Mittwoch, 30. Juli 2008, von Yuxian Wenquan zum Wutaishan, 117 Kilometer, 1382 Höhenmeter: “Durch Nebelschwaden in die heiligen Bergen“


Ich fühle mich so frisch wie dieser Morgen nach dem Regen, werde also heute wieder auf mein Fahrrad steigen, auch wenn uns eine lange und nicht einfache Etappe erwartet. Morgens ist das heiße Wasser aus beiden Wasserhähnen noch nicht ganz so heiß, sondern hast genau Duschtemperatur und auch das Frühstück im Hotel ist nicht schlecht. Zu unserer Überraschung hatte es gestern Abend unter anderem Kartoffelpuffer gegeben und davon habe ich dann gleich zum Frühstück noch einmal welche ordern lassen.

Draußen ist es nicht so heiß und stickig, wie in den tagen zuvor, die Wolken hängen tief und es nieselt ab und zu. Das ideale Wetter um einen langen Pass nach oben zu fahren, zumal dieser heute nicht asphaltiert ist. Wir haben uns für diese Variante entschieden, da uns die Abkürzung über den Berg gute 30 Kilometer spart.

Die Piste ist gut zu fahren und wenig buckelig und es gibt nahezu keine Autos, auch wenn der Grund dafür ist, dass die Straße oben mit einem Erdhügel für Fahrzeuge versperrt ist, so dass unsere beiden Busfahrer umkehr und außen herum fahren müssen. Wir schrauben uns den kleinen Weg nach oben und die Nebelschwaden werden dichter, stellenweise kann man nicht weiter als 10 Meter sehen. Aus den Nebelschwaden heraus tauchen kleine festungsartige Dörfer auf, große, aus Flusssteinen gebaute Mauern säumen die Straße und obenauf thronen wuchtige alte Häuser. Eine dünne Gasse mit einer Treppe führt ins Dorf und wir machen eine kleine Erkundung und werden schon nach 5 Minuten von den Kindern und Alten des Dorfes begleitet. Im Gegensatz zu anderen Gegenden sieht es recht ordentlich auf den Höfen aus. Gackernde Hühner laufen herum und rund um die Tenne, einem kleinen gestampften Platz, liegen wuchtige Mühlsteine und überall hat man Sonnenblumen gepflanzt.

Oben am Pass machen wir eine Pause im Nebel mit Bananen, Keksen und Obst und dann geht es wieder ins Tal hinunter. Die Berge sind eine Wetterscheide und so reißt sofort der Nebel auf und wir haben einen schönen Blick über das bewaldete Tal. Unter uns und an den Bergen gegenüber hängen noch Nebelbänke und verzaubern die Landschaft.

Unten im Tal haben wir dann den Asphalt zurück und biegen auf die Hauptstraße in Richtung Wutaishan. Volker hat heute ganz vorne fahrend schon das Mittagessen organisiert und an einer kleinen Kreuzung wartet dann schon eine große Nudelsuppe auf uns, zum Nachtisch gönnen wir uns einen Kaffee, den wir seit einigen Tagen immer im Gepäck haben und eigentlich ist die Stimmung eher nach einem Mittagsschläfchen, als nach weiteren Kilometern. Trotzdem schwingen wir uns wieder aufs Rad und es geht weiter leicht bergauf und es trennen uns noch jede Menge Kilometer vom Ziel.

Wieder einmal leistet der MP3 Player gute Dienste, gerade wenn es einmal nicht so schnell vorwärts geht, dann treibt mich die Musik gut voran und nach einer Weile sind wir alle sieben Leute, die wir heute die Schlussgruppe bilden musikalisch verdrahtet und jeder fährt in seinem Takt. Selbst in den kleinen Pausen, die wir uns gönnen stehen wir noch tanzend auf der Straße.

Wutaishan liegt auf gut 1600 Höhenmetern und so wird es angenehm kühl, als wir am frühen Abend die letzten Kilometer bis ins Dorf hinter uns bringen. Obwohl ich hier schon mehrfach war, erkenn ich die Gegend kaum wieder. Früher war Wutaishan ein mickriges Dorf mit ein paar Guesthäusern, heute säumen mittelgroße Hotels die breite Straße. War es vor 6 Jahren noch ein Problem ein ordentliches Restaurant zu finden, gibt es jetzt eine ganze Zeile von gut aussehenden Lokalen.

Leider alles wieder einmal mehr Schein als sein, denn obwohl die ersten Radler schon zwei Stunden hier sind, gibt es immer noch ein paar Leute ohne Zimmer und auch Wasser gibt es keins. Zum Glück lösen sich diese Probleme gerade bei der Ankunft der kleinen Schlussgruppe und so stört es nicht, dass wir nur eine halbe Stunde bis zum Abendessen haben.

Ein kleines Lokal an der Straße hat ein recht ordentliches Angebot, auch gibt es einige Gerichte mit lokalen Wildkräutern und Pilzen und so ist die schlechte Stimmung, die wegen der Warterei aufs Warmwasser aufgekommen war, recht schnell wieder verflogen. Da wir morgen einen Ruhetag haben sitzen wir noch recht lange im Lokal und schwatzen über die letzten Tage, die noch vor uns liegen.

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