Dienstag, der 10. Juni 2008, von Zharkent über die chinesische Grenze bis Qing Shui He, 70 Kilometer, 382 Höhenmeter: „In China IST alles besser!“


Heute also nun der nächste Anlauf auf die chinesische Grenze. Damit auch nichts schief gehen kann, starten wir schon 5.30 Uhr, in China ist es allerdings schon zwei Stunden später. Der Platz ist gerade ausreichend im angemieteten Fahrzeug und die Koffer und das Gepäck stapeln wir bis zum letzten freien Zentimeter unterm Dach. Dann geht es auf die Strecke zur Grenze, die wir nun zum dritten Male fahren.

Inzwischen kennen wir jeden Baum und jeden Strauch auf den letzten Kilometern zum „Paradies“, denn in China wird alles besser.

Vor der Grenze schon mehrere Dutzend Lkws, die alle auf darauf warten durchgelassen zu werden. Der erste Vorposten macht keine Schwierigkeiten und auch am zweiten kasachischen Posten kommen wir schnell vorbei. Dann sind wir an der Hauptgrenze, wo sich gerade mehrer Reisebusse entladen und vor dem Abfertigungsgebäude bilden die vielleicht zweihundert Kasachen einen dicken Pulk, durch den es kein hindurch kommen gibt. In dem engen Vorraum wird es immer heißer und stickiger und die Zollabfertigung hat noch nicht begonnen. Immer mehr Leute drängen sich durch ein kaputtes Fenster und schieben schweres Gepäck hinein, unsere Versuche abzuriegeln enden fast im kasachisch-deutschen Krieg. Als die kleine Tür zur Abfertigung geöffnet wird, wird es richtig gehend gefährlich und ich versuche nur noch schnell aus der Hauptlinie des Druckes zu entkommen. Richards Brille fällt zu Boden und wird zermalmt, da es sich nicht bücken oder irgendwie bewegen kann und Helma wird an den Türpfosten gedrückt und kann sich nur mit spontanem Wutausbruch und einem lauten Kampfschrei wieder befreien. Ich kann niemandem dort vorne helfen und trete den Rückzug an.

Vergeblich versuche ich bei den Grenzern einen anderen Weg durch die Kontrollen zu finden. Inzwischen haben es einige durch den Zoll geschafft, aber es führt kein Weg zurück zu den Rädern und zum Gepäck. Die Grenzer sind von meinen Bitten um Hilfe inzwischen auch schon genervt und sagen nur immer wieder, dass wir ein bisschen warten sollen, aber es kommen immer wieder neue Busse an, wenn es auch nur ein bisschen besser aussieht. Den Kommandeur der Einheit, mit dem ich vorgestern telefoniert habe kann ich nicht erreichen und die Soldaten verweigern mir einen Anruf vom lokalen Netz.

Volker ruft mich von der anderen Seite an, dass ich es vielleicht über den Fahrzeugzoll probieren könne. Dort ist es wesentlich ruhiger und nach ein paar Gesprächen dort, befasst man sich erst einmal mit unserem Problem, aber wir dürften nicht hier durch, sondern müssen durch die Massen. Noch einmal bitte ich darum, mit dem Kommandeur zu sprechen und nun geschieht das Wunder, nach einem kurzen Gespräch mit ihm, bekommen wir die Erlaubnis, den Übergang für die Fahrzeuge zu benutzen. Unsere Leute dürfen zurück und ihr Gepäck und die Räder holen und dann sind nur noch Hubert, der vorher grimmig auf Räder und Gepäck aufgepasst hat, ohne Ausreisestempel und das Gedränge ist immer noch dicht.

Kurz entschlossen missbrauchen wir den neu entdeckten Weg durch den Fahrzeugzoll und rollen den Grenzübergang von hinten auf und haben schon nach 5 Minuten ohne Warten und Probleme unseren Stempel.

Jetzt heißt es im Eilzugtempo den einen Kilometer bis zu den Chinesen zu überwinden, da diese in 20 Minuten Mittag machen. Das Gepäck werfen wir eilig auf einen Bus und dann geht es per Rad zur anderen Grenze. Hier erwartet uns eine klimatisierte Abfertigungshalle, dezente chinesische klassische Musik und freundliches Personal. Alle sind höchst interessiert und wir müssen uns für ein Foto postieren. Dann bekommen wir einen extra Kanal für die Abfertigung und dann stehen wir endlich auf chinesischem Boden und wir hatten es ja gewusst: In China wird alles besser!

Vor der Grenze warten unsere beiden Busse und des ist genügend Platz für unsewr Megagepäck da und schon eine Viertelstude später rollen wir durch Korgas. Erster Stopp ist ein Restaurant. Ich bestelle Nudeln und mache mich mit Volker auf die Suche nach einer Bank. In der bank wolllen sie zuerst nur Dolar, aber nach euinigen süßen Worten wird noch einmal telefoniert und ich bekomme auch Euro getauscht. Dann geht es geschwind zurück ins Restaurant, wo alle schon zufrieden ihre Nudelsuppe mit viel Gemüse obendrauf schlürfen und denken: „Alles wird jetzt besser!“

Bis auf die Straße, denn hinter Korgas beginnt die Autobahnbaustelle, aber es wird auch nicht so schlimm wie befürchtet, denn über weite Strecken lässt sich schon die neue Piste benutzen. Die ist zwar noch nicht asphaltiert, aber schon fest gewalzt und so kommen wir gut vorwärts.

Gegen 16 Uhr sind wir dann schon in Qing Shui He und trinken an der zentralen Kreuzung Unmengen von Kwas und dann geht es zum Hotel. Bewusst haben wir für den ersten Abend hier im Lande, getreu unserem Motto: Alles wird hier besser! Herausgesucht und alle sind zufrieden mit ihren chicken Zimmern und der warmen Dusche, die auch funktioniert und wo der Duschkopf nicht herunter fällt.

Gleich um die Ecke finden wir dann auch ein nettes nicht zu großes Restaurant und heute lädt China-by-Bike ein und es gibt ein großes Festessen. Zum ersten Mal kommen wir zur Ruhe und realisieren endlich, wir haben es geschafft, wir sind über die letzte grenze, wir sind den olympischen Spielen ganz nahe. Und mit solch einem Gefühl schmeckt natürlich alles gleich noch einmal so gut, die Lotuswurzeln, die trocken gebratenen Bohnen, der Tofu, die Auberginen, das Rindfleisch und der Kartoffeltopf und noch einiges anderes. Dazu dann chinesisches Bier und gegen 12 Uhr ist dann die nötige Bettschwere erreicht und auch ich gehe auf mein schönstes Zimmer bisher auf der gesamten Reise.

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