Samstag, 12. Juli 2008, von Luomen bis zum Maijishan, 137 Kilometer, 1197 Höhenmeter
Die letzten Tage kamen wir durch Regionen, in denen nicht all zu oft Ausländer vorbeikommen, denn fast überall werden wir gebeten, mit den Leuten vom Restaurant oder vom Hotel Fotos zu machen. Gestern Abend hatten wir uns in der Halle zu einem großen Foto formieren müssen und heute Morgen beim bepacken der Fahrräder klicken schon wieder die Fotohandys.
Leider ist das Wetter nicht besser geworden, der Himmel weiß nicht recht, ob er es regnen lassen möchte oder auch nicht. Erst einmal geht es durch das kleine lebendige Städtchen. Morgens sind immer die meisten Leute unterwegs, mit Bussen, Autos, Fahrrädern, Lasträdern und tuckernden Dreiradtransportern und dann ist China wirklich so, wie man sich es vorstellt, mit Menschen überall.
Hinter dem Ort wird es dann wieder etwas beschaulicher, es geht wieder durch schöne kleine Dörfer mit Lehmhäusern und leicht geschwungenen Ziegeldächern. Vor Jahren wohnte ein Teil der Leute auch noch in Höhlen in den Lößformationen, aber heute sind die meisten von den großen Wohnhöhlen verfallen oder werden nur noch zum Lagern von Mais oder Stroh verwendet.
Jedes Dorf hatte früher auch seinen eigenen Tempel und sein eigenes Buddhistisches oder taoistisches Kloster oder Klösterchen. In der Kulturrevolution ist das meiste davon abgeschafft worden. Aber hier im Lößgebiet hat einiges mehr überlebt als anderswo. In der großen Lößwand, die uns schon seit gestern begleitet sehen wir, nur durch einen kühnen Pfad in der Steilwand zu erreichen, kleine Klausuren und Klösterchen, die wie Vogelnester in der Wand hängen.
In Gangu gibt es dann das „Große Elefantenkloster“. Warum es Elefantenkloster heißt, kann ich nicht herausfinden, aber die Anlage ist recht groß und wir stoppen die Räder und steigen die Treppen hinauf zu den Tempeln. Das Kloster ist noch oder besser gesagt, wieder in Betrieb und es gibt zahlreiche neu gebaute Tempel.
Gleich im ersten Tempel gibt es drei wunderschöne Jadebuddhas, die vom Stil eigentlich gar nicht hierher passen und ein Arbeiter bestätigt mir auch, dass dies Geschenke aus Burma seien.
Dahinter schließt sich eine „10.000 Buddha Höhle“ an, die gerade neu renoviert wird, was in China heißt, dass alle Lehmfiguren neu gemacht werden. Hunderte von Boddhisatvas und regionalen Heiligen sind hier dargestellt, unmöglich einen Überblick über den Namen und die Funktion der einzelen Figuren zu bekommen, aber man bekommt einen Eindruck, wie flexibel der Buddhismus bei der spirituellen Eroberung vorgegangen ist, so dass lokale mythische Gestalten und Götter einfach zu buddhistischen Heiligen und Boddhisattvas erhoben werden.
Wir laufen durch einen langen Gang mit Figuren, die zum Teil lustig, Furcht erregend, grausam, weise, albern oder dumm anmuten. Lokale Handwerker sind mit dem Bemalen der Figuren beschäftigt und jeder der Gestalten bekommt ein knallbuntes Outfit.
Hinter den oberen Tempeln führt der Weg in die Felswand an kleinen Höhlen vorbei, die aber leider alle verschlossen sind, bis hin zu einem großen Buddha, der 23,3 Meter in der Höhe hinaufragt. Nur auf dem Fußn der großen Figur hätte unsere halbe Reisegruppe Platz gefunden und beeindruckt starren wir in die Höhe.
Viel Zeit bleibt uns nicht für die Besichtigung, denn noch ein langer fahrradtag liegt vor uns und auch kein einfacher, denn die Straße schraubt sich noch einmal über 15 Kilometer in die Höhe und auch danach bleibt es hügelig. Erst in Tianshui bekommen wir Rückenwind und fliegen über die neu gebaute vierspurige Straße unserem heutigen Ziel, dem buddhistischen Heiligtum Maijishan, entgegen, aber es wird dann noch einmal anstrengend und geht wieder bergauf in die berge hinein.
Zum Schluss, schon im Park angekommen, geht es dann noch einmal 300 Höhenmeter in den kleinsten Gängen bis zum Hotel. Mit ein paar Leuten verfahren wir uns dabei noch und bekommen aber dafür einen ersten Blick auf den Maijishan. Der „Heuhaufenberg“ steht in der Mitte eines weiten Tales und ist an seiner kahlen Seite über und über mit kleinen und größer Höhlen versehen worden, die von gefährlich anmutenden Wandelgängen verbunden werden
Als wir dann endlich in den Bungalows des Hotels unser Quartier beziehen, fängt es schon an dunkel zu werden und so beschließen wir, doch im Hotelrestaurant zu essen, was dann auch ganz lecker war.
Die Nacht ist kühl und erfrischend und ich kann super gut schlafen beim Rauschen des kleinen Baches vor der Tür.