahlreichen Brücken hindurch ins Dunkel der Nacht ein.
Wir beenden den Abend im Restaurant und dann geht es in die Kajüte auf die harten Betten, aber bei dem leisen Grummeln des Motors und dem leichten Schaukeln des Schiffes lässt es sich gut schlafen.