Mittwoch, 16. April 2008, Fähre nach Turkmenbashi: „Gedulsdprobe Teil 2“
Gegen 7 Uhr schlafen Viele noch. Unser rostiger Kahn zieht eine lange weiße Gischtfahne durch das ruhige Meer, es weht nur ein leichter Wind. Ein Matrose mit einem großen Müllsack kommt an Deck und entledigt sich dessen mittels eines Schwunges über die Reling. Ich schaue den davon treibenden Zivilisationsresten noch ein wenig nach und entschließe mich zu einem genialen Frühstück, hatte ich mir doch in Baku noch eine kleine Dose Kaviar und eine Flasche Sekt gekauft. Heino hatte die gleiche Idee, nur statt des Sektes hat er Wodka auf dem Tisch. Mit ein paar Frühaufstehern genießen wir dann unsere Fischeier auf frischem Brot und der Sekt macht auch schön schläfrig. Es ist einfach schön für ein paar Stunden nichts zu tun zu haben und zu genießen, diese Sekt-Kaviar-Orgie war mein Traum seit wir die Tour geplant haben, mein Freund Yorgos aus Griechenland hätte die Arme ausgebreitet und „Hartes Leben!“ausgerufen und genau das tun Heino und ich auch und an dieser Stelle viele Grüße an Yorgos, den bisher kein anderer Reiseleiter toppen konnte, naja, vielleicht konnte Tamuna aus Tiblissi mithalten. Unter solchen Gedanken verkrieche ich mich dann noch einmal in meinem Schlafsack und mache den Faulenzertag ‚rund’.
Gegen 11 Uhr kommt dann auch die Sonne heraus, einige unserer Reisenden lungern auf dem Oberdeck herum und unterhalten sich mit den Teilnehmern der anderen Gruppen oder lesen oder starren einfach nur ins Meer. So vergeht dann der Vormittag, der Mittag und auch der Nachmittag, ab und zu unterbrochen durch ein Tässchen Tee und irgendwann gegen 16 Uhr ist dann auch ein schmaler Streifen Land zu sehen. Dieser kommt näher und näher, durch eine schmale Wasserstraße geht es in die Bucht vor Turkmenbashi und wir erkennen die Konturen der Stadt, kahle Berge, Eröraffinerien und Hafenanlagen. Doch zur allgemeinen Enttäuschung wendet das Boot drei Kilometer vor der Küste, stoppt die Maschinen und wirft den Anker und dann passiert nichts mehr. Wieder heißt es warten und warten und es wird wohl nicht das letzte Mal an diesem Tag sein, denn die Grenzabfertigung in Turkmenbashi, das hier schon fast greifbar vor uns liegt, ist für seine Langsamkeit bekannt.
Als die Sonne dann langsam an den Horizont wandert wird die Maschine wieder angeworfen und unser Schiff wird an den Fährhafen bugsiert. Fasziniert beobachten alle, wie der große Kahn zentimetergenau an die Gleiskante heranmanövriert wird. Bei dem schönen Wetter und der ruhigen See funktioniert das sehr gut, aber wie mag das bei schlechtem Wetter und hohem Wellengang aussehen. Von Bord dürfen wir noch lange nicht. Zuerst kommt ein Arzt an Bord und nun gilt es die Reisepässe von drei großen Reisegruppen, die die Schiffscrew gut vermischt hat, wieder auseinanderzusortieren, unser Doktor und der der Litauer wird nach mehr oder weniger seltenen Krankheiten in der Gruppe befragt, dann kommt nach einer halben Stunde der Zoll an Bord und beguckt sich alles und dann dürfen wir auch entladen und uns zur Grenzstation an Land begeben, wo es wieder heißt: Warten, warten, noch mal warten. Zwischendrin ein Formular ausfüllen und dann noch eins. Dann geht es unendlich langsam in der Abfertigungshalle vorwärts. Jeder Pass geht durch mindestens 5 Hände, weiteres Papier wird von den Beamten ausgefüllt, Anmeldebescheinigungen ausgefüllt, gegen gecheckt und mehrfach gestempelt, das Gepäck durchleuchtet und so weiter. Gegen Mitternacht kann uns dann Ata, unser turkmenischer Führer, in Empfang nehmen und wir radeln in die nahe Stadt. Die Nacht ist kühl und es weht ein frischer Wind aus der verkehrten Richtung. Im Hotel gibt es dann nur noch etwas zu essen auf den Zimmern und eine Flasche Wasser und gegen zwei Uhr kann ich dann endlich mein Licht löschen und einschlafen nach einem Tag unendlicher Wartereien, morgen soll es dann gleich zeitig weiter in die Wüste hier in Turkmenistan gehen.