Freitgag, 4. Juli 2008, Ruhetag in Zhangye
Leider hat das Frühstück nicht die vier Sterne, wie das Hotel, vor allem kann man den Kaffee nur vom Tee unterscheiden, weil ‚ka-fei‘ auf der Kanne steht, aber es finden sich dann doch noch ein zwei leckere Sachen auf dem Buffettisch für mich.
Am Morgen ist schon viel Leben in den Straßen, hundert von Chinesen wälzen sich durch die Hauptstraßen mit vielen modernen Geschäften und Läden, erst das Viertel um den Großen Buddha von Zhangye ist etwas ruhiger und beschaulicher. Hier ist die Altstadt wieder renoviert worden, auch wenn renovieren auf Chinesisch heißt, abreißen und wieder neu aufbauen, aber die Renovierung liegt auch schon wieder ein paar Jahre zurück und so sehen, die im traditionellen Stil gehaltenen Häuser nicht zu neu aus. Im Zentrum des Stadtviertels steht auf einem großen Platz ein großer Stupa, etwas unüblich für den Buddhismus in China. Dieses Bauwerk deutet darauf hin, dass es nur ein kleiner Sprung bis nach Tibet oder besser gesagt bis in Gebiete ist, die von Tibetern, Hui und Han-Chinesen gemeinsam bewohnt werden.
Im letzten Jahr habe ich von hier den Weg in die Berge genommen und schon nach 100 Kilometern kommt ein hoher Pass und dahinter stehen tibetische Zelte und langzottelige Yaks weiden auf dem Hochplateau.
Um die Ecke gibt es kleine Läden mit Souvenirs und Andenken, antiker und meist pseudo-antiker Pröhl wird hier angeboten. In einem kleine Shop diskutiere ich mit einem Verkäufer über das Alter einer schönen Guanyin-Figur, er behauptet sie sei noch Qing-Zeit, ich behaupte, sie sei modern, denn ich habe den gleichen Guss, nur eben nicht auf „alt gemacht“ zu Hause in Berlin auf dem Schrank.
Leider ist der große Buddha und das Gebäude um ihn herum eingerüstet und wird renoviert. Seit letztem jahr hat sich nicht viel verändert und so wird das Gerüst wohl noch eine Weile stehen bleiben.
Eingezwängt in eine große Halle liegt hier ein 35 Meter langer Schalfender Buddha, wobei der Ausdruck schlafend falsch ist, denn diese Buddhaposition zeigt den historischen Buddha beim Eintritt ins Nirwana. Im Halbdunkel unter dem Baugerüst lässt sich die einzigartige Farbenpracht und Monumentalität der Skulptur nur erahnen.
Einen besseren Eindruck von buddhistischer Malerei und Skulpturkunst bekommen wir in den kleinen Tempeln rund um den Haupttempel. In den hinteren Tempelchen ist ein Museum untergebracht, welches zeigt, wie solche riesigen Buddhafiguren gemacht worden sind, mit einem Holzgerüst, auf das dann mehrere Lehm-Stroh-Gemisch-Schichten aufgetragen werden. Zum Schluss werden die Details aufgespachtelt und dann wird alles kunstvoll bemalt. Bis heute gibt es in China viele Spezialisten, die diese Technik beherrschen und Buddhafiguren in allen Größen und Variationen für den Tempelgebrauch herstellen.
Nach dem Besuch beim Schlafenden Buddha ziehen wir in einen kleinen Teeladen an der Hauptstraße ein, den ich gestern Abend auf dem Heimweg gefunden habe. Innerhalb der nächsten drei Stunden verkosten wir viele verschiedene Sorten Tees. Die Auswahl ist nicht schlecht und wir beginnen mit einer preiswerten und einer teuren Sorte Long Jing, Drachenbrunnentee aus Hangzhou, dann gibt es zwei verschieden Jasmintees. Weiter geht es mit einem Bi Luo Chun, einem weißen Tee aus Fujian mit sehr miledem Aroma.
Der Hammer ist ein grüner Tee aus Sichuan, Qing Shan Lü Shui, Klarer Berg klares Wasser, nur absolut kleinste Blatttriebe, der sehr stark mit vielen Bitterstoffen ist. Allen gefällt der Lan Gui Ren, ein mit Ginseng verfeinerte Wolong Tee und den Abschluss bildet ein hochwertiger Te Guan Jin, Gunpowder-Tee, ebenfalls halbfermentiert und sehr aromatisch, einer meiner Lieblingstees.
Danach dauert es eine Weile bis alle in der Gruppe ein paar Tees zum mitnehmen ausgewählt haben und es geht dann fast direkt zum Abendessen, das wir wieder einmal mit der Teilgruppe einnehmen, die gerade auch in Zhangye eingetroffen ist. Es ist gar nicht so einfach ein Lokal zu finden, in welches 32 Personen hineinpassen, aber wir verteilen uns auf drei Tische zu 12 Personen und dann kann auch ich gut bestellen und 13 verschieden Gerichte für jeden Tisch ordern. Ein entsprechend ausgiebiges Mahl wird es dann auch und ich schaffe kaum noch den Weg über die Straße bis zum Hotelzimmer.