Montag, 21. April 2008, Ruhetag in Aschchabat
Was für die Anderen ein Ruhetag ist wird für mich wohl harte Arbeit werden, denn das Internet geht nur über Modem und ist quälend langsam. Draußen futuristische Prachtbauten, innen digitales Mittelalter, das Frühstück dagegen eher bürgerlich spießig, aber super gut. Eine riesige Auswahl an Salaten, Fleisch und auch sonst Alles, was der westliche Tourist so mag, lässt keinen Wunsch mehr offen. Dann stürze ich mich an die Arbeit und verknote meinen Rechner mit dem Telefonnetz. Dann heißt es Texte schreiben, Fotos sortieren und bearbeiten und alles versenden. Letzteres dauert am längsten und kostet mich 6 Dollar pro Stunde. Irgendwann gegen 13 Uhr sehe ich nur noch bunt Flecken auf dem Bildschirm und entschließe mich zu einem Spaziergang. Aus dem hotel steuere ich auf die Prachtavenue zu. Links und rechts monumentale Regierungsgebäude, Quaderförmige Kästen mit Kuppel oder traditionell orientalisch mit vielen Kuppeln gehalten. Große breite Straßen mit nicht zu vielen Autos, aber an Menschen fehlt es hier. Nur überall Polizei und Armee. Ich fotografier links und recht und werde immer wieder darauf hingewiesen, dass ich das nicht darf. Wozu diese tollen Gebäude, wenn keiner da ist, der sie ansieht und wenn man nicht einmal fotografieren darf. Ich fotografiere trotzdem weiter und so habe ich wohl heute ein gutes Dutzend Bilder von Gebäuden, die nicht fotografiert werden dürfen. Ich hoffe, dass mich keiner meiner Leser an die Hiesige Polizei verrät! Am anderen Ende eines riesigen menschenleeren Platzes steht wieder ein Turkmenbashi Denkmal, obenauf eine goldene Statue des großen Führers, der sich mit der Sonne dreht. Stalin hätte hier, den Personenkult betreffend noch einiges lernen können. In dem folgenden Park gibt es wenigstens ein paar Leute. Ein paar alte Männer spazieren an den Springbrunnen entlang und Liebespärchen halten Händchen. Ich darf auch ein Bild von einem jungen Pärchen machen, aber nur mit dem Versprechen, dass es in Turkmenistan nicht veröffentlicht wird und Mutti und Vati der jungen Dame nichts davon erfahren. Ich glaube, dass Versprechen kann ich halten. Hinter dem Prunkviertel beginnt wieder die Sowjetunion, zumindest optisch. Häuser aus den 50er Jahren und vermüllte Hinterhöfe mit schrottreifen Autos. Die Benz und BMW sind eher auf den großen Straßen zu finden. Die Frauen, zumindest die Turkmeninnen, tragen wunderschöne lange enge Kleider, die zu ihren schlanken Figuren passen. Viele andere Frauen dann eher westlich und sehr knapp, wohl hauptsächlich Russinnen, von denen es hier im vergleich zu den anderen bereisten Ländern sehr viele gibt. Auch sprechen die Leute durchweg gut Russisch, ob jung oder alt. Leider muss das an Eindrücken reichen, denn im Hotel wartet noch jede Menge Arbeit auf mich und ich werde nicht einmal Zeit zu einem Mittagsschlaf haben.
Und so wird es dann auch, ich arbeite wieder bis 19 Uhr und dann gehen wir alle zusammen ins russische Restaurant von gestern. Heute kennen wir die Karte natürlich und so wird es noch leckerer als am Vortage. Danach bin ich wieder so müde, dass ich nur noch ins Bett fallen kann.