Sonntag, 4. Mai 2008, von Narata zum Bergcamp bei Josh, 62 Kilometer, 562 Höhenmeter, bis 30 Grad
Die ganze Nacht funkelten die Sterne am Himmel, doch am Morgen ist alles zugezogen und grau. Gerade als wir mit dem Frühstück fertig sind, es gab eine große Portion Milchreis, fing es an zu tröpfeln.
Gegen 8 Uhr brechen wir auf zur Festung, die Alexander der Große hier errichten lassen. Viel ist nicht mehr übrig, aber unten auf dem Markt und Parkplatz ist richtig Leben. Jeden Sonntag kommen hunderte von Ausflüglern hierher und es gibt überall Buden und Verkaufsstände entlang des Weges, vor denen sich die Leute drängen. Ein Stand verkauft frisches Lammfleisch. Vorne hängen die enthäuteten Tiere und ein paar Meter weiter hinten warten blökend weitere 5 Schäfchen auf ihr Schicksal, noch am gleichen Tag im Plow zu landen.
Während wir uns durch die Menschenmassen drängeln, um an der Quelle vorbeizukommen, die der Gegend hier zu Fruchtbarkeit verholfen hat und dann die Reste der Festung zu besteigen, fängt es richtig an zu regnen. Oben ist es so kalt, dass wir auf dem Absatz kehrt machen und ins nächste Teehaus einziehen. Da wir heute nur wenige Kilometer zu fahren haben, können wir wirklich abwarten und Tee trinken und nach einer Stunde hört es dann auch wirklich wieder auf zu regnen und es sieht sogar so aus, als ob die Sonne wieder herauskommen möchte.
Aus der Stadt heraus kommen wir in eine riesige Ebene. Im Gegensatz zu gestern keine richtige Wüste, sondern Grassland, durch das sich unsere Straße wie ein gerader Strich bis zum Horizont zieht und genauso sieht unser Fahrtag aus. Geradeaus geht es bis zum Mittagspicknick in einem kleinen Dorf rechts von der Straße. Lediglich rechts von uns zieht sich die Bergkette hin, über die wir gestern gefahren sind und auch wieder hinüber müssen, wenn wir näher nach Samarkand kommen. An den Gipfeln lösen sich langsam die Wolkenhauben vom Regen heute Vormittag auf. Inzwischen scheint die Sonne wieder und es sind fast dreißig Grad, nachdem heute Morgen das Thermometer frostige 13 Grad gezeigt hat.
Unter einem großen schattigen Aprikosenbaum machen breiten wir unsere Decke aus und schnitzeln einen großen Salat. Dazu gibt es eine Suppe, die Farhoud schon hat in Narata kochen lassen und die nur aufgewärmt werden muss. Dazu gibt es dann allerhand kleine Süßigkeiten und Brot und fertig ist ein kleines Mahl.
Nach einem Mittgasschläfchen geht es dann weiter durchs Grasland, vorbei an großen Herden von Schafen und Ziegen. Das Leben der Leute hier ist sehr einfach, ein paar Ziegen oder Schafe und vielleicht ein Kuh reichen für die Fleisch und Milchversorgung aus. Im Garten der Häuser aus gestampftem Lehm wachsen Gemüse und Kräuter und mehr brauchen die Leute hier nicht, scheint es.
Als die Sonne Anfängt alles in warme Farben zu tauchen, biegen wir nach rechts ab und fahren auf ein Dorf am Rande der Berge zu. Die Wiesen sind umso grüner, je höher wir kommen. Mohn und Kornblumen blühen am Straßenrand und es geht nach hinten zu mächtig aufwärts. Eine halbe Stunde strampeln wir noch bergauf bis hinter das Dorf und sich dann schon auf 1000 Meter Höhe, als wir eine schöne Wiese erreichen.
Es ist wohl der schönste Lagerplatz bisher, nach oben windet sich die kleine Straße noch ein wenig und nach unten haben wir einen herrlichen Ausblick über das Dorf und über die gesamte Ebene. Ein kleines Bächlein plätschert vor sich in und nach einer halben Stunde hat sich die gesamte Dorfjugend versammelt, um unser Tun und Lassen zu beobachten. Rundherum weiden Tiere, zuerst werden die Schafe vorbei getrieben, dann kommen muhend Kühe vorbei und ab und zu brüllt ein Esel so laut und erfreut sich daran, dass das Echo den Ruf eine halbe Sekund später wiederholt.
Der Fahrer gräbt eine Grube in der ein kleines Feuer gemacht wird und nachdem der Topf darüber gesetzt wurde beginnt die Mannschaft mit der Zubereitung des Plows, vielleicht mit dem Fleisch der Tiere, die wir heute Morgen noch in Narata haben stehen oder hängen sehen. Robert und ich scheinen uns dann vollends als Salatköche qualifiziert zu haben und die anderen sitzen irgendwo in der Landschaft, genießen die Aussicht und schreiben Tagebuch. Gerade im letzten Licht des Tages sitzen wir dann alle um unser Tischtuch und genießen unseren Reis und die Stimmung des Abends nach einem sehr abwechslungsreichen Tag.