Freitag, der 9.Mai 2008, von Samarkand über die tadschikische Grenze nach Pendshikent, 80 Kilometer, 531 Höhenmeter, bis 32 Grad

Am Morgen regnet es in Strömen und beim Frühstück dann ein wenig weniger. Das Resultat ist, dass gleich einige unserer heldischen Radfahrer auf den Bus umsteigen wollen. Ich verschiebe erst einmal die Abfahrt noch um eine knappe Stunde, denn am Himmel zeigen sich Lichtblicke und ich denke, dass es über kurz oder lang wieder aufhört zu regnen.

Genauso ist es dann auch, als wir um 10 Uhr loskommen regnet es nicht mehr und außer unseren zwei Magen-Darm geschädigten sitzen alle auf dem Rad. Noch einmal geht es vorbei an den Medressen und Mausoleen von Samarkand, für ein Gruppenfoto bleibt keine Zeit, da wir wieder einmal von der Polizei begleitet werden. Außerhalb der Stadt sorgt diese dann auch für mehr Stau als Ordnung, da sie den Verkehr für uns fast komplett lahm legt und eine lange Schlange von bis zu 80 Fahrzeugen hinter uns herzuckeln muss. Ab und zu lasse ich dann die Gruppeganz weit rechts fahren, damit sich der Stau auflösen kann, aber mit entspanntem Radfahren hat das Nichts zu tun.

Nach 25 Kilometern machen wir in einem kleinen Dorf am Markt eine kleine Pause. Aus einem Lehmofen kommen frische gefüllte Teigtaschen mit Zwiebel-Lammfleisch-Mischung, eine Ergänzung zu dem wie üblich mageren Frühstück. Wenig später erreichen wir dann die Grenze, die völlig unspektakulär anmutet. Es gibt keinerlei Fahrzeugschlangen und es sieht auch nicht wirklich so aus, als ob irgendjemand außer uns die Grenze überschreiten möchte. Auf der usbekischen Seite gibt es wenigstens noch eine Abfertigungshalle und ein Röntgengerät, das allerdings für uns nicht in betrieb genommen wird, was den Vorteil hat, dass wir unser gesamtes Gepäck nicht viel herumschleppen müssen, sondern nur ca. 200 Meter bis zum zweiten Schlagbaum. Dort auf der tadschikischen Seite gibt es nur noch zwei Grenzbeamte und drei Blechhütten und sonst Nichts mehr. Dafür dauert das Ausfüllen der Zollformulare eine Weile und Handys, Fotoapparate, GPS und so weiter müssen angegeben werden und ich wette, dass dies alles bei der Ausreise niemanden mehr interessiert. Wie auch immer, es läuft alles stressfrei und nach etwas mehr als zwei Stunden sind wir nun in einem neuen Land: Tadschikistan. Nach einem grandiosen Usbekistan mit wunderschönen Landschaften und beeindruckenden historischen Baudenkmalen und lebendigen, quirligen Märkten wird es Tadschikistan wohl nicht einfach haben, aber in der Ferne locken schon die Berge mit schneebedeckten Gipfeln im Dunst kaum auszumachen, aber in ein oder zwei Tagen werden wir dann in die Bergwelt eintauchen.

Der erste Eindruck nach den ersten Kilometern ist, dass das Land ärmer ist als Usbekistan. Die Straße ist zwar nicht so schlecht, aber es fahren kaum Autos. Die Dörfer links und rechts der Straße bestehen fast ausschließlich aus Lehm, allerdings alle in gutem Zustand. Die Leute aber sind genauso freundlich und die Kinder, von denen es mehr gibt rufen uns auf Englisch „Hallo“ oder „Good morning“ oder „What’s your name?“ zu. Erste Gesprächsversuche scheitern daran, dass die Kinder und Jugendlichen kein Russisch mehr sprechen und natürlich außer den fünf englischen Vokabeln auch nichts verstehen.

In Pendshikent ziehen wir zuerst in ein kleines Restaurant und essen eine tadschikische Suppe mit gepökeltem Lamm und Kartoffeln und genießen die ersten Eindrücke des Landes. Die Frauen tragen auch bunte leichte Kleider, wie in Usbekistan, allerdings nicht ganz so körperbetont und eng. Auch zeigt sich eher eine Vorliebe für grelle Farben, aber es fehlt an glitzernden Details.

 

Fierdaus, unser tadschikischer Führer, ein Mathematiker aus Duschanbe hat uns im Ort eine Nacht in einem privaten Haus organisiert und wir werden von einer netten Familie aufgenommen und in die zahlreichen Zimmer, rund um einen großen Hof verteilt. In der Sauna lässt sich hervorragend der Staub vom Tage vom Körper spülen. Und mit einem Bier danach von der Zunge. Das Abendessen, wieder ein dicke Suppe mit Nudeln und Kartoffeln und ein großer bunter Krautsalat, wird von Fierdaus Frau Nadja zubereitet, die auch recht ordentlich Deutsch spricht. Und wie sich herausstellt, hat sie Deutsch in Berlin an der Hartnackschule gelernt, wo auch ich unterrichte, wenn ich nicht gerade mit „China-by-Bike“ auf Tour bin.

Gegen 10 Uhr verschwinden dann alle in ihren Zimmern, wo es sich auf den Kurpatschas, den dicken traditionellen Baumwolldecken hervorragend schlafen lässt.

Einen Kommentar schreiben