15. Tag: 10. April 2009 „Zu den Drachenrücken Reisterassen“
96 km von Guilin nach Huangluo, anfangs flach und dann immer bergigere 1100 Höhenmeter
Zum Glück ist das Wetter etwas besser als am Vortage, zwar grau und verhangen, aber wenigstens kein Regen. Auf dem Zimmer gibt es noch einen Kaffe und etwas süßes Zeugs, Heino und Hubert lieben das zum Frühstück, ich bin davon weniger begeistert, würde da ein Dämpfsieb Baotze bevorzugen.
Aus Guilin ist wieder dichter Verkehr, aber nur bis zum Flughafenabzweig, dann geht es auf ruhiger Hauptstraße weiter. Ab und zu sieht es nach Regen aus, aber nieselt ein wenig und das war’s. Hinter Guilin hört dann auch die Karstkegellandschaft auf und im Nebel lassen sich „normale“ Berge erahnen. Auf kleinen Hügeln wird Tee angebaut und wir beschließen eine Pause bei den „Drei Schwestern der Familie Liu“ zu machen und probieren einen lokalen Olong-Tee mit Osmanthus versetzt. Der Osmanthus stammt vom Baum im Garten, auf den im Oktober letzten Jahres meine beiden Mitradler Andreas und Otto geklettert sind, um bei der Ernte zu helfen und heute haben wir die Blüten in der Teetasse.
Mittag gibt es drei Orte weiter in Wantian, recht ausführlich, denn das magere Frühstück liegt ja schon einige Zeit zurück, leckere Bambussprossen werden gerade überall frisch angeboten und erinnern mit leicht bitterem Geschmack ein wenig an Spargel.
Nach dem Mittag geht es dann in die Berge, immer etwas hoch und runter und zu guter letzt geht es dann straff nach oben zum Pass. Der liegt in dichtem Nebel und mit jedem Meter Höhe wird die Sicht schlechter. Oben kann man kaum mehr die andere Straßenseite sehen, doch auf der anderen Seite ist dann fast richtig schönes Wetter. Die letzten Höhenmeter machen wir dann nach dem Abzweig zu den Drachenrücken-Reisterrassen, ein Ausflug in Guinness Buch der Rekorde, denn hier finden sich nicht nur die meisten Terrassenfelder, mit über 1000 Stufen auf mehr als 900 Höhenmetern, sondern auch das Dorf mit den Frauen mit den längsten Haaren der Welt. Und in Huangluo, genau diesem Dorf finden wir dann auch eine kleine Herberge.
Das ganze Gebiet wird nicht von ethnischen Chinesen, den Han, besiedelt, sondern von Minoritäten. Die Dörfer in den Tälern gehören dem Yao-Volk und die Siedlungen in den höheren Lagen sind von den Zhuang bevölkert.
Wir bewundern die schöne Holzarchitektur und auch die vielen Neubauten werden im traditionellen Stil gebaut, ganz aus Holz und jedes Stockwerk nach oben breiter werdend. Auch die Guesthäuser hier sind alle in diesem Stil und im Obergeschoss gibt es einfache Zimmer mit nichts als einem Bett. Unsere Dusche ist eine Etage tiefer und wird mit Gasdurchlauferhitzer beheizt.
Unser Gastgeber schien wohl im ersten Moment nicht auf Gäste eingestellt, aber eine neue Gasflasche für die Dusche und drei Handtücher werden sofort per Handy geordert und mit dem Motorrad keine 10 Minuten später angeliefert (und das am Ostersamstagabend!)
Für uns gibt es nicht viel zu tun, als das leben auf der Straße zu beobachten, gegenüber sitzen ein paar Frauen schwatzend und stickend beieinander, während die Männer im Laden nebenan um den Tisch herumstehend rauchen und den Kartenspielern beim Zocken zu zusehen.
Das Abendbrot sind gute Hausmannsgerichte, die Familie sitze derweil beim Fernsehen und gegen 20 Uhr wird das Haus verriegelt und wenig später hören die Dielen auf zu knarren und alle sind im Bett verschwunden.