Freitag, 11. Juli 2008, von Dingxi nach Luomen, 139 Kilometer, 735 Höhenmeter: „Durchs Lößgebiet“


Frühstück gibt es in der Nudelstube gegenüber dem Hotel. Leider war keine Baotze oder etwas anderes zu finden und ich kann langsam keine Nudeln zum Frühstück mehr sehen, aber mit ein paar Keksen als Nahrungsergänzung bin ich zwar nicht auf dem gesündesten Trip, aber es reicht dann doch für einen halben Tag, auch wenn der sehr anstrengend ist.

Und das wird der heutige Tag, denn es geht gleich nach Dingxi gut bergan. Glücklicherweise wird es kein heißer Sonnentag und der ab und zu fallende leichte Nieselregen macht das Fahren sehr angenehm. In leichten Schwingungen zieht sich die Straße die Lößberge hinauf und führt oben auf einem Lößberg entlang. Links und rechts geht es mehr oder weniger steil tief nach unten. Jeder Zentimeter des wertvollen Bodens wird genutzt und die Berge sind von unten bis oben terrassiert.

Von oben hat man einen grandiosen Blick auf die nächsten Berghänge, die parallel zu unserem Berg verlaufen. Über Jahrmillionen hinweg hat der Wind den Staub aus der Taklamakan und der Wüste Gobi abgetragen und dieser hat sich hier in mehreren hundert Meter dicken Schichten abgelagert. Der Regen hat tiefe Schluchten in die Hänge gespült und die Flüsse haben sich tief eingefressen. Obwohl das Grundwasser sehr tief liegt und die Region nicht sehr regenreich ist, ist der Boden sehr fruchtbar durch seine kapillare Struktur. Hier wird das wenige Wasser nach oben gedrückt, kommt aber nicht zur Verdunstung und so brauchen die Böden hier nicht bewässert werden.

Nach einer schönen langen Abfahrt haben wir uns in Longxi unser Mittag gut verdient und es gibt wieder einmal Nudelsuppe, wenigstens mit ein paar Salaten und scharf eingelegtem Gemüse dazu. Das Personal ist wieder einmal von unserem Restaurantbesuch begeistert und wir müssen noch eine Fotosession über uns ergehen lassen.

Nach dem essen geht es dann durch malerische kleine Dörfer, ich nenne sie die „Dörfer der alten Männer“, da überall alte und sehr alte Männer auf der Straße sitzen und Karten spielen, Rauchen, sich unterhalten oder einfach so in die bunte Welt sehen. Welche Wandlungen und Wendungen in der Geschichte dieses Landes haben sie miterlebt und blicken nun auf uns, die wir wie Außerirdische daherkommen.

Noch einmal geht es einen Pass hinauf und links und rechts auf den Feldern wird Getreide geerntet und auf großen Dreschplätzen zusammen gefahren und dort sind Männer und Frauen dabei, die Spreu vom Weizen zu trennen. Teilweise wird das Getreide auf der Straße ausgebreitet und die Fahrzeuge dreschen die Samen aus, dann wird das Getreide nach oben geworfen und der Wind macht die mühselige Trennarbeit. Etwas weiter gibt es richtig große Plätze, auf denen die Bauern aus einem Dorf gemeinschaftlich herumwuseln und die ausgedroschenen Garben zu großen Heuhaufen stapeln.

Am späten Nachmittag führt dann die Straße immer am Grunde einer aus Löß und Steinen gespülten Wand entlang, die sich bis zu 200 Meter nach oben zieht und mitunter sogar über uns wölbt. In wenigen Jahren wird es hier nicht mehr so angenehm durch die Landschaft gehen, denn die Vorarbeiten für ein gigantisches Autobahnprojekt laufen, überall werden Tunnel gebohrt und es wird durch die schöne grüne Landschaft planiert.

Recht müde erreichen wir unser einfaches Hotel in Luomen, es dauert eine Weile bis ich es endlich geschafft habe, alle Zimmer mit Handtüchern und Toilettenpapier auszustatten, aber dafür ist das Essen im Hotelrestaurant mehr als reichlich und bäuerlich gut. Wir lassen uns eine lokale Spezialität aufschwatzen, ein Gericht mit Mais und Kartoffeln und dann kommt ein großer Teller mit Pellkartoffeln und gekochtem Mai oben auf gestapelt, alle mussten darüber herzlich lachen und geschmeckt hat es auch.

Nach der Essorgie müssen wir uns noch einmal in der Halle versammeln und ein großes Foto schießen lassen für das Hotel, vielleicht werden im nächsten Jahr hier entlang unserer Route überall unsere Fotos in den Lokalen und Hotels hängen, vielleicht habe ich ja die Möglichkeit, dies im nächsten Jahr zu prüfen.

Und wieder einmal gelingt mir gleich am Morgen eine Aufnahme von einem UFO.

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