Samstag, 21. Juni 2008, von Xialaoba nach Brkhöl (Balikun), 121 Kilometer, 608 Höhenmeter, frostige 7 Grad am Vormittag


Der Morgen sieht nicht viel besser aus als der Abend. Gut, es regnet nicht mehr, aber durch die graue Landschaft peitscht der Wind noch grauere Nebel und Wolkenschwaden und es sind gerade einmal 7 Grad. Zum Glück kommt wenigstens der Wind aus der richtigen Richtung.

In dem kleinen Restaurant werden wir vor dem Start noch einmal mit einer Nudelsuppe versorgt, denn heute auf der 120 Kilometer Strecke wird es so gut wie keine Möglichkeit zum Essen geben. Mit vollem Magen und Rückenwind geht es dann erst einmal ein kleines Stück bergab in ein trockenes Tal und dann langsam hinauf auf ein weites karges Hochplateau.

Ein dünnes Flüsschen durchschneidet die Ebene und ab und zu steht in der Landschaft ein Lehmgebäude mit Stallungen für Schafe oder Ziegen. Von den letzteren ist ab und zu einmal eine kleine Herde zu sehen, die durch die weite karge Landschaft streift oder einen steilen Berghang hinauf klettern.

Es ist noch kälter geworden als gestern und noch kälter am Morgen, schließlich führt uns die Straße noch einmal gut 500 Höhenmeter nach oben. Die Kuppen der umliegenden Berge sind mit Neuschnee bedeckt, der Regen der letzten Nacht ist hier als Schnee nieder gegangen.

Der Wind bläst heftig und eiskalt von hinten und es ist unmöglich stehen zu bleiben, nur wenn man sich genauso schnell wie der Wind bewegt, also mit etwas über 30 Kilometern pro Stunde ist die Kälte erträglich, bleibt man stehen, bläst einen der Wind förmlich um.

Nach ca. 50 Kilometern leicht bergan liegt dann vor uns eine lange Abfahrt in eine noch weitere Ebene. Ganz weit hinten ist der große See bei Barkhöl zu sehen. In rauschender Fahrt geht es nach unten, der Wind treibt uns mit 40 bis 50 Stundenkilometern ins Tal durch eine atemberaubende Berglandschaft. Auf den Bergen des Tienshan liegt frischer Schnee und die Gipfel hängen in dichten Wolken. Die Straße führt in einer geraden Linie durch die weite Landschaft und unten erwarten uns ein paar weitere Vorboten alter chinesischer Zivilisation. In einer Entfernung von einem Kilometer oder auf chinesisch jede 2 Li steht ein Lehmsockel, Reste eines Beobachtungsturmes aus alten Zeiten. Kurz vor Beginn der Zeitrechnung dürften sich die Chinesen hier festgesetzt haben, allerdings stammen die Ruinen lediglich aus der Qing Dynastie, sind also nach dem 17. Jahrhundert entstanden. Früher waren die Wachtürme noch mit gebrannten Ziegeln ausgebaut, aber die dürften von den Bauern der umliegenden Dörfer zum Häuserbau recyclet worden sein.

10 Kilometer vor Barkhöl, das auf chinesische Balikun heißt, holen uns die Regen Wolken ein und wir werden noch nass, als wir am frühen Nachmittag in dem kleinen Städtchen einrollen. Das Hotel ist einfach, aber es gibt eine heiße Dusche im Zimmer zum Aufwärmen und dann gehen wir erst einmal zum Mittagessen in einem kleinen Restaurant. Neben ein paar chinesischen Gerichten gibt es auch Joghurt mit Erdnüssen, der bei allen großen Anklang findet.

Am Nachmittag machen einige bei leichtem regen einen kleinen Ausflug, um das alte Stadttor zu besichtigen, ebenfalls Qing-Dynastie, aber nett restauriert und ein guter Punkt um Fotos zu machen, aber natürlich nicht bei Regen.

Da ich eine Erkältung im Anzug fühle, lege ich mich nach der heißen Dusche für eine Stunde ins Bett und organisiere dann telefonisch die Hotels für die nächsten Tage, was auch noch mal jede Menge Zeit in Anspruch nimmt.

Gegenüber dem Hotel gibt es eine Straße mit Geschäften und Restaurants. Diese endet auf einem mit Blumen geschmückten Platz und dahinter beginnt die Wüste. Alles ist brandneu und auf viel mehr Leute ausgerichtet und man sieht, die Chinesen planen auch hier Großes.

Einen riesigen Tisch für alle finden wir auch zum Abendessen und es gibt viel leckeres Lammfleisch, in halb chinesisch, halb kasachischem Stil. Nach dem Abendbrot kommen wir auf eine durch die Abendsonne verzauberte Straße. Zu tun gibt es nicht mehr viel, denn morgen erwartet uns ein langer Tag.

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