Samstag, 5. Juli 2008, von Zhangye nach Yongchang, 170 Kilometer, 1041 Höhenmeter, Passhöhe 2575 Meter: „Entlang der großen Mauer“


Heute erwartet uns wieder einmal ein Monstertag mit langer Strecke und vielen Höhenmetern und am Morgen sieht es windig aus und der Wind bläst leicht aus der falschen Richtung, nämlich aus Osten. Deshalb ist es aus der Stadt heraus dann doch recht anstrengend und wir fahren eng in der Gruppe zusammen.

Dafür ist es landschaftlich sehr schön, so viele grüne Äcker, Bäume und Felder hatten wir seit Aserbaidschan nicht mehr. Gerade werden die Wassermelonen reif und an der Straße befindet sich aller 100 Meter ein Verkaufsstand. Und immer noch begleiten uns hohe Berge, im Hintergrund noch ein Ausläufer des Qilin-Gebirges und alle Gipfel sind noch in Schnee und Eis. Das tollste jedoch ist die Große Mauer, von der ab und zu ein längeres oder kürzeres Stück und aller 500 Meter ein Wachturm fast direkt neben der Straße stehen. Es ist nicht die Mauer, wie wir sie alle von den Bildern aus Lehrbüchern oder aus Dokumentarfilmen können, sondern nur ein zwei oder drei, manchmal vier Meter hoher Lehmhaufen, der sich neben der Straße herzieht und sehr oft unterbrochen ist. Beeindruckend ist hier vor allem, dass das Bauwerk kein Ende nehmen will und wir uns vorstellen, dass dieser Wall mehr oder weniger direkt bis Beijing verläuft.

Nach 60 Kilometern im Gegenwind erreiche wir dann Shandan, ein kleines Städtchen mit viel Verkehr und schmutziger Industrie und essen in eine Nudelstube eine große Schüssel Nudeln, es ist zwar noch nicht ganz Mittagszeit, aber uns stehen noch knapp 1000 Meter Anstieg bevor.

Der geht aber ganz langsam vor sich und nach dem Mittag hat sich der Wind auch ausgetobt und wir kommen jetzt etwas zügiger vorwärts. 20 Kilometer fahren wir dann noch einmal auf der Autobahn, da die kleine Straße hier zu viele große Löcher hat. Immer weiter führt auch die Große Mauer auf der anderen Seite der Autobahn nach oben, an manchen Stellen ist wirklich nicht mehr viel als ein niedriger Lehmwall übrig und manchmal verschwindet auch dieser für einen oder zwei Kilometer, bis dann ein neuer Lehmwallabschnitt beginnt.

In der Weite des Hochplateaus, wir haben uns schon wieder bis auf weit über 2000 Meter hochgeschraubt gibt es erst nach 30 Kilometern wieder ein kleines Dorf, wo wir noch einmal eine Kühltruhe mit Eistee finden. Danach wird der Abstieg etwas steiler, aber die Straße macht einen Bogen nach Osten und nun bläst uns der Wind die letzten 200 Höhenmeter praktisch hinauf.

Oben an dem flachen Pass in 2557 Meter Höhe gab es in der Qing Dynasty wieder ein Fort, aber hier lassen die quadratisch angeordneten Lehmrestmauern nur noch so ungefähr erkennen, wie die Anlage aussah.

Oben wartet noch einmal der Bus mit Wasser zum Nachtanken und dann geht es in eine rauschende Abfahrt in eine grüne Ebene, in der weiter unten dann viel kleine Dörfer mit kleinen quadratischen Höfen liegen, die allesamt aus Lehm und Lehmziegeln gebaut worden sind.

In der Abendsonne ist es wunderschön durch die kleine Straßendörfer zu fahren, auch wenn der Wind wieder einmal gedreht hat und es nun nicht mehr ganz so schnell dem Ziel entgegen geht. Doch gegen halb acht rollen wir dann in das Städtschen Yongchang ein und nach einer kurzen Dusche wird es etwas schwierig ein Restaurant zu finden. Da hier viele Leute der Hui Monorität wohnen, das sind ethnische Chinesen, die aber keine Buddhisten, sondern Moslems sind. Und die Hui sind zwar bekannt für ihre Nudeln, aber uns steht abends der Sinn doch eher nach Reis und Wok gebratenen Gerichten. Doch nach 20 Minuten finden wir noch ein kleines Restaurant und ein etwas größerer Laden ist gleich nebenan. Der große Laden ist fast leer und der kleine fast voll, aber ich will doch lieber in das kleine Restaurant und es lohnt sich dann auch, denn das Essen ist vorzüglich. Wir bekommen einige gute Hausmachergerichte und essen dazu Baotze, die gefüllten Dampfnudeln. Die Restaurantbesatzung organisiert dann noch einen Fotografen und wir müssen uns mit allen Köchen und Bedienungen vor einem großen Poste im Laden ablichten lassen, was wir ja auch gerne tun. Danach heißt es an einem langen Tag nur noch zurück ins Hotel und auf schnellstem Wege ins Bett.

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