Dienstag, 8.Juli 2008, von Yongdeng nach Lanzhou, 118 Kilometer, 242 Höhenmeter: “Radfahrer aller Länder vereinigt euch!“


Schon gestern sind die Fahrzeuge der französischen Paris-Beijing Gruppe in Tianzhu, also einen Ort vor Yongdeng gesehen worden. Wir sollten die Equipe also wohl heute treffen.

Nach einem Frühstück mit Baotze und Hun-Dun-Suppe geht es frisch gestärkt in den angenehm kühlen Morgen. In den morgendlichen Straßen der kleinen Stadt brummt der Verkehr, jeder muss irgendwo hin und alle verstopfen mit Traktor, Bus oder Fahrrad die Straßen. Vor dem Ort ein großes Fort mit massiven Lehmmauern, dieses ist aber nich zu besichtigen, denn am Eingangstor prangt das Emblem der chinesischen Volksbefreiungsarmee und Soldaten stehen Posten.

Auch heute haben wir einen leichten Wind von hinten und es geht den ganzen Tag leicht bergab in Richtung Lanzhou. Nach ein paar Kilometern treffen wir dann noch nicht auf die Franzosen, aber trotzdem auf alte Bekannte, Siggitas und ein paar seiner Radfreunde aus Litauen und Polen. Die „Baltic Cyclists“ sind zwei Tage vor uns in Griechenland aufgebrochen, allerdings in Olympia und wir haben sie erstmals in Georgien getroffen, dann wieder in Aserbaidschan und auf der Fähre nach Turkmenistan. Ich fahre ein paar Kilometer mit Siggitas zusammen und wir sprechen über die nächsten großen Touren in den nächsten Jahren.

Etwas später tauchen dann auch die Radfahrer in den roten Trikots auf und es werden immer mehr und mehr. Überall rote Radfahrer, auf der Straße, in den Büschen rechts und links beim Pullern, auf den Feldern mit Fotoapparaten, am nächsten Getränkestand. Leider sind die meisten nicht zu einer Konversation aufgelegt, vielleicht, weil einige kein Englisch verstehen andere reagieren nicht einmal auf ein freundliches „Bonjour“ und „Comment ca va?“ und irgendwann lasse ich es dann auch bleiben. Lediglich mit zwei oder drei Leuten komme ich kurz ins Gespräch.

Mittags wird es in dem Talkessel richtig heiß und wir finden nach 60 Kilometern eine Nudelstube mit großer Kühltruhe. Leider bekomme ich einen Anruf aus Lanzhou, dass die beiden Schweizer Pässe wegen der Visaverlängerung schon am frühen Nachmittag im Hotel sein sollen und so schwinge ich mich mit Rene schnell wieder aufs Rad und wir legen die letzten 50 Kilometer im Eilzugtempo zurück.

Wieder überholen wir den riesigen Pulk der Franzosen, die inzwischen einen schweren Unfall hatten. Einer der Fahrer ist in den betonierten Straßengraben gefallen und muss ins Krankenhaus.

Bevor es in den Stadtverkehr geht überqueren wir den Gelben Fluss, der träge und schmutzigbraun seinen Weg durch die Stadt nimmt. Der Großstadtverkehr ist chaotisch, dicht und schnell, aber wir kommen ganz gut durch und sind dann halb vier im Hotel. Rene fährt sofort mit einem örtlichen Reiseleiter ins PSB, das Büro der Ausländerpolizei, wegen der Verlängerung der Visa und ich versuche die Zimmerschlüssel zu bekommen. Dies zieht sich hier über mehr als eine Stunde hin, da die Rezeption einmal total überlastet ist und zum anderen sehr bürokratisch arbeitet. Kurz bevor die Gruppe eintrifft ist es jedoch geschafft und auf dem Parkplatz vor dem Hotel treffen wir noch einmal alte Bekannte, die beiden Frankfurter, mit denen wir zusammen die kasachisch-chinesische Grenze überquert haben, wohnen auch ganz in der Nähe und haben uns ankommen sehen.

Zum Abendessen gehen wir ein paar Kilometer weiter in ein kleines Gässchen mit den verschiedensten Essständen, wo es Gegrilltes, Gebackenes und Gekochtes in allen Variationen gibt. Leider ist der Abend im Hotel nicht erquicklich, da direkt unter meinem Zimmer die Karaoke Bar ist und die Chinesen dort bis nach Mitternacht schön laut und falsch singen.

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