Sonntag, 20. Juli 2008, von Baishui nach Huangling, 83 Kilometer, 1337 Höhenmeter: „Berge im Lössplateau“


Endlich habe ich meine Gruppe wieder einmal zu einem zeitigen Aufbruch motivieren können, 7 Uhr gibt es Frühstück und eine Stunde später hängen wir unsere Gepäckstücke ans Fahrrad. Wir werden heute noch zu lokalen Berühmtheiten, denn das fernsehen ist da und filmt unsere Ausfahrt aus der Stadt.

Da es diesig ist, ist es auch nicht so heiß wie gestern und den ersten 400 Meter Anstieg schaffen wir in schnellen Schritten. In den kleinen Dörfern sammeln sich die Bauern am Straßenrand und winken uns begeistert zu, es ist mehr los als am Rande der Tour der France. Zwischen den Dörfern haben wir Motorradbegleitung und bekommen am Pass eine großen Korb Cherrytomaten geschenkt. Dann geht es ein wenig oben gerade und wieder steil abwärts tief hinunter und es kommt die Frage auf, warum dies eigentlich Lössplateau heißt. Die gelbe erde, wie es die Chinesen nennen ist hier mehrer hundert Meter dick und über Jahrtauende haben die Flüsse hier tiefe Einschnitte hineingefressen. Leider haben wir keine schönen Blicke über die terrassierten hänge, da es immer noch sehr diesig ist, aber auch so ist die Landschaft faszinierend.

Fast alle Flächen sind mit Mais bestellt, wo noch etwas mehr Platz ist wachsen Bohnen und Tabak und ab und zu ist einer der Bauern auf dem Feld und jätet Unkraut. Gegen Mittag häufen sich die Höhlen im Löss, meistens sind sie leer, aber ab und zu sehen wir auch eine bewohnte Höhle. Hinter der Eingangstür liegt ein einzelner Raum oder auch manchmal noch ein weiterer, darin befinden sich dann eine Kochstelle und ein beheizter Kang, ein Bettofen aus Lehm, was im Winter bestimmt sehr angenehm ist. Eine Familie hat in der Regel zwei Höhlen, eine zum Wohnen und eine zweite dient als Lagerraum.

 

Bei der hohen Luftfeuchtigkeit geht es dann schweißtreibend die nächsten beiden Pässe hinauf und das Schwitzwasser rinnt mir vom Gesicht und tropft aufs Fahrrad, aber auch daran gewöhnt man sich, Bis auf 1200 Meter geht es wieder hinauf, dann geht es ein wenig oben eben entlang und die Straße windet sich wieder steil ins nächste Tal 400 Höhenmeter hinab.

Mittag wird es schwierig im einzigen Lokal eines kleinen Städtchens genug Platz für 30 Leute zu finden, aber die kalten Gerichte, die Jiaotze und die Nudeln sind lecker, brauchen aber ihre Zeit, bis die kleine Familie alles zubereitet hat. Inzwischen ist das halbe Dorf zusammen gelaufen und bestaunt uns und auch die Polizei stattet einen kurzen besuch ab und sieht nach, dass auch alles seine Richtigkeit hat.

Dann geht es einen fünften und letzten Berg für heute hinauf und wieder hinunter, bis wir dann in Huangling ankommen. Im Hotel stellen wir fest, dass es noch ein anderes Hotel mit ähnlichem Namen gibt und in dieses müssen wir dann noch weiter und so platzt auch heute wieder einmal der Traum von einer zeitigen Ankunft. Aber die Zimmer sind ok. und die Dusche ist warm und nachdem wir den Schweiß und Staub vom Körper gespült und uns ausgeruht haben, treffen wir uns noch einmal zum Abendbrot.

In dem Städtchen gibt es einen schönen Markt mit vielen Ständen, kalten nudeln, gefüllten Broten, gegrilltem Fleisch und Gegartem im Steintopf und frisch gezapftes Bier, so dass sich für jeden Geschmack etwas findet.

Als wir gegen 22 Uhr ins Hotel zurückgehen ist das Leben auf der Straße gerade in vollem Gange, doch wir wollen morgen nicht zu spät los und ich will noch ein paar Zeilen schreiben von einem rundum gelungenen Tag mit eindrucksvoller Landschaft und vielen netten Begegnungen am Straßenrand.

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