Montag, 16.6.2008, von Urumqi zum Tian Chi, dem Himmelssee, 102 Kilometer, fast 2000 Höhenmeter
Am Morgen führe ich die Gruppe auf ein paar kleinen Straßen aus der Innenstadt heraus. Überall gibt es kleine Garküchen und stände mit You Tiao, einer Art Pfannkuchengebäck, dass die Chinesen zum Frühstück lieben. Bis zu 5 Meter hoch stapeln sich große Dämpfsiebe mit Mantou, den chinesischen gedämpften Brötchen, die ich persönlich nicht mag, da sie überhaupt keinen Geschmack haben, aber zu einer würzigen Suppe erfüllen sie sehr wohl den Sinn einer anständigen Sättigungsbeilage.
Ich hoffe, dass ich der Gruppe Appetit auf ein Straßenfrühstück in den nächsten Tagen gemacht habe, bisher wollten alle immer im Hotel essen, aber ich werde unsere Radler bestimmt noch zu guten Chinesen erziehen.
Nach diesem Exkurs geht es erst noch ein paar Kilometer auf der Autobahn aus der Stadt und dann über eine neu gebaute Ausfallstraße wieder in Richtung Wüste. Noch im letzten Jahr bin ich hier noch mehrere Kilometer über eine schreckliche Baustelle geholpert und jetzt haben wir sechs Spuren „Flüsterasphalt“
Vor der Stadt wird die Landschaft noch einmal karg und trocken, aber das Fahren auf der Superpiste macht Spaß und gegen Mittag heben wir fast 70 Kilometer bis Fukang geschafft. Hier starte ich dann mit der nächsten chinesischen Lektion für meine Gruppe und wähle ein winziges Lokal, in das wir gerade so hinein passen. Bis das Essen kommt wird dann noch ein wenig gemurrt, aber als die ersten Gerichte aufgetragen werden, glauben mir alle, dass man in solchen winzigen Familienlokalen am besten Essen kann.
Hinter Fukang kommt dann der Abzweig zum Himmelssee und hier erwartet uns dann wieder einmal eine grässliche Baustelle. Nach 15 Kilometern treffen wir uns und vermissen Dieter. Zum letzten Male haben wir ihn beim Essen gesehen. Ich überlege mir schon „Rettungsmaßnahmen“, halte aber noch einmal einen Autofahrer an und der bestätigt mit, dass hinten noch ein Radfahrer kommt und wir sind alle erleichtert. Wenig später kommt dann auch Dieter aus einer Staubwolke heraus, er war im Gebüsch verschwunden und hatte dann den Abzweig zum See verpasst.
Inzwischen geht es dann schon etwas mehr bergan und wir erreichen den Ticketcounter zum Nationalpark am Himmelssee und löhnen 100 Yuan pro Person ab, dass sind fast genau 10 Euro. Hinter dem Counter ist die Baustelle nach 2 Kilometern endlich zu ende und wir passieren eine wilde Schlucht, bevor wir die Talstation der Seilbahn erreichen. Hier will man unseren Bus nicht durchlassen und ich werde telefonisch von einem „Chef“ zum anderen durchgereicht und erreiche nichts. Plötzlich sehe ich einen Chinesen mit einer Umhängekarte vom chinesischen Fernsehen. Den spreche ich sofort an und bitte ihn, seinen Kameramann herzuholen, um zu filmen, wie den Olympiafahrern hier Schwierigkeiten gemacht werden. Der Trick funktioniert und ohne weitere Diskussionen kann unser Bus passieren, obgleich der Fernsehmann weder Mikrofon noch Kameramann dabei hatte.
Leider hat die Debatte viel Zeit gekostet, so dass ich für die letzten 10 Kilometer auf den Bus steige, um nicht zu spät hinter der Gruppe den See zu erreichen. Schade, denn die Straße geht hier in Serpentinen den berg hinauf und in jeder Kurve hat man einen berauschenden Blick.
Oben angekommen erreichen wir unsere Jurtensiedlung und ich miete drei Jurten an.
Die Übernachtung ist sehr einfach, die Toiletten sind auf der anderen Seite des Parkplatzes, die Dusche ist ein Kaltwasserschlauch, aber in den Jurten ist alles wohl gerichtet und sauber.
Abends gibt es gut zu essen, viel Lamm und ein Gericht mit Pferdefleisch, das allen mundet.
Abends in der Jurte ist es ein wenig wie im Ferienlager, wir flachsen herum und denken über eine Kissenschlacht in unserer 6 Mann Jurte nach. Die Jurten haben wir aufgeteilt in ein Damenzelt, ein Schnarcherzelt und in ein Nicht-Schnarcherzelt.