Donnerstag, 8.Mai 2008, noch ein Ruhetag in Samarkand: „Fliegende Teppiche“

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Teppiche und zwar der Teppiche in ihrer vollkommensten Form, handgeknüpfte Seidenteppiche. Nein, fliegen können sie nicht diese Wunderwerke aus Millionen von Knoten, aber wenn man diese Schöpfung aus Farben betrachtet hat man einen Eindruck von Leichtigkeit und Vollkommenheit, die perfekte Yoga Matte, denke ich bei mir, nur als solche mit 5000 Dollar pro Stück einem Reiseleitergehalt nicht angepasst.

Doch bevor wir uns den Teppichen widmen besichtigen wir noch ein weiteres gigantisches Mausoleum, das Guri-Amir. Von weitem scheint es auch eine blau glasierte Kuppel zu haben, doch wenn man näher kommt, sieht man, dass die Kuppel aus Rippen besteht, die mit vielfarbigen Mosaiken belegt wurden. Im Inneren tummelt sich viel Volk in der kühlen, reich geschmückten Halle. Hier befindet sich auch das Grab von Timur und die Geschichte wird erzählt, dass, wenn das Grab geöffnet werde, ein Krieg ausbreche. Mitte Juni 1941 öffneten sowjetische Anthropologen die Gruft und am nächsten Tag, dem 22.Juni begann der Überfall Hitlers auf die Sowjetunion. Wie viel Glauben man solchen Geschichten schenken darf ist fraglich, wir genießen erst einmal das lebendige Leben in der Kathedrale und die Kühle unter der hohen Kuppel.

 

Am Nachmittag geht es dann in die Teppichknüpferei am Rande der Stadt. Vor dem zweistöckigen Gebäude sammeln sich Berge von verschiedenen Kräutern und Walnussschalen, die zum Färben benutzt werden. Die Manufaktur arbeitet nur mit natürlichen Materialien. Seide ist ein erstaunliches Material, 1200 Meter Faden werden aus einem Kokon gewonnen und zu Fäden versponnen, die in ihrer Strapazierfähigkeit im Vergleich zur Masse die Reisfestigkeit eines Stahldrahtes übersteigen. Ansonsten herrscht hier noch Kommunismus. Die Teppichknüpferinnen bekommen eine kostenlose staatliche Ausbildung, bezahlt wird gut und nach Leistung und es wird kein Akkorddruck ausgeübt. Wer einen guten Teppich knüpfen will, braucht Geduld und Freude im herzen, erklärt uns Abdullahad Badghisi, der Manager der Manufaktur. (www.silkcarpets.net) Und genau deshalb sei sein Betrieb international anerkannt und könne eine sehr gute Qualität liefern. Es gibt keine Kinderabrbeit, die Arbeitsbedingungen seinen angenehm, es gibt einen Monat bezahlten Urlaub pro Jahr und drei Jahre Geburtsurlaub mit Garantie auf Wiedereinstellung. Wie verzaubert beobachten wir die Mädchen beim Knoten der kostbaren Stücke und der Showroom ist ein Paradies für Teppichkenner. 5000 Dollar kostet ein mittelgroßer Teppich in guter Qualität, trotzdem seien sie immer ausverkauft und arbeiten meistens auf Bestellung. Es gibt die verschiedensten Muster und Farben und eines trägt den Spitznamen Joschka Fischer, da auch der Politiker hier einen Teppich erworben hat, Auch zwei Teilnehmer unserer Gruppe erliegen der Faszination und bestellen einen Teppich in den schönsten Farben.

Am Abend treffen wir uns in einem der ältesten Häuser der Stadt zum Abendessen, eine Art kleines Familienrestaurant und alle sind ein wenig traurig, die faszinierende Metropole an der Seidenstraße morgen verlassen zu müssen.

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