Montag, 5.Mai 2008 , vom Bergcamp bei Josh bis zum Lager hinter Qosrabat, 79,5 Kilometer, 531 Höhenmeter, bis 32 Grad

Eher als angenommen steigt die Sonne über den Bergrücken und beleuchtet und wärmt unser Zeltlager im grünen Talgrund. Eigentlich hatten wir 8 Uhr als Frühstückstermin gesetzt, aber schon viel früher laufen alle geschäftig im Lager herum, packen Sachen und Zelte zusammen oder ziehen mit dem Toilettenspaten hinter den nächsten Hügel. Da die Wurst vom Markt fast explodiert, fällt das Frühstück etwas mager aus, die „Süßen“ halten sich an die Marmelade, die „Unsüßen“ an die Fischkonserven, dazu gibt es Unmengen von Keksen. Und heute passiert dann ein Wunder, alle sitzen 10 Minuten vor 9, also vor der beschlossenen Abfahrtszeit auf den Rädern. Gemütlich rollen wir den Berg wieder hinunter durchs Dorf. Dort werden wir noch einmal von der Schulklasse gestoppt, die an der Straße mit Fähnchen steht und auf uns wartet. Der Lehrer unterrichtet an der Schule Deutsch und Russisch und so werden wir mit einem „Guten Morgen“ begrüßt. Frank bekommt einen großen Strauß Feldblumen zum Geburtstag und die Kameras klicken in alle Richtungen. Nach ein paar Minuten rauschender Fahrt durch die grünen Wiesen und Felder sind wir auf der Hauptstraße und weiter geht es in Richtung Samarkand. Heute wird es ein wenig hügeliger und es geht manchmal mehr oder weniger bergauf und wieder bergab. Laut Straßenbeschilderung hat jeder Anstieg und jede Abfahrt 10%, denn es gibt wohl keine anderen Schilder.

Die Landschaft ist grandios, überall zwischen den Hügeln liegen kleine Gehöfte, nur aus Lehm gebaut, die fortschrittlicheren unter den Gebäuden haben dann schon ein  Wellblechdach. In einem kleinen Dorf kaufen wir dann den Vorrat von 5 Flaschen an Cola komplett auf und reduzieren den Lagerbestand an Waffeln um ein Vielfaches. Es ist ein mehr als gemütliches Radfahren heute. Die Strecke ist nicht zu anspruchsvoll, aber wunderschön und wir haben nur wenig Kilometer zurückzulegen. Überall blühen Blumen und manche Felder sind durchsetzt mit rotem Klatschmohn, der gerade in der schönsten Blüte steht.

Mittag gibt es in dem kleinen Städtchen Qosrabat in einem Teegarten mit einer leckeren Suppe und etwas Hackfleisch vom Grill. Ich versuche etwas die Hauptstraße entlang zu spazieren, aber man ist hier überall die Hauptattraktion und nach 300 Metern ist die „Einkaufsmeile“ sowieso zu Ende, die aus fünf Fotoshops, drei Teestuben, zwei Läden und einem fliegenden Schuster bestand. Bis zum Nachmittag sitzen wir noch in der Teestube, dann geht es noch ein paar Kilometer weiter. Der vorgesehene Platz gefällt uns nicht, da es einfach noch zu warm für ein Camping in der prallen Sonne ist und so fahren wir noch gute 10 Kilometer weiter und enden dann auf der Baustelle eines Teehauses. Das obere Geschoss ist ideal, um die Matten auszurollen, es gibt eine Toilette und hinter dem Haus bauen wir das Duschzelt auf.

 

Der Bauer von nebenan hat auch eins dieser eigentümlichen Weinfelder. Die Stöcke werden hier so geschnitten, dass die knorrigen Äste am Boden liegen und dort auch Früchte tragen. Der Grund dafür sind die mitunter doch sehr kalten Winternächte, in denen der Weinstrauch mit Sand bedeckt werden muss und das lässt sich bei den am Boden wachsenden Ranken, doch mit recht wenig Aufwand verwirklichen. Auf alle Fälle ist der Wein, von dem wir 10 Liter für 8 Euro kaufen lecker, süß und schwer wie ein Cherry und das erstaunlichste, er macht keine Kopfschmerzen, wie ich am nächsten Morgen feststellen darf.

Der Rest des Abends vergeht beim fröhlichen Geburtstagsplausch am Ende eines ruhigen und gemütlichen Tages.

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