28. Tag: 23. April 2009 „Eine gute Wahl“
25 Kilometer mit dem Rad und dann noch 130 Kilometer Transfer mit einem Transporter von Suiyang nach Daozhen, alles bei Regen und übelster Baustelle in den Bergen 2536 Höhenmeter
Die ganze Nacht hat es geregnet, aber früh sieht es etwas besser aus, das Frühstück ist lecker, Ölstäbe und eine Art Bratkartoffeln und auch Wasser für Kaffee lässt sich organisieren. In guter Manier geht es dann am Anfang gleich ordentlich nach oben auf fast 1000 Meter Höhe. Anfangs ist die Piste noch einigermaßen in Ordnung und ab und zu ist die alte Straße nicht aufgerissen, da sie nicht auf der Trasse der neuen Route liegt, aber nach und nach wird es schlimmer. Durch den nächtlichen Regen sind auch die sonst wohl nicht ganz so üblen Passagen aufgewühlt und wir kommen wieder in Zentimetertiefen Schlamm und Matsch.
Dann kommt auch noch ein starker Schauer nach dem anderen. Ein Busfahrer nimmt uns alle Illusionen auf Verbesserung des Straßenzustandes, die Baustelle geht noch 150 Kilometer weiter und alternative Straßen gibt es nicht, also beschließen wir einen Transfer.
Ein Fahrzeug mit Fahrer ist rasch aufgetrieben, eine Art Kombi aus Minibus und Pickup passt genau für uns drei Personen, die Räder und das Gepäck, mit dem Fahrer ist der Preis von 800 Yuan auch schnell ausgehandelt und so geht es schon zehn Minuten später los.
Wir sind heilfroh im Auto zu sitzen, die Piste ist so schlecht und es geht steile Pässe hoch und danach wieder tief ins Tal hinunter und wieder hoch und wieder runter…und das alles durch Matsch und Schlamm. Auch unser Fahrer ist sichtlich genervt von der schlechten Piste und realisiert erst nach und nach, auf was er sich eingelassen hat. Wir holpern mächtig im Auto hin und her und es ist fast noch anstrengender als zu radeln.
Die Fahrt nimmt uns ziemlich in Anspruch, so dass für die Landschaft rundherum kaum ein Auge bleibt, dabei geht es durch grandiose Schluchten und Canyons und dann wieder in wilden Schleifen die Berge hinauf und unter uns liegt ein Wolkenmeer wie Zuckerwatte, das die Täler ausfüllt. Von den Dörfern und Städtchen, die wir durchfahren bekommt man kaum einen guten Eindruck, wie auch, wenn die einzige und Hauptachse aus knietiefen Matsch besteht und draußen noch mehr Regen niedergeht.
Irgendwie wühlt sich das Fahrzeug durch die Landschaft, manchmal geht es ein paar hundert Meter nur im ersten Gang mit kriechender Geschwindigkeit vorwärts, doch zum Ende weicht die neue Straße einige Male von der alten Trasse ab und wir haben ein paar Kilometer auf leicht löchrigem Asphalt, die dann nicht ganz so anstrengend sind.
5 Stunden brauchen wir für die 130 Kilometer bis Daozhen, wo wir dann gegen 16 Uhr ankommen. Der Fahrer ist mehr als glücklich, denn wir geben ihm 200 Yuan mehr als verhandelt und die hat es sich auch verdient, auch wenn ein Teil davon gleich an die Polizei geht. Abgesetzt hatte er uns am Beginn einer Einbahnstraße und nach vollendetem Werk wollte er dann gleich nach hinten wieder raus fahren, so wie das wohl hier alle machen, aber die genau in dem Augenblick kommende Autostreife fand es nicht gut.
Für die Hotelsuche brauchen wir dann eine gute halbe Stunde, Hotel Nummer 1 ist nicht so toll und angeblich voll und dann gibt es nicht mehr viel. Erst weiter hinten in der Stadt biegen wir noch einmal rechts ab und dann sehe ich am Ende der Straße doch noch ein Hotelsymbol. Die Zimmer sind einfach, aber ok und es gibt heißes Wasser, also nichts zu meckern.
Ich wechsele dann im Hof noch meine Bremsbeläge und reinige das Rad vom schlimmsten Schmutz, Hubert nimmt sein Rad mit ins Zimmer unter die Dusche und Heino vertraut ganz auf einen morgigen Regentag.
Nach einer Weile erfolgloser Restaurantsuche finden wir dann direkt neben dem Hotel ein gut besuchtes Lokal, gutes Essen und wir brauchen nun schon zum zweiten Male nicht bezahlen, dafür stellen wir uns gerne für Fotos mit dem Personal zur Verfügung.
Ich verschwinde schon gegen 21 Uhr im Bett und finde, dass die Fahrt im Auto anstrengender als 100 km auf dem rad war und entsprechend tief schlafe ich dann auch.
Wenn die Straße fertig ist, dann gibt es hier eine der grandiosesten Radpisten überhaupt durch wunderbare Gebirgslandschaft mit tiefen Granitschluchten, Wasserfällen und winzigen Dörfern, doch bis dahin wird wohl noch eine Weile vergehen, mindestens zwei Jahre, also ab 2012 ist die Strecke dann wohl wieder gut zu beradeln. Für uns jedenfalls war es ein gute und richtige Entscheidung, heute aufs Fahrzeug umzusteigen und uns damit zwei freudfreie Tage bei Kampf gegen Schlamm, Matsch und Regen zu ersparen.