Mittwoch, 14. Mai 2008, von Istaravshan nach Khudzant, 98,5 Kilometer, 538 Höhenmeter: Staub und Chaos“
An Swetlanas leckeren Griesbrei, den es fast jeden Tag zum Frühstück gibt, haben wir uns inzwischen gewöhnt. Gegen 9 Uhr sitzen wir dann auf den Rädern und sammeln die vier Teilnehmer ein, die ich in dem anderen Hotel einquartiert hatte. Dann geht es auf guter Straße aus der Stadt heraus in Richtung Khudzant, wo uns dann ein Ruhetag erwartet.
Hinter uns liegen im Dunst die Schneeberge, von denen wir uns vorerst verabschieden und es geht durch eine fruchtbare Ebene., Obwohl es nicht zu heiß ist brennt die Sonne stark und nach dem schweren Pass vor zwei Tagen scheinen alle noch etwas müde.
In dem kleinen Städtchen, in dem wir Mittag machen wollen, ist dann das Fahrzeug verschwunden und es dauert eine gute Weile bis wir Vierdaus wieder gefunden haben. Das Teehaus ist noch staatlich geführt und erinnert an die ehemalige Sowjetunion, das Personal ist an freundlichem und schnellen Service nicht interessiert und man hat den Eindruck, dass Gäste eher unerwünscht sind. Auch das Essen hat dann eher Kantinenformat.
Nach der Stadt geht es dann über eine katastrophal holprige Piste, die sich dann komplett auflöst und in eine Baustelle übergeht. Der starke Verkehr und die Lkws wirbeln so viel Staub auf, dass man manchmal nicht die Hand vor Augen sieht und in der Hitze entsteht im Gesicht und am ganzen Körper eine schöne Kruste aus Schweiß, Salz und Staub. So kämpfen wir uns dann bis wenige Kilometer vor der Stadt, wo die Straße wieder erträglich wird.
Als wir in unserem Quartier ankommen, gibt es dort nur vier große Zimmer und die Stimmung sinkt auf den Nullpunkt. Bei den Nachbarn sind auch nicht, wie eigentlich abgesprochen, Zimmer aufzutreiben und die Lage in den Hotels ist kritisch. Morgen kommt der Präsident zu Besuch und alle erträglichen Hotels sind ausgebucht bis auf die letzte Besenkammer. Ich werfe mich in ein Taxi und klappere fünf Hotels ab. Nur das sozialistische Hotel Leninabad hat noch Zimmer in dem 18 stockigen Gebäude. Da der Fahrstuhl seit Jahren nicht funktioniert, werden nur drei Etagen bewirtschaftet und in denen möchte ich nicht einmal als Ratte leben. Die Zimmer sind wanzig und angeranzt, in manchen gibt es sogar Wasser, aber das Badezimmer sieht aus wie eine nordkoreanische Folterkammer in einer amerikanischen Billigproduktion. Auf dem Rückweg kaufe ich dann sicherheitshalber größere Mengen Bier für die Gruppe, es ist bereits 20 Uhr, keiner ist geduscht und wir werden in dem Guesthaus bleiben, auch wenn die Zimmer nicht reichen.
Die Familie ist allerdings super nett und wir versuchen alle, das Beste aus der Situation zu machen, es gibt noch ein spätes Abendbrot und alle gehen der Reihe nach durch die Dusche und dann rollen wir in den Zimmern die Schlafsäcke aus.
Da es keine andere Möglichkeit gibt, werden wir morgen auch hier bleiben und hier unseren Ruhetag verbringen, was nur gelingt, da die Familie so nett ist. Swetlana erzählt mir, dass die Hotelsituation wegen des Präsidentenbesuches, eigentlich schon seit Februar bekannt ist, eine Verlegung der Route wäre also ohne weiteres möglich gewesen. Und das sind diese Mängel auf der Strecke, die wir gestern schon diskutiert haben und die viele schöne Impressionen wieder zunichte machen.