Freitag, 17.Mai 2008, von Khudzant nach Kanibedam: „Das Hotel zur himmlischen Ruhe“
Eigentlich wollen wir etwas eher los, da die Kilometerangaben zwischen 70 und 120 schwanken, aber wie fast immer wird es eine halbe Stunde später und auf der Ausfallstraße ist dann gleich wieder Pause. Alle Autos stehen still, vorne ist eine Sperre und niemand darf durch, da wohl der Präsident auf dem Weg zum Flughafen ist.
Nach einer knappen Stunde jedoch wird die Sperre freigegeben und die Blechlawine setzt sich wieder in Bewegung und es geht heraus aus der Stadt. Wir haben mächtig Glück und starken Rückenwind und so kommen wir zügig voran. Dann taucht auch schon links der Straße ein großer See auf, der immer wieder seine Farbe zu wechseln scheint und danach ist es nur noch ein Katensprung bis Kanibadam, wo wir schon gegen 13 Uhr eintreffen.
Nach dem Mittagessen ziehen wir in unser „Hotel“, welches eine Katastrophe ist. Wasser gibt es in der ganzen Stadt nicht und natürlich auch nicht in der Absteige. Die erste Etage ist komplett gesperrt und nur einige Zimmer in der zweiten Etage dürfen benutzt werden. Schlösser und Türen sind grundsätzlich kaputt, die einzige Toilette, ein Plumpsklo befindet sich über dem Hof, blank liegende Elektrik und Gestank aus allen Ecken. Dabei muss es sich 1966, als das Gebäude neu war, um ein nettes Hotel gehandelt haben. Jedes Zimmer war in einer anderen Farbe und mit einem anderen Tapetenmuster bemalt, Relikte von Teppichen liegen noch herum und Stuck an Decken und Wänden sind stumme Zeugen wesentlich besserer Zeiten, Ulli rennt mit Begeisterung von Zimmer zu Zimmer und fotografiert den farbigen Verfall. Hinten im Hof gibt es sogar ein zugewachsenes Schwimmbecken.
Weiter fahren können wir aber auch nicht, da hinter der Stadt gleich die Grenze ist und auch der Lkw einen flachen Reifen hat, der dringend repariert werden muss. Also müssen wir im Hotel „Ruhe“ bleiben, warum dieses Hotel so heißt, lässt Spekulationen zu, vielleicht weil das Hotel so ruhig ist, da seit langem niemand mehr hergekommen ist oder aber weil die beiden älteren Damen, die zur Grundausstattung des Gebäudes gehören, ihre Ruhe haben wollen.
Die Gruppe nimmt es erstaunlich gelassen und entwickelt Galgenhumor und so ziehen wir erst einmal in den Biergarten und versuchen uns die Unterkunft schön zu trinken. Bei mir endet das jedoch damit, dass ich müder werde und vor dem Abendessen noch eine Stunde schlafe. Dann ziehen wir wieder ins Restaurant gegenüber für eine Krautsuppe, Salate und Hammelfleischspieße und der Abend zieht sich in die Länge, da keiner ins Hotel zurück will.
Als ich dann in mein Zimmer zurückkomme, liegt dann auch schon ein betrunkener Tadschike in meinem Bett und versucht sich gerade in meinem Schlafsack einzumummeln. Mit vereinten Kräften befördern wir den Mann aus dem Bett und schicken ihn in Richtung frischer Luft, die ich in meinem Zimmer definitiv nicht habe.