Montag, 8.Juli 2008, von Wuwei nach Yongdeng, 177 Kilometer, 1300 Höhenmeter, 2930 Meter Passhöhe: „Am Rande von Tibet“
Halb neun sind wir nach dem Frühstück wieder auf der Straße und radeln den Bergen entgegen. Schon von Anfang an geht es ganz leicht bergauf. Am Rande der Vorstadt von Wuwei werden wir in dicke Staubwolken eingehüllt. Linkerhand ist ein Panzerübungsplatz und mit hoher Geschwindigkeit und riesige Staubfahne ziehen dort vielleicht fünf Panzer ihre Runden.
Ein paar Kilometer vor der Stadt liegt der Weiße Stupa. Kurz überlegen einige von uns, ob wir den Umweg fahren und radeln dann doch die zwei Kilometer abwärts. Am Eingang angekommen stellen wir fest, dass es sich gar nicht um einen einzelnen Stupa handelt, sondern um ein ganzes Feld mit über 50 Stupas. Ich bin etwas erstaunt dies hier zu sehen, denn eigentlich gehören solche Bauwerke eigentlich eher nach Tibet, als hier nach China. Zwei Arbeiterinnen bestätigen auch, dass es sich um eine tibetisch-buddhistische Anlage handelt und deshalb müssen sie hier auch in den tibetischen Klamotten herumlaufen. Ob das Kloster nebenan noch in Betrieb ist oder nur, wie der Wegweiser beschreibt, eine Ausstellung beherbergt, finden wir nicht mehr heraus, da wir wieder weiter müssen, aber von tibetischen Mönchen haben wir in der ganzen Anlage erst einmal nichts gesehen.
Bis zum Mittag erscheint der Weg dann recht mühselig, es geht leicht bergauf, aber nur so leicht, dass man es kaum sehen kann, jedoch die Geschwindigkeit deutlich niedriger wird. Man hat das Gefühl, kaum voran zu kommen.
Nach 60 Kilometern gibt es dann die übliche mittägliche Portion Nudeln, die für den Pass reichen muss. Danach geht es dann auf einer schönen, gut ausgebauten Straße nach oben. Wieder einmal haben wir Glück, der Wind hilft und schiebt uns sanft den Berg hinauf. Erst als wir satt über 200 Metern sind wird die Straße steiler und die Landschaft flacher und immer grüner. Links und rechts der Straße gibt es kleine Dörfer mit rechtwinkligen Höfen und Lehmgebäuden, alles sieht nicht mehr sehr chinesisch aus und der kleine Junge, mit dem wir unsere Lychees teilen hat ein rundes Gesicht und eine große Nase und ist ein Tibeter. Leider bekommen wir keine Yaks zu sehen, die hier schon weiden könnten, dafür finden sich links und rechts der Straße blühende Rapsfelder, die die ganze Landschaft golden verzaubern.
Natürlich zieht die Rapsblüte auch fahrend Imker an, die links und rechts der Straße ihre Bienenstöcke aufbauen und einige Leute bekommen die eher üble Laune der fleißigen Tierchen zu spüren, die sich in Massen auf die Radfahrer stürzen. Einige bekommen gleich mehrere Stiche ab und die kleine Gruppe mit der ich hinterher zottele bleibt dagegen völlig unbehelligt.
Gegen halb fünf erreichen wir dann die Passhöhe, die ein paar Meter niedriger als erwartet ist, da wir auf der neuen Straße fahren konnten. Oben am Pass ist dann wieder die Nähe Tibets zu spüren, es gibt einen glockenförmigen Stupa und einen Gebetshaufen mit Steinen und tibetischen Gebetsfähnchen. Auch wir pilgern zu dem Haufen und legen einen Stein mit dem Wunsch nach einer guten Vollendung unserer Tour auf dem Haufen ab.
Dann geht es wieder den Berg hinab in ein weites Tal mit vielen Rapsfeldern. Inzwischen spüren wir die vielen Kilometer in den Beinen und bleiben deshalb auf der Autobahn und lassen uns bis nach Yongdeng vom Rückenwind treiben. In Yongdeng ist das Hotel schnell gefunden, leider ist der Fahrstuhl kaputt und so heißt es Koffer nach oben tragen.
In dem kleinen Städtchen ist es wieder einmal gar nicht so einfach ein passendes Lokal für unsere hungrige Meute zu finden und dann dauert es eine Weile bis die Küche unsere Gerichte herbeizaubert. Dafür ist dann aber das Resultat wie immer ein Hochgenuss und wieder einmal bleibt mein Vorsatz, mich nicht zu überfressen, ein Vorsatz, den ich mir für den nächsten Tag aufheben muss.