7. Tag: 2. April 2009 „Marathon durchs flache Land“
142 Kilometer von Jinli nach Deqing, hügelige 469 Höhenmeter
Halb 8 steigen wir erfrischt auf die Räder und fahren erst einmal 13 km bis zum nächsten Ort. Dort gibt es dann ein kleines Frühstück aus großen Dämpfkörben, Baotze und Jiaotze, gefüllte Teigtaschen, die einen aus Hefeteig, die anderen aus Nudelteig.
Etwas weiter hört dann leider unsere schöne Nebenstraße auf und es geht auf der viel befahrenen Hauptraße entlang. Irgendwann macht die Straße aber einen Knick und wir versuchen einen Abstecher durch die kleinen Dörfer, was auch ganz gut gelingt. In der Region wird Hauptsächlich Gemüse angebaut, auf langen schmalen Feldern wechseln Salate, Bohnen, Erbsen, Zwiebeln, Knoblauch und Karotten einander ab. Fleißige chinesische Bäuerlein springen dazwischen mit der Hacke hin und her und zupfen alles was nicht hineingehört wieder hinaus.
In der nächsten Stadt ist dann wieder Schluss mit der Nebenstraße, aber die Hauptstraße ist jetzt sehr breit und hat auch den Seitenstreifen für Motorrad, Traktor, Fahrrad und anderes Kleingetier. In einem kleinen Dorf neben der Straße entdecken wir einige Gebäude mit den traditionellen „Wokhenkeln“ am Dachgiebel, das sind nach oben stehende Rundungen an beiden Enden der Dachgiebel, die an einen Wok mit Henkeln erinnern.
Die Straße ist gut zu fahren und das Wetter sehr angenehm, um die 20 Grad und so kommen wir gut voran. Gegen Mittag wird es an der Hauptstraße recht interessant, denn hunderte von Steinschneiderein befinden sich rechts und links, eine Firma nach der anderen, über vielleicht 20 Kilometer. Geschnitten wird hier alles, was später in Häusern verbaut werden kann, von Marmor bis Granit. Spezialisiert ist man auf besonders schöne Marmorplatten, zwei oder drei Meter lang, halb so breit und ein bis drei Zentimeter dick, diese werden dann von einer Seite poliert und erhalten schöne Namen. Es gibt alle Platten aller Farben über schwarze, weiße, rote und verschiedene Gelbtöne, bis hin zu verschiedenen Maserungen. Vor den Fabrikhallen lagern dann hundert von den geschliffenen Tafeln aufrecht stehend, dicht an dicht, man könnte damit wahrscheinlich die halbe Provinz auslegen. Hinter den Fabriken gibt es dann große Lagerplätze des Ausgangsmaterials, große Steinquader, die hier den Eindruck eines urzeitlichen Megalith-Bauplatzes vermitteln.
Yun’an unser Zielort liegt etwas abseits der Straße und so beschließen wir noch weiter zu fahren. Recht hügelig geht es am Perlfluss entlang, auf dem reger Schiffsverkehr herrscht, große Frachter mit Schüttgut oder Containern schippern das Gewässer hoch und runter.
In Nan jiang soll es eine Herberge geben, aber wir haben keine Lust zu suchen, da am anderen Ufer schon die größere Stadt Deqing zu sehen ist. Über eine große Brücke geht es auf die andere Seite und wir radeln die letzten 5 km ins Zentrum. Die Mühe hat sich gelohnt, wir finden ein drei Sterne Hotel für schlaffe 11 Euro pro Mann und Zimmer und genießen den Abend in einem kleinen Lokal in einer Nebenstraße. Viel zu tun gibt es nicht mehr am Abend, nach den 142 Kilometern ist dann eine warme Dusche und ein Bettchen Belohnung genug für den Tag.