Donnerstag, 31. Juli 2008, Ruhetag am Wutaishan


Langsam merke ich, dass die Tour ihrem Ende entgegen geht, denn jeder Ruhetag ist mehr als willkommen, egal wie anstrengend oder relaxt die letzten Tage auf dem Rad waren. Das späte frühstück und drei Kaffee bringen mich einigermaßen auf Trab und ich freue mich auf das Kloster am Südberg.

Nichts gewohnt als Radfahren quälen wir uns langsam zu Fuß den berg hinauf. Wie eine Festung thront dieses kleine Kloster hier über dem Tal und wartet auf unsere Besichtigung.

Der Wutaishan ist einer von fünf heiligen buddhistischen Bergen in China und von denen der nördlichste, fast nur einen Katzensprung von Beijing entfernt. Eigentlich reicht die Geschichte wieder zurück bis ins 6. Jahrhundert, aber viel von den ursprünglichen Bauten hat die antibuddhistischen Pogrome der Tang Dynastie, die geschmacklosen Renovierungen der Qing Dynastie und die Zerstörungen der Kulturrevolution nicht überstanden.

Auf halber Höhe über dem dunstigen Tal erwarten uns dicke Gemäuer und mehr oder weniger restaurierte Tempel. Schon der Eingangsbereich ist unüblich, es geht nicht durch die zentrale Achse in den Tempel, sondern durch einen langen finsteren Tunnel von links. Zusätzlich zu den vier Wächterfiguren schrecken zwei weitere dunkle gestalten böse Geister und feindlich gesinnte Eindringlinge ab. Im ersten hof findet sich dann ein Stupa, der eher nach Tibet gehört, als in die Nähe von Beijing, aber der Wutaishan ist auch ein heiliger berg für die Tibeter und so finden sich auch hier Zeugnisse für die tantrische Spezialrichtung des Buddhismus, was eine Erläuterung der einzelnen Tempel und Figuren nicht unbedingt erleichtert. Eine Stunde lang bahnen wir uns den Weg durch die engen Höfe und kleinen Tempel der Anlage und bestaunen die Buddhas und Boddhisattvas, dann haben wir unser Pflichtprogramm für heute beendet.

Wie hat sich doch dieses kleine Städtchen in den letzten 7 Jahren verändert, als ich 2001 das letzte Mal hier war, war Wutaishan ein kleines Dorf mit einer Straße voller winziger Restaurants und ein paar kleinen Guesthäusern und nur einem Hotel. Nur wenige Gäste kamen, hauptsächlich Pilgerer. Heute führt eine breite Straße an mehr als 10 großen Hotels vorbei und der Tourismus mit chinesischen Touristen boomt. Trotzdem finden sich immer noch die Pilgerer hier und auch einige Tibeter sind auf den Straßen zu sehen, die sich ihren Aufenthalt damit finanzieren, Modeschmuck und auf Leopard getrimmte Kaninchenfelle zu verhökern oder in den Restaurants tibetische Lieder zu singen.

Eigentlich wollte ich dann noch einige Tempel mehr erkunden, aber nachdem ich meine Wäsche erledigt und einen kleinen Mittagsschlaf erledigt habe, bleibe ich dann in einem chinesischen Krimi stecken und lese weiter bis es zeit zum Abendessen ist und dann bleiben mir noch 20 Seiten um herauszufinden, wer denn nun der Mörder war.

Das Abendessen verläuft sich in kleinen Gruppen und ist deshalb sehr angenehm und ich bin mehr als angetan von der Atmosphäre im neuen Wutaisahn.

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