24. Tag: 19. April 2009 „Wohlverdienter zweiter halber Ruhetag“
60 Kilometer auf gutem Asphalt von Kaili nach Huangping, auf denen wir dennoch 937 Höhenmeter sammeln
Um 7 Uhr sieht das Wetter noch katastrophal aus, es hat die ganze Nacht wolkenbruchartig geregnet und noch immer plätschert es draußen und sieht auch nicht so aus, als ob es irgendwann aufhören möchte. Doch der Schein trügt und schon nach unserem kurzen Nudelimbiss zeigt sich eine ungewohnte Farbe am Firmament – strahlendes Blau.
Gleich hinter Kaili geht es streng bergauf und wir biegen rechts in ein Dorf der Xi-Minorität ab, ein kleiner Ort, vielleicht 30 Höfe, eine neue Straße und eine Art runder Tanzplatz. Auf der einen Seite sieht es aus, als ob der Ort ins Bustouristenprogramm aufgenommen werden soll, alles schön sauber und gepflegt mit Toilettenhäuschen und eben jenem Tanzplatz, auf der anderen Seite kein Parkplatz, kein Restaurant und nicht einmal einen Laden, keine fliegenden Trödelhändler, vielleicht hat aber der Ort einen engagierten Volksvertreter im Parlament sitzen. Wir jedenfalls bewundern die schönen Holzhäuser und machen uns wieder auf den Weg. Ständig geht es hoch und runter, eben richtig anstrengendes Mittelgebirge, von Pässen kann man kaum sprechen, aber die ganze Hügelei ist doch etwas ermüdend.
Endlich erreichen wir doch noch so etwas wie „oben“ und dann geht es an einem Flusslauf entlang hinab in einen mächtigen Canyon. Die Wolkenbrüche der letzten Nacht haben für reichlichen Wasserüberfluss gesorgt, die Flüsse und Bäche sind fast schon kritisch angeschwollen und aus den Bergen quillt überall Wasser, aus jeder Ritze und Fuge und jeder Felsspalte sprudelt Wasser hervor und die Straßenarbeiter sind allerorts unterwegs, um die vielen Steine und Schlammlawinen, die oft die halbe Straße versperren, zu beseitigen.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Chong’an, hier gibt es alle fünf Tage einen großen Markt und wir haben Glück und heute ist Markttag. Auch hier geht es völlig untouristisch zu,
überall buntes Minoritäten Gemisch, Frauen der unterschiedlichen Miao-Stämme mit unterschiedlichem Kopfschmuck drängen sich durch die Massen und erledigen ihre Gemüse und Fleischeinkäufe. Alles wird dargeboten, was ein bäuerlicher Haushalt so braucht.
Nach einer langen Weile auf dem Markt geht es dann weiter, auf der Straße ab und an Gruppen von Mauern in bunten Kleidern, die wieder auf dem Rückweg in ihre Dörfer sind und wir mittendrin mit den Rädern und natürlich geht es noch einmal kräftig nach oben.
Auf der anderen Seite liegt dann das kleine Städtchen Huangping und wir finden ein nettes Hotel in der Nähe der Busstation.
Ein kleiner Spaziergang führt uns durch die belebtesten Gassen der Stadt, auch hier ist mehr los, als in jeder deutschen Großstadt, in einer Gasse wird Schach gespielt, in der nächsten Straße ist der Markt und in der hintersten Gasse sitzen in mindestens fünf Läden undezent gekleidete Mädchen beim Mah-jiang Spiel und warten auf abendliche Kundschaft.
Es ist schwer ein Restaurant zu finden, die meisten Leute bevorzugen die Schnellimbisse oder kleinen Garküchen, aber schließlich ist das hier unser zweiter halber Ruhetag und so suchen wir dann recht lange, bis wir einen Laden mit ordentlichen Stühlen finden. Das Essen ist ok, aber nicht super gut, danach ist es auch schon wieder fast Zeit ins Bett zu gehen, denn morgen geht es wie üblich zeitig los.