9. Tag: 4.April 2009 „Schlammschlacht ohne Ende“
107 Kilometer von Wuzhou nach Majiang, Nebenstraße ohne Asphalt, Baustelle und viel Schlamm
Wie jeden Tag kommen wir sieben Uhr los und frühstücken gebratene Nudeln in einer kleinen Bude an der Straße. Auf einer Nebenstraße verlassen wir dann die Stadt und müssen schon hier ein paar große schlammige Stellen passieren. Dafür geht es an Reisfeldern vorbei und die werden gerade mit den Pflanzen bestückt. Jede Pflanzerin hat ihre eigene Technik, am beeindruckendsten sind die „Dart-Pflanzer“, eine Reispflanze mit einem kleine Erdklumpen an der Wurzel wird wie ein Dartpfeil ins Feld geworfen, mit erstaunlicher Präzision.
Nach kurzer Fahrt auf der Hauptstraße finden wir den Abzweig auf die Nebenstraße. Eine schöne, schmale Betonpiste führt durch das weite Tal und über kleine Hügel. Die ganze Region lebt vom Reisanbau und soweit das Auge reicht gibt es nur Reisfelder. Überall sind Familien unterwegs mit der Hacke und machen sich auf den weg auf ihre Felder. Da Vollmond ansteht und ein Feiertag ist, schleppen die Leute auf jedes Feld Böller und ballern, was das Zeug hält, um die bösen Geister zu vertreiben. Manchmal haben wir den Eindruck in Verdun zwischen den Fronten zu radeln, so viel wird geknallt.
Als dann der Anstieg zum Pass beginnt hört der Asphalt auf und es geht auf einer schmierigen Piste nach oben, hier hat es wohl die halbe Nacht geregnet. Noch schlimmer ist es auf der anderen Seite, hier gibt es nur noch Schlammpiste, erst unten im nächsten Ort beginnt die Betonpiste wieder und am nächsten Kiosk trinken wir etwas und reinigen die Räder vom schweren Matsch. Vergebliche Mühe, denn durchs Tal führt die Autobahnbaustelle und durch die schweren Baufahrzeuge ist die Piste komplett zerfahren, von einem Schlammloch geht es zum nächsten und wir sind genervt und sehen aus wie Schweine. Irgendwann gehen wir auf die Autobahnbaustelle und hier wird es etwas besser, aber nur für 10 Kilometer, dann löst sich auch hier die festgefahrene in mitunter knietiefen Schlamm auf. Der sammelt sich zwischen Schutzblech und Bremse und blockiert die Räder. Es gibt aber keine Alternative, als dass wir uns bis zum nächsten Ort weiter quälen. Dann geht es noch durch eine Tunnelbaustelle, 4 Kilometer durch den Berg bei schwacher Beleuchtung und tiefen Löchern, bis wir das Tageslicht wieder sehen, dann weiter Schlamm und endlich die Abfahrt von der Autobahn und auch der Asphalt hat uns wieder.
Die letzten 15 Kilometer sind angenehm am Fluss entlang zu fahren, trotzdem schleichen wir müde bis nach Majiang. Gleich am Ortseingang gibt es eine Herberge, die Zimmer kosten 3 Euro und haben warme Dusche. Vor dem Haus gibt es einen Wasserhahn und wir schrubben zum zweiten Male am Tag die Räder, dann geht es unter die Dusche und an die Reinigung von Körper und Sachen vom Matsch. Drei Schichten gilt es abzutragen, gelben dünnklebrigen Matsch, gelben dickklebrigen Matsch und schwarzen, klumpigen Matsch, danach gibt es im Restaurant nebenan explodiertes Huhn, die Hühner werden vor dem Kochen ordentlich mit Knochen klein gehackt und jedes Fleischstück hat dann Knochen, Knochensplitter oder Knorpel, für den Chinesen ein Knabber-Genuss, für uns meist nur Spuck-Verdruss.